"Malachias" (Schauungen & Prophezeiungen)

Jayef, Montag, 11.02.2013, 22:22 (vor 4053 Tagen) @ Taurec (20731 Aufrufe)

Hallo, Taurec!

Im Original steht von "Petrus II." kein Wort.

Habe ich auch nicht gesagt.

Siehe die Urquelle von 1595 in unserer Quellensammlung.

Dort steht nur "Petrus Romanus", was nur eine allgemeine Chiffre für den Papst ist, der ja in Nachfolge Petri steht.

Daß er auch tatsächlich Petrus II. heißen soll, ist eine Überlegung der Interpreten der Prophezeiung, die soweit gingen, in späteren Veröffentlichungen sogar "Petrus II." zu schreiben, statt nahe am Text zu bleiben. Der Laie, der das Original nicht kennt, glaubt, dort stünde tatsächlich "Petrus II.". So werden bloße Spekulationen im Laufe der Zeit zum Kanon erhoben.

Es ist sogar unklar, ob der letzte Satz für einen eigenständigen Papst steht oder vom Verfasser als auf "Gloria Olivae" bezogen gedacht wurde.

Deswegen (teilweise) auch meine Bemerkung.
Man kann im Original sehen dass der Satz "In Persecutione extrema S.R.E. sedebit." möglich auf "Gloria olivae" Beziehung hat (Persecutione wegen z.B. Missbrauchsskandale), auch weil es ein "." am Ende steht. Dann koennte Petrus Romanus, was seine Name auch sei, sehr gut der letzte Papst sein.

Fest steht, daß Malachias eine politische Fälschung für das Konklave von 1590 ist, die mit einer größeren Menge Sprüche für die Zukunft verlängert wurde - offenbar der Authentizität wegen, um 1590 den Anschein zu erwecken, es handele sich um eine ältere Prophezeiung, die rein zufällig genau dann bekannt geworden wäre. Ebenso zufällig ist wohl das Ende der Liste zum jetzigen Zeitpunkt, wobei der letzte Satz auf bekannte Endzeitvorstellungen über die Zerstörung Roms und Verfolgung der Kirche zurückgeht und von anderer Quelle stammen könnte.

Welche andere Quelle wäre das?

Daß die Liste eine reine Erfindung ist, erkennt man daran, daß all diese Sprüche nur mit Mühe und hanebüchenen Konstruktionen auf die jeweiligen Päpste hingebogen werden können. Daß die Sprüche zwar inhaltlich falsch, aber hinsichtlich ihrer Zahl richtig sein sollen, wäre alles andere als eine vernünftige Annahme.

Ob es eine Fälschung ist sagt überhaupt nichts über irgendwelche seherische Fähigkeiten des Autors. Und ob es eine valide Schau ist oder nicht.
Beispiele:

De medietate lunae : wurde bei Halbmond gewählt.
De labore solis : am Geburtstag und Tag des Beerdigungs einen Sonnenfinsternis.
Gloria olivae : nennt sich Benediktus; das Zeichen der Benediktiner ist ein Olivenzweig.
Petrus Romanus : "Dann wird die Siebenhügelstadt zerstört werden und der furchtbare Richter wird sein Volk richten."

Fuer mich klingt das inhaltlich richtig, ganz ohne "Mühe und hanebüchenen Konstruktionen".
Und das alles, jetzt mehr als 400 Jahre vorher aufgeschrieben, sollte reiner Zufall sein? Ich möchte mehr von solchen "Fälschungen" haben...

https://en.wikipedia.org/wiki/Prophecy_of_the_Popes (gibt's leider nicht auf Deutsch.)

Gruß
Jayef


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