Was soll "Echtheit" denn sein? (Schauungen & Prophezeiungen)

Sagitta, Sonntag, 28.06.2015, 22:24 (vor 3187 Tagen) @ Baldur (4243 Aufrufe)
bearbeitet von Sagitta, Sonntag, 28.06.2015, 22:42

Guten Abend,

ich stelle an die Feldpostbriefe derartige Fragen nicht. Für mich sind die Aussagen der Feldpostbriefe seit 1953 eben im Raum der Diskussion, und es ist mir zunächst total gleichgültig, ob sie nun eine Fälschung und Machwerk sind oder einzig wahre Eingebung von Gottes Gnaden: seit damals sind sie halt da und können also überprüft werden. Die rückwärtige Überprüfung (durch Bender unternommen) ist Vertrauen erweckend aber nicht wirklich verlässlich, die Überprüfung vorwärts ergibt immerhin einige bemerkenswerte Ergebnisse (für mich hauptsächlich in historisch sehr treffenden Formulierungen - die aber wiederum kritisch in Bezug auf ihre "Echtheit" gesehen werden können***). Diese Situation wurde zuletzt in den folgenden Diskussionsfäden herausgearbeitet (durch BB, Taurec, Baldur, Randomizer, Sagitta):

https://schauungen.de/forum/index.php?id=25641

https://schauungen.de/forum/index.php?id=26788

Man kann hier im Augenblick keine abschließenden Feststellungen treffen. Ich richte an die Feldpostbriefe deshalb allein die Frage, ob sie nützlich sind. Was sie zum Beispiel über den Papst und den Friedensschluß sagen, empfinde ich keineswegs als nützlich, denn es ist das gleiche Geschreibsel, was aus anderen Prophezeiungen schon seit Jahrhunderten bekannt ist.

Möglicherweise wurde in der erwähnten Forumsdiskussion der Konsens erzielt, dass der "prophetische Franzose" nicht nur eigene Schauungen hatte sondern die alten Prophezeiungsmaterien ebenfalls kannte und sie in eigenen Formulierungen weitergegeben hat - ich jedenfalls gehe davon aus. Der Pater und der parapsychologische Forscher hätten als "Gelehrte" das aufzeigen müssen - insofern ist die Wiedergabe in den Missionsblättern oder die Anaylse von Bender aus historisch-kritischer Methodik keineswegs vorbildlich sondern ausgesprochen mangelhaft bzw. tendenziös.

Ich persönlich ziehe deshalb alles an den Feldpostbriefen ab, was der Sache oder der Formulierung nach auch aus anderen Prophezeiungen bekannt ist. Ferner ist alles, was in den Feldpostbriefen zur Zeit vor 1953 steht, ist für mich ebenfalls uninteressant - weil nicht mehr nützlich für die anstehende Zeit/Zukunft. Es bleibt nach diesen beiden Subtraktion nicht mehr viel übrig.

Der "letzte Rest" aber ist für mich nicht von vorneherein wahr, sondern er muss sich erst als wahr bestätigen. Bevor die betreffenden Ereignisse nun eingetreten sind (zB. Russen fallen in den Süden von Deutschland ein, Berge speien Feuer), ist das Einzige, was den Aussagen Gewicht und Autorität verleiht, ihre individuelle Besonderheit: das, was sie von anderen Prophezeiungen und von Trendforschern und Prognostikern und Zukunftsanalysten etc. absetzt. Der Wert liegt in der Spezifität und in der Rationalität der Sachaussagen.

Ich habe diesbezüglich seinerzeit Fragen auch ans Forum gestellt, die bislang noch nicht beantwortet werden konnten. Nicht dass ich Antwort hier erwarte - sondern ich stelle diese Fragen eigentlich mir selbst, habe aber die Lösung selbst noch nicht gefunden.

Etwa die Frage: Sind es die Feldpostbriefe, die als erste "Quelle" in der gesamten Prophezeiungsliteratur einen Angriff aus dem Osten mit der Naturkatastrophe verknüpfen? Wenn das so wäre, dann wären die Feldpostbriefe eine beachtenswerte und authentische Quelle.

Oder die Fragen in https://schauungen.de/forum/index.php?id=26795 - hier stellen die Feldpostbriefe Behauptungen auf und treffen Aussagen, die wir zur Beurteilung des aktuell vor unseren Augen ablaufenden Geschehens nützlich einsetzen können. Beispielsweise reflektiert die Schweiz gerade militärisch ihr Verhältnis zu Europa (Verhalten im Falle von europäischen Bürgerkriegen). Und ganz generell ist die Behauptung (ich sage ausdrücklich Behauptung und nicht Schauung oder Voraussage), dass die Schweiz in Deutschland militärisch aktiv werde, eine sehr kühne (egal ob 1914 oder 1953 ausgesprochen). Solche bemerkenswerten inhaltlichen Konfiguration sind es, die mir die Feldpostbriefe interessant machen und nützlich erscheinen lassen - aber nicht irgendwelche Feststellungen, ob sie echt oder wahr sind.

Ich muss Baldur in einer Sache unbedingt Recht geben: nicht nur die Amerikaner nach 1945 sondern die Katholischen seit 100 Jahren stellen uns Russland ständig als Reich des Bösen dar. Diese (missionarische) Haltung schwingt auch im Hintergrund der Feldpostbriefe und ihrer Veröffentlichung gerade im Jahr1953 mit. Ich bin kein Russlandliebhaber, aber das ist ein widerliches Bestreben, bei den Amerikanern wie bei den Katholen, und läuft bei mir unter Völkerverhetzung. Und das wirft einen deutlichen und sehr dunklen Schatten auf die Feldpostbriefe.

MfG, Sagitta

***) es sind Formulierungen in den Feldpostbriefen enthalten, die breites und tiefgehendes historisches Wissen voraussetzen sowie einen souveränen Blick auf die Geschichte des letzten Jahrhunderts. Der Rill konnte dies eigentlich nicht haben (oder aber der gesunde, bäuerliche Menschenverstand?), und wenn er die Aussagen des Franzosen nur aus der Ferne gehört hat (anderes Zimmer o.ä.) und wenn sie in einer anderen Sprache gesprochen wurden, dann ist für mich unklar, wie die in Rills Feder geflossen sein sollen. Über einzelne dieser Formulierungen wurde im den Beiträgen seinerzeit diskutiert (etwa über "die Besatzungen lösen sich voneinander").


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