Zu "Mond fällt runter" (eine Literaturempfehlung) (Schauungen & Prophezeiungen)

RichardS, Montag, 11.03.2013, 13:48 (vor 4036 Tagen) @ Taurec (8095 Aufrufe)

Daß es sich bei Deinen Träumen tatsächlich um reine Schauungen handelt, bin ich mir gar nicht so sicher. Z. B. entspricht es sicher nicht der Realität, daß der Mond "runterfällt".

Hallo!

Bei obiger Bemerkung fällt mir wieder mal ein, dass ich vor einer Weile einen in vielerlei Hinsicht lesenswerten Roman las, der eben dies - der Mond fällt "runter" - und seine Folgen hienieden zum Thema hatte. Der Autor: Robert Cedric Sherriff (1896-1975). Im Englischen erschien der Roman 1939 unter dem Titel "The Hopkins Manuscript". In der deutschen Übersetzung 1955 unter dem Titel "Der Mond fällt auf Europa". Wenn ich mich richtig erinnere, fiel der Mond - wohlgemerkt in diesem Roman - in den Atlantik. Wer eine Affinität zur schöngeistigen Literatur hat und eine ebensolche zu unserem Thema, dem empfehle ich die Lektüre. Es wird die Zeit vor der Katastrophe beschrieben (auch der Umgang der Staaten mit ihrem Wissen darüber, was geschehen bzw. erwartet wird; Zensur und scheibchenweises Einstellen / Vorbereiten der Leute auf das Kommende), die Katastrophe selbst und die Zeit danach. Das Ganze einerseits auf eine teilweise satirische Weise, andrerseits mit so vielen Details, die erstaunlich "realistisch" anmuten, womit ich nicht nur die über Nacht kommende Flut (Handlungsort im Roman: irgendwo mitten im Land in England) nach der Katstrophe meine, sondern z. B. auch die Tatsache, dass der Hauptfigur neben ihren Bemühungen der Vorratshaltung usw. am Vorabend der Katastrophe gerade noch rechtzeitig einfällt, auch die Luftwege des Kamins in ihrem Anwesen mit alten Lumpen und anderem Material abzudichten, damit der giftige, todbringende Dreck, der als Folge des Aufpralls des Monds auf die Erde die Luft draußen schwängern wird, draußen bleibt und nicht ins Haus dringt. Schön wird im Roman beschrieben, dass zwar ein Großteil der Menschen durch die Katstrophe sterben wird, das Ganze trotz allem kein Weltuntergang, sondern "nur" eine Zeitenwende sein wird - mit dem Zusammenbruch der bisherigen Kultur und allen gewohnten Infrastrukturen (in England bzw. Europa), aber auch mit Versuchen einer Neuorganisation von menschlichem Überleben. Im Roman reorganisieren sich am Ende auch die staatlichen Instanzen unter geänderten Vorzeichen und es ergeben sich nach (!) dieser Katstrophe (aufgrund geänderter geographischer Bedingungungen, die die bisher bekannte Konkurrenzsituation völlig umkrempeln) im Übrigen Kriegshandlungen zwischen den europäischen Staaten, an deren Ende der völlige Untergang des Abendlandes und der Aufstieg einer afrikanischen Vorherrschaft über das ehemalige "Europa" steht. Aber ich behaupte ja nicht, dass der Romanautor deckungsgleich unsere Szenarien spiegelt, sondern nur, dass er viele analoge und an unsere erinnernde Szenarien sich "erfand" - und zwar in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts.

Kurz: Lesenswert.

Gruß, Richard

PS: Für einen ersten Eindruck: http://www.sf-leihbuch.de/static/buch1588.htm


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