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Schweigeminute in der Bahnhofsbuchhandlung (Schauungen & Prophezeiungen)

Fenrizwolf, Samstag, 12.04.2014, 05:47 (vor 3661 Tagen) @ Ulrich (4098 Aufrufe)

Hallo Ulrich,

im Gegensatz zu meinem Vater - einer echten Leseratte - konnte ich mich eher für Sachbücher begeistern.
In meiner Jugend, Anfang der 90er Jahre, hatte er allerdings eine interessante Phase, in der er sich in Bausch und Bogen "Literatur" über allerlei mysteriöse Themen beschafft hat.
Angestoßen wurde das dadurch, daß sein Cousin beruflich mit einer bekannten Fernsehschauspielerin bekannt war, die kistenweise ihre Eso-Lektüre abgestoßen hat.

Während mein Vater es vornehmlich zur Unterhaltung las, aber gleichwohl inspiriert wurde,
war ich als Drittverwerter der Lektüre als langsamer Leser vornehmlich an der Erweiterung meines jugendlichen Weltbildes interessiert.
Nachdem er quasi eine neue Geschmacksrichtung für seine Schmökerei fand, kamen dann
nach und nach auch neuere "Werke" ins Haus geflattert, die ich teilweise mit Begeisterung verschlang.

Interessiert unterhalten haben wir uns quasi nur über Edgar Cayce. Dieser Name blieb unanrüchig.

Einerseits haben Autoren wie Johannes von Butlar, Viktor Farkas, Erich von Däniken, Michael Hesemann und manch andere Schreibwütige durchaus Neugierde geweckt, die
ansonsten vielleicht versiegt wäre,
andererseits haben sie ehrlich Wissbegierigen einen Bärendienst erwiesen.

Das Interesse meines Vaters an unvergorener Eso-, Psi-, und sonstiger fadenscheiniger Bellestrik endete plötzlich und wohl endgültig.
Als ich ihm Stephan Berndts "Prophezeiungen: Alte Nachricht in Neuer Zeit"
schenkte, hatte er das nicht einmal vollständig gelesen.

Mir selbst war der Genuß manch dick aufgetragener Schriften Grund zur Skespis, um
die Spreu vom Weizen zu trennen. Doch diese Fähigkeiten sind mit nicht in die Wiege gelegt.

Während ich das hier schreibe, wird mir der teils aggressive Skeptizismus mancher von mir geschätzten Schreiber hier doch klarer.

Auch wenn ich in Bezug auf Fachkenntnis in Sachen Schauungen hier das wohl kleinste Licht bin, hatte ich da ein prägendes Schlüsselerlebnis:
In einem Buch eines mir spontan nicht erinnerbaren Autors, mit besonders populärem Ansatz, fand ich Erzählungen über die russischen Panzer mit den besonders flachen Türmen.

Der Autor entblödete sich nicht, mit dem Brustton der Überzeugung auszuformulieren, wie
gefährlich es doch für den militärischen Gegner sei, wenn der Bösewicht endlich die Feuerkraft großkalibriger Panzerkanonen mit der Kadenz von Maschinengewehren bei gleichbleibendem Kaliber vereinte.

Oh Graus! Aurora Borealis und künftige Zitruspflanzen in Nordeuropa ließen sich somit wegen glühender Rohre und im Dominoeffekt detonierender Munitionswagons bis Nowosibirsk erklären.

Als Protest gegen derlei Schund- und Lügenliteratur sollten die Lichterketten zwischen
Rostock und Vladivostok nicht schon an der nächsten Bahnhofsbuchhandlung abreißen.

Liebe Grüße an alle Schreibenden und Lesenden

Fenrizwolf


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