Die jungen Leute (Schauungen & Prophezeiungen)

attempto, Dienstag, 25.02.2014, 16:37 (vor 3706 Tagen) @ WG (5800 Aufrufe)

Servus WG

Und ich frag mich immer noch, wo die jungen Leute
denn nu abgeblieben sind, bei der Emilia.

Na in der Stadt, wo sie heutzutage leben und arbeiten!

Mit dem Bestellen eines Feldes (noch dazu in einem Alpental!) ist heute nix mehr verdient. Da sitzt man lieber in einem Büro, tippt auf Tastaturen herum, und steckt dabei locker das Doppelte ein, als die zurückgebliebenen Ommas und Oppas mit ihrem ollen, morschen Bauernhof.

Letzteren fällt die Arbeit natürlich besonders schwer, da bereits recht betagt, und mit reichlich 'Zipperlein' geplagt. Aber den Hof aufzugeben, der der langen Ahnenreihe Dach und Brot geboten hat, fällt eben auch nicht leicht.


Der ganze Vers:

Anfangen tut es langsam.
Jau, und zwar in den frühen 60-ern

Zuerst werden die jungen Buben
mit komischen Autos abgeholt.
Sie singen und jauchzen noch
zum Tal hinaus.

Zum Tanz/zur Disco, da sich die Alpenbäuerchen Autos nicht leisten konnten. Und wenn mal Geld da ist, wurde zuerst ein Traktor gekauft. Da bildet man gerne Fahrgemeinschaften.


Aber dann kommt
eine harte Zeit. Daheim und für die Feldarbeit sind nur noch ältere Menscher und Weiberleut verfügbar.

Schließlich gingen die jungen Leute in die Fabriken, und fielen damit für die Bewirtschaftung des Hofes aus. Die Alten mußten diesen alleine umtreiben.
Wer mal einen Steilhang (mit einem Mäher) gemäht hat, weiß, wie platt man danach ist. Selbst ein junger Hüpfer! Und das Ötztal besteht fast nur aus Hanglagen.


Die Not wird groß und größer

Weil die Einnahmen fehlen. Preisverfall und Mengeneinbußen durch fehlende Arbeitskraft. Das macht den stärksten Hof platt.
Das Höfesterben ist nicht nur ein bunzeldeutsches Problem. Vermutlich ist es bei unseren österreichischen Nachbarn sogar noch schlimmer.

Seit BB die 'Einberufung' in die Tonne verfrachtet hat, ist der Text viel schlüssiger. Beinahe banal - aus heutiger Sicht.

und weiter:
Es kann nicht mehr gehen. es geht nimmer’, und es geht doch noch weiter. Es geht viel länger abwärts, als die Leute zuerst meinten.

Mein Kartoffellieferant jammert schon über 30 Jahre über die Preise für 'Agrarrohstoffe' (wie ich diese Namensgebungen hasse!).


Dann plötzlich brichts’ (Revolutionen). Die Leute sind auf dem Feld, es ist Spätsommer, das Korn schon reif, da kommen sie, ganze Horden schiacher (wild aussehender) Leute, und überfallen alles (Anmerkung: Mob und Pöbel aus den Städten geht auf das Land, sogar in die Gebirgstäler!, um zu rauben und zu plündern.) Sie bringen um, was sie erwischen - es ist furchtbar Die Haustüren werden eingeschlagen und alles kaputt gemacht. Sie morden und rauben, und sogar Einheimische aus dem Dorf laufen mit jenen und plündern genauso.

Wenn wir mal annehmen, auch diese Klammerzusätze sind falsche Interpretation liest sich das so:

Dann plötzlich brichts’. Die Leute sind auf dem Feld, es ist Spätsommer, das Korn schon reif, da kommen sie, ganze Horden schiacher (wild aussehender) Leute, und überfallen alles. Sie bringen um, was sie erwischen - es ist furchtbar Die Haustüren werden eingeschlagen und alles kaputt gemacht. Sie morden und rauben, und sogar Einheimische aus dem Dorf laufen mit jenen und plündern genauso.

Könnte dieser Textabschnitt ebenfalls einen ganz unspektakulären Vorgang beschreiben? 'umbringen', 'morden und rauben' klingt dafür zu dramatisch.

Stellenweise ist dies jedoch möglich:

Dann plötzlich brichts'

Hof pleite!


Die Leute sind auf dem Feld, es ist Spätsommer, das Korn schon reif, da kommen sie, ganze Horden schiacher (wild aussehender) Leute, und überfallen alles.

Man möge sich den Eindruck von Bergwanderern, und Skifahrern in ihren jeweiligen sporteigenen Uniformen auf die Bäuerin vorstellen.


Sie bringen um, was sie erwischen - es ist furchtbar Die Haustüren werden eingeschlagen und alles kaputt gemacht.

Bis auf das 'sie bringen um, was sie erwischen', habe ich das bereits persönlich gesehen! Aufgegebene Höfe sind eine wahre Fundgrube für Antiquitätenjäger - auch wenn das 'Zeug' wenig später als 'Plunder' entsorgt wird.


Sie morden und rauben, und sogar Einheimische aus dem Dorf laufen mit jenen und plündern genauso.

Siehe oben.
Daß sich 'Einheimische aus dem Dorf' an den Raubzügen beteiligen, verwundert dabei nicht. Alte Küchengeräte, Emailleschilder usw. wird liebend gerne hergerichtet und an Touris verscherbelt.

Aber wie bereits erwähnt, paßt da 'morden' und 'sie bringen um' nicht. hat diesbezüglich jemand eine Idee?


Freundlche Grüße

attempto


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