Keiner ist davon befreit, sich um Erkenntnis zu bemühen (Schauungen & Prophezeiungen)

Lieselotte, Donnerstag, 10.12.2015, 18:38 (vor 3059 Tagen) @ Taurec (2522 Aufrufe)

Hallo,

"Das Problematische ist: Sobald man anfängt, zu definieren und Meinungen zu haben, zerdenkt man die Sache und ist sich ihrer schon unsicher geworden."

das ist richtig. Viele Meinungen verwirren.
Erkenntnisse die ich meinte, oben, sind aber nicht unbedingt intellektueller Art, bzw. sie sind nicht aus reinem Denken entstanden. Bei ihrer Entstehung spielen noch andere Dinge eine wichtige Rolle, wie das sogenannte "Bauchgefühl". Denken führt vielfach in die Irre.

"Was ich hier fahrlässig pauschalisierend als "Lebenseinheit" bezeichnet habe, basiert auf einem Wir-Gefühl, daß von einem Gleichklang der Seelen und einem gemeinsamen Lebenstakt kommt. Die kleinste/stärkste Lebenseinheit ist die Familie/Sippe, die durch Blutsbande engstens zusammengehört und meines Erachtens auch karmisch eine Einheit bildet, sozusagen "Schicksalsgemeinschaften".

Jetzt ist verständlich, was Du meinst. Gut.
Das mag im Mittelalter noch so gewesen sein. Dabei fällt mir ein Roman von Hermann Löns ein, der plastisch beschreibt, wie sehr verbunden die Leute damals miteinander waren und wie jeder auf seinem Platz in der Gemeinschaft (Sippe) für den anderen kämpfte. Der Roman heißt: Der Wehrwolf, ein durchaus lohnenswertes Buch, gibt es als Pdf im Netz.
Heute wäre solch ein Zusammenhalt unmöglich, unvorstellbar.
Die beiden Kriege, insbesondere der letzte mit seinen Millionen Opfern und ebenso Millionen Vertreibungen, haben jedweden Zusammenhalt und Heimatgefühl vernichtet. Es gibt wohl kaum eine Familie, die davon nicht mehrfach betroffen war.

""Lebenseinheit" ist stets die stärkste tragfähige Einheit, die in der Regel auch am weitesten "unten" ist, am Fundament des Volkskörpers und das persönliche Umfeld nicht überschreitet. Hier ist der Punkt, wo man vernünftigerweise ansetzt: Im persönlichen Umfeld, wo man direkt eingreifend, selbverantwortlich handelnd sein Schicksal in die Hand nimmt. Auf die Menschen in meinem Umfeld, die zu mir gehören, erstreckt sich Nächstenliebe."

In großen Städten gibt es keine Gruppen. Oder wollen wir mal sagen, es gibt Gruppen von Menschen mit gemeinsamen Interessen, die noch dazu meist finanzieller Art sind; das hat aber nichts mit "Gleichklang der Seelen" oder "gemeinsamem Lebenstakt" zu tun. Auch ein Kegelclub oder ein Fanclub eines Fußballvereins bietet kein Ersatz für eine Heimat oder ein Zuhause.
Ich sehe das Land derzeit und immer mehr anonym werdend, wo jeder gegen jeden kämpft; mit der Folge: Kein "persönliches Umfeld" mehr vorhanden, auch nicht ansatzweise, so, wie Du es oben beschreibst.

Und dann geschieht natürlich das hier:

"Schwierig wird es wohl bei der heute verbreiteten Sorte atomisierter, kosmopolitischer Weltbürger (am besten noch mit "Patchworkfamilie" und "Lebensabschnittspartnern"), die sich tatsächlich nirgendwo mehr zugehörig, bzw. "überall zuhause" fühlen. Diese in gewissem Sinne seelenlosen Kreaturen haben es geschafft, in Ermangelung eines stabilen, tragfähigen sozialen Umfeldes "Nächstenliebe" auf die ganze Menschheit auszudehnen, weil sie für kleiner dimensioniertes kein Verständnis mehr haben. Die heißen dann in völliger Verzückung Massen von "Refugees" willkommen, um sich durch diese selbst zu erlösen."

Das klingt ein bisschen nach Schelte, nach Kritik, ich kann aber aus eigener Erfahrung, weil immer in der Großstadt lebend, und ohne Familie, sagen, dass man es nicht leicht hat in solch einer Situation. Die Folge ist halt dann, dass man eine Art "Ersatzheimat" sucht, und die natürlich nicht findet (weil es keine gibt, so einfach ist das, es gibt nur eine Heimat), und die Leute dazu gibt es auch nicht. Was weg ist, ist weg, wenn die Familie zerstreut ist durch Krieg oder sonstwas, ist dann da eben NICHTS mehr. Ergo sucht man sich was anderes - notgedrungen - denn so immer alleine durch die Gegend zu laufen, ist auch nicht Menschen-Art.

Es muss sich zusammen finden, was gleicher Art ist - und das sind nicht immer unbedingt nur Familienangehörige. Denke ich. Und das ist mein Fazit. Auf Familie - Zufall? - gebe ich eigentlich nichts mehr. Gleicher Art sind für mich nur freie Menschen, die auch bereit sind, dafür Opfer zu bringen, und das hat nichts mit Familie zu tun.

In dem Sinne würde ich sagen: Lebenseinheit, das ist, richtig, die kleinste tragfähige Einheit, ganz unten, am Volkskörper, und sie überschreitet nicht das eigene Umfeld, nur: Es muss nicht die Familie sein bzw. Menschen mit gleicher Weltanschauung ersetzen zerstrittene Familien"bande" allemale besser.

An die Erkenntnisse der Zusammenhänge kann man aber trotzdem gehen, auch ohne vorhandene Lebenseinheit. Keiner ist davon befreit, sich diesbezüglich weiter zu entwickeln.

gruß Lieselotte


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