Avatar

Religion und Krieg (Schauungen & Prophezeiungen)

BBouvier @, Dienstag, 01.03.2016, 19:15 (vor 2971 Tagen) @ Dannylee (2825 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Dienstag, 01.03.2016, 19:42

<"... weil die Menschen die alten Schriften ...
verschieden interpretieren ... entstanden und entstehen
ja die meisten Kriege.
">

Hallo, Dannylee!

Das ist derartig schlicht und bar jeglicher Kenntnis
der Geschichte der Menschheit sich ausgedacht,
daß es einem schier die Sprache verschlägt.

Verfaßte Religionen sind nur eine der möglichen Methoden,
mittels einer Klammer Menschen effektiv zu verbinden.
Grundsätzlich gibt es deren zwei - nämlich:
- Verwandtschaft: Familie, Sippe, Stamm, Staatsvolk
- eine "Idee": z.B. Juden, Moslems, Demokraten, Kommunisten, Antifaschisten, etc.

Die Jeweiligen Mitglieder grenzen sich damit sinnvoll nach "außen" ab:
Der Zusammenhalt wird so idetitätsstiftend gewährleistet.
Der Mensch als Rudeltier ist auf derlei hin ausgelegt und seelisch verfaßt:
Er kann gar nicht anders, sich zu organisieren und würde sonst im Chaos untergehen.

Es ist irrig zu vermuten, die Klammer selbst wäre Konfliktursache,
und man müßte sie nur "verbieten" - schon lebten die Menschen
in friedlicher Eintracht:
Klammern sind nur Symptom des Rudelzusammenhaltes.

Der Knappe des Ritters mit der weissen Rose kloppt ebensowenig
deswegen auf den Knappen des Ritters mit der roten Rose ein,
weil ihm rot nicht zusagt, wie ein Sarazene auf den Kreuzfahrer,
weil der sich zum Beten nicht auf den Boden wirft oder das falsche
Gesangbuch hätte:
Sondern rein nur deswegen, weil "rot" oder "Gesangbuch" ein Indikator
dafür ist, dass "Der da" nicht "zu uns" gehört und daher potentiell gefährlich!

Ganz ähnlich, wenn der Bankäuber mit einer Sturmmaske über dem Gesicht
auf den uniformierten Wachmann der Bank stößt.

Die eröffnen doch nicht sofort das Feuer deswegen aufeinander,
weil der eine einen Trainingsanzug trägt
und der andere ein blaues Hemd mit Krawatte!
Nur in deren Köpfen mag intuitiv
ein solcher gedanklicher Kurzschluss entstehen.

Noch einmal:
In diesem Kontext sind "Religionen" reine Indikatoren für "Zugehörigkeit"
und irrationale, zwischenmenschliche Klammern.

In US-Ghettos darf man sich mit dem "falschen" Halstuche
nicht in dem falschen Viertel sehen lassen.
Und es wäre da wenig nachgedacht, nun die Halstücher zu diskreditieren,
in der Annahme, deretwegen gäbe es Rabatz.

Hingewiesen sei auf Molemfrauen mit Kopftüchern.

Und auch auf den Innenminister - ich meine, Sachsens? -
der vor einer Weile Überlegungen anstellte, die Polizei
solle doch den bösen "Rechten" bei Demonstrationen
nur mal die weißen Schnürsenkel wegnehmen:
=>
Dann wären das keine mehr!
Echt!!

"Eigentlich" leben Menschen (relativ) friedlich in Kleinstgruppen, in "Tantenclans" -
fast wie eine einzige Grossfamilie.
Ab Sesshaftigkeit, mit Städten und Grossregionen, ist dann die
Klammer: Stamm/Volk ... bzw. die gemeinsame Sprache.
Das Matriarchat endet dann, weil Fauen keine stabilen Grossgemeinschaften
bilden können.
Es kämpfen die Römer gegen die Sabiner,
die Juden gegen die Edomiter.
Die Athener gegen die Spartaner.

Ab der Entstehung von Grossreichen mit mehreren Völkern wird es nun schwierig.
Rom behalf sich mit einer multinationalen, fiktiven Blutsklammer -
mit der Vergabe des Römischen Bürgerrechtes.
Das ist die eine Möglichkeit.
Siehe auch "EU".
Oder "Bürger der Vereinigten Staaten".

Die zweite Variante einer multinationalen Klammer ist eine gemeinsame Überzeugung:
- wir Demokraten
- wir Christen
- wir Kommunisten
- wir Mohammedaner
- etc.

Völlig falsch wäre es anzunehmen, Saladin hätte die europäischen
Grafschaften und Siedler in Nahost bekämpft, nur weil die das falsche
Gesangbuch hatten.
Die Türken hätten Wien belagert, weil dort Katholiken wohnen.
Der Dreissigjährige Krieg wäre geführt worden, weil die eine
Partei das Abendmahl in beiderlei Gestalt konsumiert hätte.
Die USA hätten sich mit Stalin verbündet,
um einen bösen Diktator abzusetzen:
"Vorwärts, christliche Soldaten!"

Man sollte das Panier nicht für den Kriegsgrund halten.
Ebensowenig ging es in den Rosenkriegen der Häuser Lancaster
und York um die weiße bzw. die rote Farbe der Rose im jeweiligen Wappen.

Es geht rein nur um Zugehörigkeit und Loyalität der Bewohner
innerhalb multinationaler Grossregionen, die um Bestand
oder Machtausdehnung ringen.

Und das Panier kann da glatt auch mal eine rote Fahne sein.
Aber die rote Fahne ist doch nicht Ursache oder Inhalt des Konfliktes
mit dem Widerpart!

Es geht da rein um "wir" und um "die".
Und "die" werden gegebenenfalls abgemurkst, falls die keine rote Fahne haben.
Oder das falsche Kreuz.
Aber doch nicht wegen des Kreuzes selber!

Gruß,
BB


- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."


Gesamter Strang: