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"Werdin" (Schauungen & Prophezeiungen)

BBouvier @, Freitag, 08.08.2014, 03:33 (vor 3542 Tagen) @ Ulrich (4151 Aufrufe)
bearbeitet von BBouvier, Freitag, 08.08.2014, 03:41

Hallo BB,

Erstmalig taucht "Werdin" überhaupt erst 1849 in einer Sammung auf.


Danke ganz herzlich, Ulrich!

Zu meiner (bläßlichen) Entschuldigung kann ich da nur
schamhaft anführen, das der Sammlung "Loerzer" , Seite 216,
entnommen zu haben, verneige mich in Demut Deinem enzyklopädischen Wissen
und trete angesichts solcher (s.unten) gar nicht mehr nachvollziehbarer,
kundiger Recherchen verlegen zur Seite.

Der Text "Werdin" scheint mir zu sein:
(mögliche Varianten)
- eine nichtssagende, dümmliche Schwadronade
- eine rein allegorische "Philosophie" der Alchemistenepoche
- eine auf "Bibelbasis" ins weltliche verplattete "Idee"

Beipielzitate:
1.
"Ein Tier, dessen Wut unerhört ist, mit giftigem Schweife,
wird an seine Stelle treten, und unzählige Schlangen
werden sich vermehren."
Oder:
2.
"Der Sohn des Menschen wird über die Meere gehen und das Wunderzeichen
am Haupt der Verheißung tragen."
Oder:
3.
"Venedig (damals Großmacht!) wird von den mit anderen Völkern
verbündteten Türken
(sic!) angefallen: Große Schlacht!"
4.
"Die Franzosen werden mit den Holländern kämpfen...in zwei Schlachten ..."

Für mein Verständnis nicht zusammenpassend:
1. und 2. sind nicht verifizierbare Allegorien.
3. hingegen ist ganz real eine offenbar irrige Prophezeihung,
4. wiederum paßt vorzüglich in die Zeit Franz I/Henry II -
(Kriege 1521-1559) - hier wäre insbesondere an die Schlacht bei Saint-Quentin
(1557) zu denken:
"...daß ... der Chronist Michael van Isselt (geb. ca. 1530—1540 bis 1597)
die Prophezeiung von Werdin von Otranto kannte."

Ex eventu läßt sich leicht prophezeihen.

Henry II plus italienische Kleinstaaten, war (1552–1556) gegen Kaiser Karl
mit den Türken verbündet,
was womöglich die irrige "Prophezeihung" 3. erklärt.

Der Text Werdin beginnt im übrigen mit den angeblichen Worten Werdins,
seine Schüler werden seine Prophezeihungen mit seinem Leichnam
in sein Grab legen, und wenn das Grab geöffnet werde,
dann werde "ein glänzender Stern über dem Fleische
des Fürsten der Apostel" leuchten. - Derlei ist bisher
noch Niemandem aufgefallen.

Ich meine, schon mal bessere Fälschungen gesehen zu haben.

Beste Grüße!
BB


- es ist gemein, Blinden Stummfilme zu zeigen
- eine schöne Theorie sollte man sich mit Forschung nicht kaputt machen
- Irlmaier: "Ein Mann erzählt das, was er irgendwo mal gelesen hat."


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