Was konnte der gemeine Mann wissen? (Schauungen & Prophezeiungen)

Leserzuschrift @, Mittwoch, 21.05.2014, 12:56 (vor 3621 Tagen) @ Taurec (3680 Aufrufe)

Guten Abend zusammen.

Zitat @Taurec: Die Frage ist … ob der gemeine Mann (Adlmaier, Irlmaier) davon wissen konnte. Das selbe gilt natürlich auch für die Folgen für die Opfer, die Irlmaiers Beschreibung zumindest ähneln.
Ohne eine Vorlage aus dieser Zeit neige ich dazu, daß die "Vögel aus dem Sand" und die Kriegschemie einen echten Kern haben.

Keine Frage - er konnte, wenn er wollte.
Aber daraus wird dann keine Schauung!

Es gibt ein Buch, das in etwa die Richtung weist:

Nicholson Baker: "Menschenrauch. Wie der zweite Weltkrieg begann und die Zivilisation endete“<<

Eine Rezension findet sich hier:
http://www.deutschlandfunk.de/die-maer-vom-gerechten-krieg.700.de.html?dram:article_id=84016

Ich weiß natürlich nicht, ob Baker dort korrekt zitiert. Jedenfalls berichtete Winston Churchill in seinem 1929 veröffentlichten Werk . „The Aftermath“ über die Geschichte des Ersten Weltkrieges über die neue Strategie seiner Kriegsführung:
Zitat: „…Es wurde planmäßig und teilweise erfolgreich der Versuch unternommen, ganze Nationen durch Aushungern zu besiegen…“
“…Hätten die Deutschen noch bis ins Jahr 1919 weitergekämpft, schrieb er, hätte „extrem giftiges Gas“ jeden Widerstand beendet. „Tausende Flugzeuge hätten ihre Städte zerstört.“

Ich mute Adlmaier als (aus)gebildeter Journalist zu, davon Kenntnis zu haben - Irlmaier eher nicht. Es sei denn, letzterer hatte von Churchills Wahn Kenntnis.
Auf jeden Fall dürfte Irlmaier über prägendende Erfahrungen aus dem WK 1 verfügen.

Eine weitere Konstruktion sei deshalb erlaubt.
Welcher kriegführenden Partei wäre ab wann der Einsatz „aus dem Sande“ zuzuordnen?
Allgemein bekannt war, dass die Alliierten im November 1942 mit der >>Operation Torch<< begannen, was schließlich im Mai 1943 dazu führte, dass sich die deutschen und italienischen Soldaten den Alliierten ergaben. Dies dürfte auch Irlmaier kaum entgangen sein.

Am 6. Juli 1944 verfasste Winston Churchill ein Memorandum. Darin forderte er seine Stabschefs auf, sich auf den Einsatz von Giftgas gegen Deutschland vorzubereiten.
Die Stabschefs gaben daraufhin weitere Expertisen über Chemie- und Biowaffen in Auftrag, die am 26. Juli 1944 vorgelegt wurden.
Der Kampfstoff "Lost" wiederum, so eine andere Untersuchung, verspreche enorme Auswirkungen, wenn er gegen 60 Städte (darunter Rostock, Erfurt, Dresden und Leipzig) eingesetzt werde. (Gelber Strich!!!)
http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-26766652.html

Damit ist auch klar, dass ein solcher Angriff nach Churchills Szenario von nirgendwo anders, als eben nur von dort, von Nordafrika aus, zu diesem Zeitpunkt hätte erfolgen können, da ja die Alliierten auf andere Gebiete mit Ausnahme von Gibraltar (brit.) noch keinen Zugriff hatten.

Ob dieses Memorandum in der der deutschen Presse thematisiert wurde, weiß ich nicht. Ebenso wenig, ob BBC London zeitnah darüber informierte.
Das davon das Führerhauptquartier und damit auch Misch Kenntnis hatte ist mehr als wahrscheinlich. Sonst hätte er nicht explizit auf die Konsequenzen hingewiesen, die dort offenbar bekannt waren.

Ich denke, eine gedankliche Konstruktion und etwas Phantasie erlaubt eben jene Formulierungen, wie sie aus Irlmaiers Schauung hervorkommen.
Umso mehr, komme ich nunmehr zu der Überzeugung, dass diese eben nicht aus der Quelle Irlmaier stammen.
Diese Verknüpfung von wenigen realen Ereignissen stellt für einen Journalisten kein Problem dar. Dass Adlmaier über die notwendigen Verbindungen und Informationen verfügte, unterstelle ich mal ohne Beweis.

Gruß
Nullmark


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