österreichischer vs. deutscher "Kurier" (Schauungen & Prophezeiungen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Samstag, 07.06.2014, 04:53 (vor 3610 Tagen) @ Eyspfeil (2343 Aufrufe)

Hallo Eyspfeil,

...wieviel Kuriere es in Deutschland gibt.

der grau-sliche Stephan Walterfang behauptet in seinem "Grauen Brief Nr. 53", Januar 2010:
"... Der in Österreich erscheinende „Kurier“ veröffentlichte am 12. Oktober 1945 die folgenden Voraussagen von Irlmaier..."
Quelle: http://der-graue-brief.de/53-Gr_Brief.pdf , Seite 1

Walterfangs vorausgehender Satz:
"Hintergrund: Der Brunnenmacher aus Itzling war in Bayern ein bekannter Seher, den viele Menschen um Rat fragten und der auch der Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen half" mag verschiedenes bedeuten:

- Falls er Walterfangs Hirn entsprungen ist, soll "war in Bayern ein bekannter Seher" wohl seine Behauptung unterstützen, es handele sich tatsächlich um einen österreichischen Kurier, ein deutscher "Kurier" hätte Irlmaier auch kaum nach "Itzling" ausgebürgert. (Manche Österreicher haben der Welt auch eingeredet, Hitler sei Deutscher und Beethoven Österreicher gewesen...)

- Falls Walterfang den Satz (abgewandelt) dem Kontext des angeblichen "Kurier"-Artikels entnommen ist, dann weiß er mehr als Stephan Berndt weiß, und es spräche tatsächlich für einen österreichischen Kurier.


Mich macht schon der einleitende Irlmaier-Satz mißtrauisch: "... Die Krämer stehen unter der Tür und rufen, kauft doch was ab."
Hier dient er dazu, den auf den Nachkrieg-Zustand von 1945 folgenden Aufschwung zu kennzeichnen ("So groß die Not jetzt ist, so groß in 20 Jahren der Überfluss."), während genau die gleiche Formulierung laut Adlmaier von Irlmaier in den Jahren bis 1950 verwendet wird, um den Bevölkerungsschwund nach dem Tag X zu kennzeichnen: "Die überschüssigen Leute ziehen jetzt dorthin, wo die Wüste entstanden ist, und jeder kann siedeln, wo er will, und Land haben, soviel er anbauen kann. Da werden die Leute wenig und der Krämer steht vor der Tür und sagt: ‚Kauft mir was ab, sonst gehe ich drauf!’ Und die Würste hängen über den Teller hinaus, so viele gibt es." (Blick in die Zukunft, 1. Auflage 1950) Für mich spricht dies eindeutig dafür, daß diese Fragmente erst nach 1950 zusammengebastelt wurden, nachdem sich Irlmaiers Prognose für 1950 als falsch herausgestellt hat ("Bekanntlich hat sich die Voraussage Irlmaiers über den Dritten Weltkrieg in bezug auf das Jahr 1950 nicht erfüllt." Blick in die Zukunft, 2. Auflage 1955), mit der Absicht, mit bereits bekannten Redewendungen, aber einem anderen Kontext, zur Ehrenrettung einen längeren Vorlauf zu konstruieren.
Es mag spitzfindig sein, aber auch "Lateinamerika" statt "Südamerika" im Satz "In Asien, in Indien und Lateinamerika wird eine Hungersnot ohne Grenzen sein, die Menschen werden ausgerottet durch eine fremde Kraft" scheint mir eher aus der Phrasen-Schmiede eines kirchlichen Spendeneintreibers zu stammen als aus dem Mund eines bayrischen Brunnenbauers.

Wenn in den "Adlmaier-Jahren" nichts an prognostizierten Ereignissen außer dem Tag X und der 3TF dokumentiert wurde, und man im angeblichen "Kurier"-Text dann - rückblickend - Eckdaten der letzten 60 Jahre abhaken kann, dann ist das ein seltsamer Kontrast.

Gruß
Ulrich


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