Friedrich II (Schauungen & Prophezeiungen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Montag, 29.07.2013, 20:01 (vor 3918 Tagen) @ Taurec (4165 Aufrufe)

Hallo Taurec,

Wie wahrscheinlich ist es, daß der Urheber des angeblichen Friedrichtraumes sich von Velten inspirieren ließ?
Gibt es andere Quellen, die als Vorlage hätten dienen können?
Oder anders gefragt: Hat der Friedrichtraum einen echten seherischen Kern?
Welche älteren Quellen des Traumes selbst sind bekannt?

Justinus Andreas Christian Kerner schreibt in "Blätter aus Prevorst. Elfte Sammlung" auf S. 136 ff. eine Anmerkung zu einem "unbekannten prophetischen Traum Friedrichs II", und nennt als Bezug "Blätter aus Prevorst. Zehnte Sammlung. S. 174".

Die elfte Sammlung ist bei books.google einsehbar, die zehnte kann ich nicht finden.
http://books.google.de/books?id=ExA-AAAAcAAJ


Zusammengefasst: Ein Berliner "Correspondent" hat am 5. Februar 1838 im "Frankfurter Conversationsblatt" vom 5. Februar 1838, Nr. 36" darauf hingewiesen, daß sein Bericht aus dem Jahr 1836 über den prophetischen Traum, über den Körner in seiner "Zehnten Sammlung" berichtete und dabei "Zweifel über meine Quelle" äußerte, "Rödenbecks historisches Archiv über Friedrich den Großen" entnommen sei, und verweist auf die positive Aufnahme von Rödenbeck's Werk bei zeitgenössischen Historikern.

Es handelt sich dabei um "Tagebuch oder Geschichtskalender aus Friedrich's des Großen Regentenleben" von Karl Heinrich Siegfried Rödenbeck, das im Volltext hier einsehbar ist:
http://friedrich.uni-trier.de/de/roedenbeck/toc/text/

Der fragliche Bericht über den Traum, aber in einer anderen, weniger dramatischen Fassung als in "Deutsche Geschichte" von Eberhard Orthbandt, findet sich in der Einleitung zum ersten Band (erschienen 1836) auf S. 5:
"Mir träumte, als sähe ich einen hellen Stern sich herabsenken auf die Erde, der mit wunderbarem überschwenglichen Lichte sie umschloß und bedeckte, dergestalt, daß ich, umhüllt davon, durch seinen unendlichen Glanz kaum mich hindurch arbeiten konnte."

Rödenbeck hat dies auf S. 6 mit einem Kommentar versehen:
"Ein Aufsatz über Napoleon in den Zwickauer Erinnerungsblättern. Jahrgang 1822, p. 178 enthält dieselbe Anekdote; da der Verfasser aber behauptet, daß Napoleon am 5. Februar 1769 geboren worden, so verlegt er auch den Traum auf dieses Datum, und die Rolle des Adjudanten spielt hier ein Page. Der Ort ist nicht angegeben. Friedrich war am 5. Februar in Potsdam und muß also Napoleon wirklich am 5. Februar geboren sein, wenn der Traum und seine Deutung ihre Richtigkeit haben sollte, was denn die Genealogen und Traumdeuter unter sich ausmachen mögen!"

Gruß
Ulrich


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