Re: Kriterien Schauungsauswertung / Berndts Problem (Schauungen & Prophezeiungen)

randomizer, Sonntag, 17.02.2013, 15:06 (vor 4057 Tagen) @ Taurec (8590 Aufrufe)
bearbeitet von randomizer, Sonntag, 17.02.2013, 15:19

Hallo Taurec!

Im Grunde listet er [Gann] drei Argumente auf, die für die Echtheit einer Schau über zukünftige Ereignisse sprechen:
[...]

Gann schießt im weiteren meines Erachtens über das Ziel des Erreichens seines wissenschaftlichen Anspruches hinaus, weil er versucht, diese Argumente zu quantifizieren und eine Trefferwahrscheinlichkeit in Prozent anzugeben. Die Zahlen, die er dabei schöpft, sind jedoch rein willkürlich.
Schauungen können unter Beachtung dieser Argumente betrachtet werden, jedoch rein qualitativ. Das heißt, die Bewertung bleibt immer subjektiv, auch wenn man den Deutungsvorgang systematisch strukturiert.

Richtig, Ganns quantitative Bemühungen wirken durch die (zwangsläufige) Willkür eher lächerlich.

(Daher halte ich auch Berndts quantitative Methode, die auswertet, wie oft bestimmte Motive in verschiedenen Schauungen genannt werden, für wenig zielführend. Schon die Identifizierung eines Motivs bedarf der subjektiven Auslegung des Visionstextes.)

Auch richtig, Berndts Hauptproblem ist jedoch, daß er bei seiner quantitativen Analyse ja größtenteils Fakes auswertet! Er schnallt ja gar nicht, daß die Mehrzahl seiner Quellen, nur voneinander (bzw. von gemeinsamen älteren Vorlagen) abgeschrieben (/kompiliert) wurden. Berndt verteilt bei seiner Analyse Bestnoten an Quellen wie Hepidannus, Lindenlied, Irlmaier, Sibylle von Prag, Kugelbeer, Wismarer Testament, Jakob Lorbeer, Erna Stieglitz, blinder Jüngling usw., von denen wir wissen, daß sie allesamt illegitim sind.
Dottore schrieb über Berndts Buch übrigens mal sinngemäß, dessen Lektüre wäre die größte Zeitverschwendung seines Lebens gewesen :-) (siehe hier im Gelben)

Besten Gruß,
randomizer


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