Zu den widersprüchlichen Jahresangaben (Schauungen & Prophezeiungen)

RichardS, Samstag, 24.08.2013, 14:29 (vor 3870 Tagen) @ Ulrich (6054 Aufrufe)

Hallo Taurec,

im Wiki-Abschnitt "Interview in den Flensburger Heften, erschienen 1999" lese ich:

"Ich denke, daß in etwa 22 Jahren in Rußland eine Situation eintreten wird, in der dieses Land zu einem Einwanderungsland werden wird, ähnlich wie damals Amerika."

1999 + etwa 22 = etwa 2021

Und im "Interview mit Stephan Berndt von 2011":

"Ich habe gesehen, daß in etwa 18 bis 20 Jahren von jetzt [2010] an in Rußland eine Situation einsetzt, politisch und wirtschaftlich, wo dieses Land einen Aufschwung macht, fast wie ein Einwanderungsland,..."

2010 + (18 bis 22) = 2028 bis 2032


Im Interview der "Berliner Zeitung" vom 2. Januar 2009 ( http://www.berliner-zeitung.de/newsticker/im-trancezustand,10917074,10610510.html ):
"Dort sehe ich ab etwa 2018 Wachstum, Aufbruch und eine Goldgräberstimmung wie in den USA im 19. Jahrhundert."

= ab 2018

Bibeltreue Christen können sich natürlich darauf berufen, "1000 Jahre sind wie ein Tag", dann kommt es auf die paar Jahre hin oder her nicht an.

Gruß,
Ulrich

Hallo, Ulrich!

Ich will ja nicht als bibeltreuer Christ dastehen und auf Teufel komm raus was zurechtbiegen. Aber die Aussagen 1 und 3 sehe ich noch im tolerierbaren Bereich, was die zeitlichen Angaben angeht. 1999 sah sie, dass sich Russland in etwa 22 Jahren zu einem Einwanderungsland mausert, "ähnlich wie damals Amerika", also etwa 2021. Und zehn Jahre später behauptet sie, eine derartige Entwicklung "ab etwa 2018" zu sehen. Weil sie 2009 schon näher dran war und schärfer gucken konnte? 3 Jahre Unterschied, auch beim Mauerfall, den sie in den 70er Jahren schon voraussah (aber nach eigener Aussage nicht richtig zu interpretieren vermochte), gab sie eine Spannbreite von 3 Jahren an: "Ich habe gesehen, daß zwischen 1986 und 1989 die Berliner Mauer ganz plötzlich fallen würde", tatsächlich war es dann November 1989.

Wenn mich mein Eindruck nicht trügt, tendiert G. Hoffmann ohnehin dazu, Ereignisse, die sie sieht, eher zu früh als zu spät einzuordnen, so dass ein vorausgesagtes Ereignis gerade noch in die angegebene Zeitspanne fällt, wie man am Beispiel des Mauerfalls sehen kann. Oder aber eben erst ein klein wenig später eintritt, als es von G. Hoffmann zunächst 'gesehen' wurde, siehe z. B. diese Passage aus Taurecs Sammlung (aus 'Interview mit Stephan Berndt von 2010'): "Ich habe gesehen, daß das Geld, das wir bekommen – das alle in Europa haben, nur die Schweiz nicht – 2006 bis 2008 in eine ganz große Krise kommt (Anmerkung von mir, RichardS: nicht die Finanzkrise, aber die eigentliche Eurokrise begann später); von der wir glauben, am Abgrund vorbeigeschlittert zu sein – aber der eigentliche Crash kommt ungefähr um die Zeit 2013 [vergleiche 15 Monate zuvor mit Tagesspiegel ‚etwa Anfang 2012’]. (Anmerkung von mir, RichardS: der nun auf um die Zeit 2013 verschobene eigentliche Crash kann zurzeit noch hinhauen.)"

Tatsächlich aus dem Rahmen der Hoffmannschen Zeitangaben fällt allerdings Aussage 2 in Deiner obigen Zusammenstellung:

"Ich habe gesehen, daß in etwa 18 bis 20 Jahren von jetzt [2010] an in Rußland eine Situation einsetzt, politisch und wirtschaftlich, wo dieses Land einen Aufschwung macht, fast wie ein Einwanderungsland,..."

Die in eckige Klammern gesetzte Jahreszahl 2010 würde ich gerne hinterfragen. Der ganze in die Taurecsche Sammlung gesetzte Text des Interviews sieht mir ja wie die Abschrift eines Tonbandmitschnitts aus. Das legen nicht nur die teilweise etwas ungeschliffenen Sätze nahe. Die Jahreszahl 2010 wurde eingefügt, weil das Interview 2010 durchgeführt wurde und Hoffmann an dieser Stelle "von jetzt an" sagt. Andrerseits beginnt sie den Satz ja mit "Ich habe gesehen" und durch das bereits 1999 durch Wolfgang Weirauch durchgeführte Interview wissen wir ja, dass sie besagtes Ereignis schon damals sah. In einem Forumsbeitrag erklärt Stephan Berndt, dass sein Interview 2010 ein telefonisch durchgeführtes war. Und in demselben Beitrag gibt Stephan Berndt auch seinen Eindruck kund, "sie wirkte bezüglich der Daten soweit ich mich erinnere nicht so sicher". Meine Fragen: Formulierte G. Hoffmann am Telefon nur etwas schlampig oder unkonzentriert? War ihr "von jetzt an" nicht so gemeint, wie es beim Lesen der Abschrift verstanden werden muss - dass sie den Zeitpunkt des Interviews meint, so wie dieser Zeitpunkt zum besseren Verständnis für den Leser dann in eckige Klammern hinzugefügt wurde? Hat Stephan Berndt das 1999 von Wolfgang Weirauch durchgeführte Interview mit ihr gekannt und in seinem Interview nachgehakt? Hat er also G. Hoffmann mit der eklatanten Zeitverschiebung konfrontiert, die sich dann ergäbe, falls sie ihre Formulierung "von jetzt an" tatsächlich so meinte, wie sie sich im Nachhinein liest? Möglicherweise hätte in diesem Fall eine missverständliche Aussage seitens G. Hoffmann durch eine einfache Nachfrage korrigiert werden können. Andernfalls wäre es für jeden am Thema Interessierten von höchster Bedeutung gewesen, wie sich G. Hoffmann selber dazu stellt, dass sie ihre Sicht der Russland-Ereignisse um eine derart große Zeitspanne nach hinten verschiebt. So oder so - in beiden Fällen ist es schade, dass dieser Widerspruch in den Interviews von 1999 und 2010 im Interview von 2010 nicht aufgegriffen wurde. Ein Aufmerken und Nachhaken hätte eintweder eine Unsicherheit und ein Missverständnis aufgeklärt - oder es hätte für jeden an Schauungen Interessierten an einem exemplarischen Fall aufgezeigt oder zumindest diskutiert werden können, wie sich zeitliche Angaben mit der Zeit verändern ... und wie ein Wahrsager dazu steht.

Warum nicht nachgehakt wurde, in einem für uns alle so ganz praktischen und wichtigen Fall, ob aus Unkenntnis des Interviews von 1999 oder aus anderen Gründen, kann nur Stephan Berndt erklären.

Gruß
Richard


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