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Vorläufiger Eindruck (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 21.07.2015, 21:51 (vor 3174 Tagen) @ Eyspfeil (7706 Aufrufe)

Hallo!

Leider endet die Buchvorschau nach Seite 19. Was mir bis dahin aufgefallen ist:

1. Die Person der Seherin wird nicht gekannt. Man muß sich allein auf Rubensteins vorhandene oder nicht vorhandene Urteilsfähigkeit verlassen.

2. Aussagen wie, "die Türkei wird explodieren", oder, "zuerst krachen die Banken, dann kommt der Hunger, dann kommt der Krieg", sind keine Schauungen, bzw. Schauungsdokumentationen, sondern bloß abgeleitete Voraussagen, aus denen nicht ersichtlich wird, ob sie überhaupt eine seherische Grundlage haben, angelesen oder reine Phantasterei sind.

3. Rubenstein nimmt den inzwischen sehr zweifelhaft gewordenen Irlmaier als Maßstab mit der sinngemäßen Begründung, daß er ihn für einen der größten europäischen Seher halte. Ein solcher zweifelhafter Maßstab, kann als wissenschaftliche Begründung der Präkognitionswahrscheinlichkeit einer anderen Person natürlich nicht taugen. Es ist ein Urteil, das auf persönlichen Neigungen basiert.

4. Kern ihrer Aussagen dürfte das hier sein:
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Leider geht daraus nicht hervor, wie die Schauung konkret aussah. Wie sie also dazu kam, ob dem überhaupt eine Schauung zugrundelag oder Spinnerei, ist nicht ersichtlich (siehe oben). Insbesondere, wie sie zu den Jahreszahlen kam, wäre wichtig zu wissen.
Die Daten einfach zu nennen, ohne auf das grundsätzliche Problem mit Zeitangaben in Schauungen hinzuweisen, ist schon sehr gewagt. Er macht die Seriosität der Seherin von den Jahreszahlen abhängig, an die Rubenstein wohl leichtfertig glaubt (?).

Auch die weiteren Aussagen sind keine Schauungsberichte, sondern bloße Behauptungen.

Zum Beispiel:
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Was Maria S. konkret gesehen haben soll, schreibt Rubenstein gar nicht. Statt dessen lesen wir die Behauptung von Ereignissen, die bestenfalls Ableitungen aus vorangegangenen Schauungen sind. Daß es diese Schauungen gab, muß man schlichtweg glauben. Selbst wenn es sie gab, hätten wir hier lediglich die prinzipiell fehleranfällige Interpretation vor uns.
Für die Dokumentation einer Seherin ist das ungenügend.

Weiteres Beispiel:
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Frage: Wie sieht denn eine erhöhte Medikamentenzuzahlung aus?

Es folgen Ausführungen Rubensteins über die gesellschaftliche und politische Lage (bzw. seine Überzeugungen bezüglich derselben).

Wenn der Rest des Buches ähnlich dünn ist, kann man die Quelle eigentlich nicht gebrauchen.

Man müßte wirklich nach folgenden Punkten differenzieren:
1. Was hat die Frau gesehen? => Möglichst genaue Beschreibung der seherischen Wahrnehmung. Bloße Ereignisbehauptungen sind unbrauchbar.

2. Was hat sie sich gedacht? => Trennung von Wahrnehmung und Interpretation.

3. Wann hatte sie die Schauungen und war sie zu diesen Zeitpunkten bereits mit Prophezeiungswissen "kontaminiert"?

4. Welche ihrer Schauungen sind bereits eingetroffen? Waren diese Schauungen Rubenstein bereits vor Eintreffen bekannt oder verläßt er sich hier selbst lediglich auf Behauptungen der Frau?

Darüber hinaus wäre etwas mehr Substanz hinter der Person wünschenswert. Daß die Identität der Frau enthüllt wird, kann nicht verlangt werden. Wenn Rubenstein aber als einziger Zeuge für sie einsteht, sollte er selbst eigentlich (als Forscher) nicht hinter einem Pseudonym verschwinden, sondern irgendwie persönlich greifbar sein. Ansonsten riecht das irgendwie nach "Werdenberg", womöglich zu Unrecht.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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