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Phonophor (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 10.09.2013, 14:28 (vor 3853 Tagen) @ IFan (3112 Aufrufe)

Hallo!

Das Buch von Varena habe ich mir besorgt, originale Druckausgabe von 1959; dort steht auf Seite 165, "Ich sehe sie ein kleines kantiges Ding in den Händen halten, das ihnen Auskunft gibt über alles, was sie wissen wollen." 1959 kann man für vieles verantwortlich machen, aber nicht für eine absichtlich nach eingetroffenen Dingen gefälschte Voraussage zum Thema internetfähige Smartphones. Als 1960 Geborener kann ich sagen, dass es bis spät in die 70er Jahre hinein (mindestens) völlig fernab jeder realen Gedankenwelt war, zu meinen, man könne interaktiv auf Inhalte zugreifen, die im Grunde nur um Fernsehen dargeboten wurden - nach fest vorgegebenen Sendezeiten im 1., 2. und vielleicht noch 3. Programm. "Auskunft geben über etwas, das man wissen will" geht aber nur nach Anfrage.

http://cafe-deutschland.blogspot.de/2012/08/ernst-jungers-handy.html

Zitat aus Ernst Jüngers Buch "Heliopolis" von 1949:

„Der Allsprecher. Erteilt in jedem Augenblick Orts- und astronomische Zeit, Länge und Breite, Wetterstand und Wettervoraussage. Ersetzt Kennkarte, Pässe, Uhr, Sonnenuhr und Kompass, nautisches und meteorologisches Gerät. Vermittelt automatisch die genaue Position des Trägers an alle Rettungswarten bei Gefahren zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft. Weist auch den Kontostand des Trägers aus und ersetzt auf diese Weise das Scheckbuch bei jeder Bank und jeder Postanstalt, und in unmittelbarer Verrechnung der Fahrkarten auf allen Verkehrsmitteln. Vermittelt die Programme aller Sender und Nachrichten-Agenturen, Akademien, Universitäten … und kann als Zeitung, als ideales Auskunftsmittel, als Bibliothek und Lexikon verwandt werden. […]
Man sah kaum einen Erwachsenen in Heliopolis, der ohne Sprecher ging. Die flachen Hülsen wurden in der linken Brusttasche getragen, aus der sie fingerbreit hervorragten. […] Das Eigentümliche beruht auf der Vereinfachung, auf der Verdichtung in einen kleinen Apparat. Man möchte meinen, dass der Stoff mit seinen kristallenen Gittern und seinen strahlenden Metallen unmittelbare Intelligenz gewonnen hätte, und dass hier einer der Übergänge von der Technik zur reinen Magie gelungen wäre.“

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Wer nach dem zweiten Weltkrieg Ernst Jünger gelesen hat, was gar nicht so unwahrscheinlich ist, konnte also ohne große Mühe spekulieren, wohin die technische Reise gehen würde. Nur wenige Jahre nach diesem Roman erwähnt das jemand in seiner Prophezeiungsfälschung. Das kann doch kein Zufall sein. ;-)

Das hat sich der Mann 1949 ausgedacht! Merke: Wer die Prinzipien und Tendenzen der Hochtechnologie verstanden hat, nämlich in jeder Hinsicht immer kleinere und leichter zu handhabende Verlängerungen und Verbesserungen der Fähigkeiten des menschlichen Körpers, insbesondere des Gehirns zu bieten, d. h. des Sehens, Hörens, Speicherns und Abrufens von Informationen und Sinneseindrücken sowie deren Kombination und Darstellung, der kann bei genügender Intuition und Kühnheit im Denken auf solche Dinge kommen, lange bevor es den Technikern selbst einfällt.
(Wahrscheinlich sind Naturwissenschaftler und Techniker als Spezialisten und Fachidioten ohne Blick über das Ganze, bzw. ohne Sinn für das Wesen ihrer Zeit, weil sie nicht empfindend Beobachtende sind, sondern getriebene Handelnde, bzw. Ausführende, zwangsläufig die letzten, die darauf kommen.)

Da die technische Entwicklung in diesem Sinne stets gleich bleibt, ist es kein Kunststück, für den Laien erstaunliche Prognosen zu bilden, die sich später im wesentlichen erfüllen. Das ist der "Trick" hinter jeglicher Science Fiction.
Folglich muß man auch mit Prophezeiungen über technische Entwicklungen sehr vorsichtig sein, denn zukünftige Technik ist im Gegensatz zu schicksalhaften Ereignissen extrapolierbar!

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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