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Alternativen nicht unbedingt plausibler (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Sonntag, 21.06.2015, 11:24 (vor 3203 Tagen) @ throne (5727 Aufrufe)

Hallo!

Und herzlichen Dank, das wusste ich nicht.

Das wurde mir auch erst richtig bewußt, als ich auf Deinen Beitrag antwortete und die Sache formulierend durchdenkend aus der dumpfen Ahnung ins Konkrete heben mußte. Das halte ich für einen der großen Vorteile, sich in Foren auszutauschen.

Das macht die Interpretationsversuche dieses 4-Zeilers aber auch nicht viel sinniger. Impakt, aus meiner Sicht, schon mal gleich garnicht. Und der Bezug auf die Sonne (Bruder) , als "Großer", ist dann auch reine Auslegungssache. Es könnte demnach was auch immer gemeint sein, wenn man es z.B. als 3. Position in einer Aufzählung versteht (Mond - Bruder - Großer)

"Die Große lange Zeit unter den Finsternissen verborgen,
Hält Eisen in der blutenden Wunde."

"Impakt" ist natürlich bloße Interpretation, die auch mich nicht rundum befriedigt, was wohl einfach in der Schwammigkeit der Aussage begründet liegt. Alternative Deutungen ständen auf nicht weniger unsicheren Fundamenten.

Obiges könnte auch eine politische Sache sein. "Fer" ("Eisen") steht in anderen Versen in der Regel für "Schwert".
"Tenebres" kann im Mittelfranzösischen neben "Nacht/Dunkelheit" auch "unglücklicher Zustand" oder "Verblendung/Blindheit" bedeuten.
Gar nicht auszuschließen ist, daß in dem Vers kein Naturgeschehen, sondern etwas politisches beschrieben wird. Ein Großer, ein Herrscher, der lange Zeit in einer unterlegenen Position war oder keinen Durchblick durch die eigentliche Situation hatte, wendet Waffengewalt an. Es könnte ein Befreiungsschlag zu einer Zeit der Schwäche des Gegners sein (bereits blutende Wunde, in die er nun mit dem Schwert nachschlägt). Es könnte auch sein, daß der "Große" von Blindheit geschlagen wild um sich schlägt und dabei großen Schaden anrichtet.
Wie man in einen solchen Ansatz aber die ersten beiden Zeilen sinnvoll einbauen soll, erschließt sich mir nicht unbedingt. "Lune" als Beschreibung des "Großen", der durch die astrologischen Qualitäten des Mondes charakterisiert wird? Dann wäre er "umnachtet", in der passiven, reagierenden Position, vielleicht auch wie ein "lunatic" nicht ganz bei Sinnen. Sein Bruder, ebenfalls ein "Großer", ein Staatslenker, also sein politischer Gegenpart hat hingegen Sonnenqualitäten und ist der "Mars", der Krieg in Person, männlich agierend, erobernd, blutrot gefärbt. Der Mondliche, Umnachtete kommt ihm dabei in die Quere.
Eine solche Deutung ist nicht gerade plausibler, bzw. es fehlt der Punkt, wo es gedanklich einhakt und einen sagen läßt: "Das ist es." Da halte ich es für wahrscheinlicher, daß der Vers mit unserer Finsternis zu tun hat, wobei man sich über die letzten beiden Zeilen streiten kann.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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