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Sonnenaufgang im Westen (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 31.12.2015, 13:15 (vor 3032 Tagen) @ BBouvier (5856 Aufrufe)

Hallo!

1.
Bei einem "geographischen" Polsprung würden sich die Kontinentalschollen
mehr oder weniger ein Stück verschieben, so daß unter dem nördlichen Drehpol
dann z.B. Narvik oder Wladiwostok läge:
Die Sonne geht nach wie vor im Osten auf.

Die Sonne ginge allenfalls scheinbar im Westen auf, wenn sich die Erde/Erdkruste so weit bewegen würde, daß Europa unter dem Südpol "hinten" wieder hochrutschte und die Kontinente quasi auf dem Kopf stünden, der Atlantik für uns im Osten läge.
Davon ist aber nicht auszugehen. Bei einer Krustenverschiebung fungiert der irdische Äquatorialwulst, den die Erde in ihrer Eigenschaft als Rotationsellipsoid besitzt, als natürlicher Widerstand, der die Bewegung nach einigen hundert Kilometern "Fahrt" wieder ausbremst.

Wahrscheinlich ist das Motiv "Sonnenaufgang im Westen" ebenfalls religiösen Ursprungs.
Es findet sich im Islam als Vorzeichen des jüngsten Gerichtes:
Das Aufgehen der Sonne im Westen

"Die Stunde wird nicht eher kommen bis die Sonne im Westen aufgeht. Wenn sie aufgeht und die Menschen sehen es, werden sie alle glauben, aber zu dieser Zeit wird der Glaube nichts nutzen wenn der Mensch nicht schon vorher geglaubt hat oder etwas gutes aus seinem Glauben gewonnen hat."

Sinn: Gott wird etwas unmögliches geschehen lassen, das die Leute zum Glauben bringen wird. Natürlich wird die Sonne nicht tatsächlich im Westen aufgehen. Die Aussage symbolisiert, daß in der Endzeit schlichtweg die "Welt auf dem Kopf steht" und Dinge geschehen, die unter normalen Umständen nicht geschehen.

Des Weiteren:
"Das Aufgehen der Sonne im Westen wird dann zu den Zeichen gehören die den Zustand der Himmel verändern werden. Dies wird erst dann ein Ende finden wenn die Stunde selbst gekommen ist."

Heißt: Der Sonnenaufgang im Westen ist in der religiösen Vorstellung des Islsams eine temporäre Sache, die nur während der Endzeit stattfindet.

Es würde mich nicht wundern, wenn dieses Motiv auch in der europäischen endzeitlichen Vorstellungswelt umging.

Ich frage mich allerdings, wie der Bauer aus Selb darauf kommt:
„Er befindet sich in etwa dort, wo er jetzt wohnt. Es ist einige Zeit ‚nachher’. Weit und breit steht und ist da rein nichts mehr. Jedoch existieren die Berge Richtung der nahen Grenze noch. Bis zum Horizonte nur grauer, trockener Sand, den Wind leicht vor sich her treibt...sonst nichts. Die Sonne geht auf: Und zwar im Westen!“

Eine ältere Volkssage aus Waldthurn berichtet vom genauen Gegenteil:
„Auch geht die Sonne nicht mehr auf wie sonst, mehr links vom Fahrenberge, während sonst hinter ihm.“

Der Fahrenberg liegt von Waldthurn aus gesehen im Osten. Die Sonne geht die meiste Zeit des Jahres hinter oder rechts vom Berge auf. Siehe hier.
Wenn der Sonnenaufgangspunkt nach Norden rutscht, liegt Europa danach südlicher. Himmelsrichtungen und Erddrehung bleiben aber die gleichen.

Wenn die Volkssage eine solch spezifische Angabe macht statt die gängigen, frei flottierenden religiösen Ideen wie "Sonnenaufgang im Westen" aufzugreifen, ist dem wohl mehr zu trauen als eben diesen religiösen Ideen. Da hat in Waldthurn wahrscheinlich tatsächlich mal einer was gesehen.

Der Bauer aus Selb hat sich da wahrscheinlich etwas in den Kopf gesetzt und glaubt das jetzt.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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