Ich kann/darf/muss Dich enttäuschen (Schauungen & Prophezeiungen)

Baldur, Sonntag, 01.09.2013, 13:26 (vor 3882 Tagen) @ Eyspfeil (8580 Aufrufe)

Hallo, Eyspfeil,

leider muss ich Dir widersprechen.

Im Alpenraum gibt es Sagen über besonders wahrnehmungsfähige Alphirten und dortige Erscheinungen, aber diese Hirten waren nicht dafür empfänglich, weil sie ungebildet waren, sondern weil sie sich ununterbrochen in der Natur aufhielten und durch nichts technisches abgelenkt wurden.

Wer das kommende Wetter erspüren muss, weil sonst massive Gefahr droht, oder das Sich-Annähern von Raubtieren, achtet doch ganz anders auf Kleinigkeiten, schärft seine Sinne und justiert die Antenne, als jemand, der tagtäglich immer wieder die gleiche U-Bahnlinie fährt und von 8.00 - 17.00 am gleichen Schreibtisch das Gleiche tut.

Das allein bedingt oder zerstört die Wahrnehmungsfähigkeit, nicht die Bildung.

Medialität ist kein Thema mit Massenwirkung, aber es verbreitet sich kontinuierlich.

Auch höchstgebildete Leute werden mit Sterbefällen in der Familie konfrontiert und erleben durch diese Phasen höchster emotionaler Belastung Wahrnehmungen, die sie nicht wegdefinieren können.

Ärzte weilen nur selten an Sterbebetten, aber Krankenschwestern und Pfleger wissen überwiegend von gar mancherlei merkwürdigen Begebenheiten zu berichten. Manche davon haben regelmässig mediale Wahrnehmungen.

Meine Fast-"Ex" (wir waren nicht verheiratet) hielt Medialität und Co. für absoluten Humbug, "wusste" aber ihrerseits, wann ihr Sohn auf einmal am plötzlichen Kindstot zu sterben drohte (sie fuhr im Bett aus dem Schlaf auf und wusste, genau jetzt, rannte rüber), und wann ihr Schwiegervater sterben würde (auf die Stunde genau, machte sich ins Krankenhaus auf), und hatte etliche dieser Eingebungen, die man durchaus als Präkognition bezeichnen kann (der Sohn überlebte, weil sie ihn schüttelte und beatmete).

Sie würde im Freundeskreis nicht darüber sprechen, so, wie viele Leute, die sich nicht trauen, um nicht für bescheuert gehalten zu werden.

Aber erlebt haben die meisten schon einiges. Zumindest gehört, was in der Familie überliefert wurde.

Und selbst junge Leute sind der Sache gegenüber überraschend aufgeschlossen, machen sich ihre Gedanken darüber.

Zurück zum Thema Bildung: ein dominanter Verstand kann Wahrnehmungen schon versuchen, auszublenden, aber der findet sich auch als Hausverstand bei ungebildeten Bauersleuten. Und er schafft es nicht immer.

Wenn ich fünfmal meine, da ist jetzt etwas im Augenwinkel herumgewischt, und mein Verstand sagt, Du musst Dich getäuscht haben, da kann nichts sein, wird er spätestens beim sechsten Mal kleinlaut.

Wahrnehmungsfähigkeit hat nichts mit Bildung oder Intelligenz zu tun, behaupte ich. Manche Musiker scheinen eine spezielle Antenne zu haben, ebenso Wissenschaftler (Kekule, der die Molekularstruktur des Benzolrings erträumte).

Wenn sich daher Erscheinungen auffällig oft oder regelmässig nur an völlig ungebildete Empfänger richten, ist das eine bewusste Auswahl, und es hat aus meiner Sicht den Sinn, mit Unsinn durchzudringen, der von anderen als erkennbarer Blödsinn nicht in die Welt getragen worden wäre.

Beste Grüsse vom Baldur


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