@ BBouvier (Schauungen & Prophezeiungen)

Ulrich ⌂, München-Pasing, Dienstag, 12.02.2013, 04:36 (vor 4053 Tagen) @ BBouvier (20298 Aufrufe)

Hallo BBouvier,

Für einen Hinweis auf die Erklärungen Trolls dazu, wäre ich Dir sehr verbunden ... der Name sagt mir leider nichts ..: Falls überzeugend, dann bin ich der Erste, der sich öffentlich dazu bekennt.

Im Büßerhemd auf dem Marktplatz ?
(alte katholische Tradition)

Tja, die einen sagen so, die anderen sagen so:

"Erdichtete Prophezeiung"
Karl Rahner

"wirre, geistlose und einfältige Fälschung"
Kirchenhistorikers Franz Xaver Seppelt

zählt "zu den großartigsten Zeugnissen prophetischen Geistes"
Hildebrand Troll

Mein Exemplar von Troll's Buch ist derzeit irgendwo im Umlauf, fraglich, wann / ob ich es zurückerhalte.

Aber aus einer Seminararbeit von irgendwem an der Uni Passau ging eine gelungene Zusammenfassung über die unterschiedlichen Thesen zur Herkunft der "Malachias"-Sprüche hervor:

"...
1)
Als möglicher Verfasser wurde unter anderem Wion selbst genannt. Da es aber keine Erklärung dafür gab, warum die drei letzten Päpste vor dem Jahr der Veröffentlichung unkommentiert blieben, hält man ihn als Verfasser für unwahrscheinlich. Außerdem beruhen die sechs letzten Devisen vor der Veröffentlichung auf der Symbolik der Sprüche nach der 71., anstatt vordergründigere Züge hervorzuheben.

2)
Andere Forscher behaupten, es handele sich beim Verfasser um einen Sekretär, der bei dem Konklave seinen Vorgesetzten zum Papstposten verhelfen wollte. Der „Dictionnaire historique de la Papauté“ behauptet, dass es sich bei den Malachiasprophetien ohne Zweifel um ein Werk des Sekretärs oder eines Mitarbeiters des Kardinal Simoncelli handelt. Simoncelli nahm 1590 an dem Konklave teil und war Bischof von Orvieto, die auch die „alte Stadt“ genannt wurde. Die Devise für den Papst der gewählt werden sollte war „EX ANTIQUITATE URBIS“ (Aus dem Altertum der Stadt, aus der alten Stadt). Sie hätte also gut auf Simoncelli zugetroffen. Der Sekretär soll also versucht haben, mit dieser Prophezeiung die Wahl zu beeinflussen.

3)
Es gibt natürlich auch Forscher, besonders aus kirchlichen Kreisen, die die Schriften für authentisch halten. Die katholische Enzyklopädie von 1913 schreibt, dass Malachias im Jahr 1139 nach Rom gereist ist, um Papst Innozenz II. über seine Diözese zu berichten. Während er in Rom war, hatte er merkwürdige Visionen von der Zukunft, und vor seinem Geiste entfaltete sich eine Liste von den Pontifizes, die die katholische Kirche bis an das Ende der Tage führen würden. Der heilige Malachias übergab die Liste dem Papst Innozenz II., und dieser bewahrte sie in den Archiven des Vatikans auf, wo sie in der Vergessenheit gerieten, bis sie im Jahre 1590 wieder entdeckt wurden. Die Gründe, die Innozenz II. dazu bewegten, die Dokumente geheim zu halten, sind jedoch nicht bekannt. Es besteht auch keine logische Erklärung, warum die Kirche ein Interesse daran gehabt hätte, sie nicht zu veröffentlichen. Sie wurden von einem katholischen Bischof geschrieben und lassen das Papsttum und die Kirche in einem guten Licht erscheinen (im Gegensatz zu den vorher genannten Vaticinia). Des weiteren war die Liste so lang, dass ein baldiges Ende der Welt nicht absehbar war und außerhalb der Vorstellungskraft der damaligen Bevölkerung lag.

4) (u.a. vertreten von Hildebrand Troll)
Heute sind viele Autoren der Auffassung, dass die Papstweissagungen von einen Menschen des 16. Jahrhunderts geschrieben wurden, der über Seherqualitäten verfügte und Vorkommnisse prophezeien konnte. Dieser hat dann die 41 orakelhaften Devisen verfasst (von der 72. bis zur 112.) und anschließend die ersten 71. Zweck der ersten 71 Prophetien war es, Interesse zu erwecken, indem man angebliche Voraussagungen aus der Vergangenheit bestätigen konnte. Für den Blick in die Vergangenheit bediente sich dieser „Seher“ höchstwahrscheinlich den 1557 erschienenen Werks eines Kirchenhistorikers „Epitome vitarum Romanorum Pontificum“. Dieser bot alles, was die Devisen für die ersten 71 Päpste benötigten (Wappen, Namen, usw.) und weist die größten Gemeinsamkeiten mit den Malachiasprohetien auf, einschließlich historischer Fehler. Man wählte wohl dann Malachias als Verfasser, da dessen Prophetengabe historisch belegt war und er ein Zeitgenosse des ersten Papstes war, dem eine Devise zugesprochen wurde (Cölestin II.).

Verschiedene Forscher (u.A. Hildebrand Troll in „Die Papstweissagung des heiligen Malachias“) halten den katholischen Reformer und später Heiliggesprochenen Philipp Neri (*Florenz 21.7.1515, † Rom, 26.5.1595) für den Urheber der Papstweissagungen.
...
Von besonderer Bedeutung im Zusammenhang der Papstweissagungen ist jedoch, dass Philipp Neri alle Ergebnisse der Konklaven seiner Zeit vorausgesehen hat. Antonio Gallonio, sein ältester Biograph schreibt dazu (Übersetzung aus dem Lateinischem): „Folgendes Erstaunliche möchte ich über den seligen Vater hinzufügen: fast immer, wenn der päpstliche Stuhl seines Hirten verwaist war, hörte er, bald im Schlafe, bald in wachem Zustand, den Namen dessen, der zum Papst erwählt werde, mit ganz lauter Stimme; er hatte die Gewohnheit, diese Tatsache nur ganz wenigen Menschen anzuvertrauen.“ Ein anderer Biograph schrieb: „Philipp sah fast alle Wahlen der zukünftigen Päpste durch göttliche Eingebung voraus.“ Dieser Biograph beschreibt dann an einigen Beispielen, wie der Heilige seinen Vertrauten den Namen des Kardinals offenbarte, der das Konklave als Papst verlassen würde, manchmal mit genauer Zeitangabe. Für Hildebrand Troll sind dies Beweise genug, um ihn als wahrscheinlichsten Verfasser der Prophetien zu führen. Er besaß die Eignungen und lebte zu der Zeit, als sie entstanden sind. Der Umstand, dass die Originale der Papstweissagungen nicht existieren, spricht für Philipp Neri, da dieser vor seinem Tod alle seine persönlichen Papiere ins Feuer geworfen hatte. Er hat wohl den hl. Malachias dann als „Sprachrohr“ benutzt.
..."

Quelle:
http://wwws.phil.uni-passau.de/histhw/TutKrypto/tutorien/papstweissagungen.htm

Gruß,
Ulrich


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