Guten Morgen detlef (Schauungen & Prophezeiungen)

Hope, Freitag, 02.10.2015, 09:44 (vor 3128 Tagen) @ detlef (5620 Aufrufe)

Guten Morgen Detlef!

keiner weiß, was Schauungen wirklich sind, bzw, ob das, was man träumt oder "sieht" tatsächlich solche sind, oder ob das Gehirn uns einfach nur einen Streich spielt. Da das meiste unserer alltäglichen Aktionen sich aus dem Unbewussten heraus ergeben (keiner fährt Auto und tritt immer bewusst die Kupplung - so als Beispiel), ist es auch möglich, dass sich Gedanken, die einen blitzartig überfallen, ebenfalls aus diesem Bereich kommen.
Von daher bin ich jeder "Schauung", und eigentlich benutze ich das Wort erst, wenn es eingetroffen ist (vorher ist es für mich eine Möglichkeit, eine Spekulation, Verarbeitung, Stresssymptom aber nie eine Schauung).
Ich erträume Dinge und die sind ebenfalls immer eingetroffen, jedoch in völlig unterschiedlichen Zeitrahmen. Wobei ich mich dann selbst kritisch hinterfrage, ob es tatsächlich so ist, oder ob mein Unterbewusstsein vorher schon Dinge erkennt, die meine Ratio verleugnet, weil es zu unbequem, gefährlich, existenzbedrohend ist. ;-)

Die einzig für mich wirkliche Schauung, der ich je begegnet bin, sind die Feldpostbriefe. Alles andere....naja. Wobei ich jetzt keinem Forenmitglied auf die Füße treten will. Nur: zuviele "Schauungen" sind teils dermaßen psychologisch erklärbar, dass es eben keine ist. Sondern Ängste, Bedenken, Überlegungen, abgelegt irgendwo im Unbewussten, dass sich dann quasi einen Ausgang sucht, wie der Eiter durch die Fistel. Und es einem als etwas vorkommt, was in der Zukunft liegen könnte.
Ich träume, oder haben Ahnungen. Davon wurden manche wahr, andere nicht. Ich träume sehr oft von Russen - allerdings bin ich im psychologisch psychiatrischen Bereich tätig und weiß, dass die Kriegslast, die Angst vor dem Russen, uns quasi in die Wiege gelegt wurde.
Je öfter Putin in die Nachrichten kommt, umso öfter kommen unbewusste Ängste hoch, die allerdings absolut nichts damit zu tun haben, dass die Russen nächstes Jahr einfallen könnten. Vielleicht tun sie es irgendwann, vielleicht auch nicht.

Du schreibst: "wie gruebelt man ueber das wesen von schauungen? wie ueber die echtheit von schauungen?
am liebsten garnicht.
weil man sofort den festen boden unter den fuessen verliert.
also hab ich mich versucht an bekanntem/bewiesenem festzuklammern."

Am besten grübelt man garnicht. Denn auch, falls man eine Schauung haben sollte, kann man nichts daran ändern. Das ist zumindest meine feste Überzeugung. Ich kann nur jedem den Rat geben, bevor er den Boden unter den Füßen verliert, besser heute noch einen Apfelbaum zu pflanzen. Am wichtigsten ist, eine bestimmte Gelassenheit in sein Leben zu lassen, ein soziales, reales Netzwerk zu haben und sein Leben, so weit es geht, zu genießen. :flower:

Klar macht man sich so seine Gedanken. Wer tut das nicht. Nur seine Ziele danach auszurichten, was man evtl. "gesehen" hat, oder jemand anderes, ist ein schlechter Ratgeber. Wir haben keine Ahnung davon, ob es eine Schau in die Zukunft tatsächlich gibt, ob die Leute, die es behaupten, nicht einfach nur Wichtigtuer sind oder labile Menschen mit besonders belasteter Psyche, oder tatsächliche Seher.

Du schreibst auch, man könne es abwenden. Weiter oben schrieb ich schon, dass ich eben nicht daran glaube - denn: woher will ich wissen, wann es passieren soll? ob es überhaupt passiert, und wenn es passieren soll, kann ich überhaupt was ändern? Um das zu wissen, müssten wir die Gesetze des Universums kennen und davon sind wir Lichtjahre entfernt.

Das ist zumindest meine Überzeugung. Selbstverständlich kann man Dinge "sehen", die einen aus der Bahn werfen können. Ging mir auch so. Glücklicherweise konnte ich mich abfangen. Und: wenn ich in diversen Foren so lese, habe ich öfter den Verdacht, dass es Leute gibt, deren Leben da aus den Fugen geraten ist. Da könnte man sich dann schon wieder fragen: wenn es denn Schauungen waren, woher kamen sie? oder spielen da unterdrückte Ängste eine ausschlaggebende Rolle? Oder sind diejenigen dermaßen unglücklich, dass sie sich eine Apokalypse herbeisehen und jedes Zwinkern des Papstes als seine Flucht interpretieren? Man sieht dann nur das, was man sehen will. Und unser Hirn ist da ein solider Mitspieler.

Die menschliche Psyche ist ein wirklich extrem unheimliches Ding. Da guckt man teilweise in die Hölle rein. Ich würde einer Schauung nur Glauben schenken, wenn ich denjenigen erst mal "analysiert" hätte, sprich, wenn ich dessen privates Umfeld mit Vorfahren und aktuellen Nöten kennen würde. Vorher glaub ich da garnix. Bzw. erst dann, wenn die Schauung eingetroffen ist. Ansonsten pack ich das, auch mein eigenes "Schauen" erst mal in die Ecke.

Als Beispiel: Träume von ärmlicher Kleidung, spartanischer Kleidung, alles ist aufs einfache reduziert, eine postapokalyptische "Schau". Also da versichere ich: nein. Garantiert nicht. Sowas träumen sehr viele Menschen mehr oder weniger intensiv, ich auch. Es ist symbolhaft für Existenzängste. Vor Verarmung, wenn man Schulden hat, ein Haus gebaut sich Sorgen um die Hypotheken macht oder auch nur, wenn man grundsätzlich Angst hat, finanziell den Bach runterzugehen. Arbeitsplatzverlustängste etc....Ein Angsttraum. Aber keine Schau.
Oder zuviel Mad Max gesehen. ;-)
Träume von Wasser: Man will etwas hinter sich bringen. Es zudecken, wegmachen, ein Problem das man mit sich rumschleppt, es ersäufen. So als Beispiel, wie symbolhaft doch manches ist. Oder: man ist wach und sieht etwas. Dämmerzustand, Übermüdung, das Gehirn stellt sich auf den Schlaf ein und liefert einem Trugbilder. Fies gell? Da "sah" ich doch tatsächlich mal einen schwarzen Planeten am Himmel.
Ich will damit nicht sagen, dass es keine echten Schauungen gibt. Nur man sollte dem sehr sehr sehr kritisch gegenüber stehen, was man selber "sieht" oder andere. Und auf keinen Fall sein Leben danach ausrichten. In der Gegenwart leben, seine Lieben und Freundschaften pflegen. Das ist wichtig. Ob dann 10 Tage/Monate/Jahre/Jahrzehnte die Apokalypse über einen hereinbricht....kann passieren, muss aber nicht. Vorher weiß man das nicht, egal was man sieht oder träumt, hinterher weiß man es. Immer erst hinterher.

lg
Hope


Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.
André Gide


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