Erwartungsdruck und Mitteilungshemmungen (Schauungen & Prophezeiungen)

Baldur, Donnerstag, 27.06.2013, 20:17 (vor 3927 Tagen) @ Alex (24222 Aufrufe)

Hallo, zusammen,

ich hatte kürzlich die Ehre, im Rahmen von Beratungssitzungen zur Lebensberatung unvorhergesehenermassen den Übersetzer spielen zu müssen (englisch-deutsch-englisch).

Was mir aus dieser Perspektive erstmals richtig auffiel, ist der extreme Erwartungsdruck, der auf dem Medium oder dem Berater / der Beraterin lastet. Und das war auch bei Irmlaier nicht anders.
Man bohrt als Ratsuchender so lange nach, bis es irgendetwas gesagt hat, was einem passt. Auch, wenn zuvor die Antwort mehrmals lautete, tut mir leid, ich bekomme dazu keine Information (oder eine andere als die, die man zu hören wünscht).

Ich weiss von früher, dass dieses Problem grundsätzlich besteht, und alle Beratenden darunter leiden. Nur erlebt hatte ich es noch nicht selbst, derart drastisch.

Irgendwann sagt dann der Berater, ja, so und so (es kommt das eigene Nachdenken und der eigene Ratschlag hinein), weil er irgendetwas sagen muss, was auch immer. Das wird vom Kunden aber vermischt, er kann die Grenze ja gar nicht exakt ziehen.
Heute bekommt man von jeder Sitzung ein Tonband oder eine CD, früher gab es maximal die eigene Mitschrift der wichtigsten Stichpunkte, sowie die blosse Erinnerung an Fragmente.

Ich schliesse mich mittlerweile randomizer an und halte Irlmaier für obsolet. Und nicht nur diesen. Das, was zu erwarten ist, wird anders ablaufen als das, was bisher gängige Ansicht war.

Was noch dazu kommt, ist das Tabu von negativen Mitteilungen (ich sehe, Sie werden bald sterben, oder ihr Mann wird einen Autounfall haben). Das sagt kein ernsthaft bemühtes Medium, höchstens, wenn es eine Erlösung wäre und der Ratsuchende gefasst. Das Maximale sind Andeutungen und Vergleiche, wie, ich würde selbst in dieser Situation mal zum Arzt gehen, weil ich mal erlebt habe, usw........
Die Aussage, in drei Wochen werden Sie ihren Job verlieren, und dauerarbeitslos bleiben, nach zwei Jahren sind Sie Alkoholiker, versaufen den Rest, und landen unter der Brücke - wird nie jemand erfahren, wenn es denn genauso so gesehen würde.

Ich behaupte: sähe ein Hellseher, dass wir alle im August 2014 nichts mehr im Supermarkt zu kaufen bekämen, wir würden es nicht gesagt bekommen. Erstens ist es als Aussage unwahrscheinlich und birgt das Risiko eines Fehlschlages in sich, und zweitens würde es Angst verbreiten. Da ist eine Art Ehrenkodex vor, dies nicht zu tun.

Wir tappen da im Dunklen und sind auf Schauungen wie von IT-Oma angewiesen, die immerhin eine grobe zeitliche Komponente enthalten.

Ich kenne übrigens niemanden aus meinem Umfeld mit erwähnenswerten Lebensmittelreserven. In Anbetracht des Goldpreiseinbruchs und des zuverlässigen Ausbleibens jedweden Untergangsszenarios haben die Warner zur Zeit einen unmöglichen Stand.

Beste Grüsse vom Baldur

P.S.: was ich empfehlen kann, ist das stetige Aufkaufen von getrockneten Kartoffel- oder Semmelklössen in Kochbeuteln, sowie Kartoffelpüree. Nach meinen Beobachtungen und Versuchen ist die Haltbarkeit prima. Aber das Zeug schmeckt nach nichts, man sollte auch Gewürze haben. Dass man dereinst an Wasser kommt, muss ich dabei leider voraussetzen. Alle wässrigen Konservendosen aber halten viel zu kurz.


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