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Prophezeiungen - Begriffsverwirrung (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 08.01.2013, 13:27 (vor 4119 Tagen) @ throne (6793 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Freitag, 01.09.2017, 10:29

Hallo!

ich habe mal eine naive Frage anbetrachts der regen Diskussion hier.
Resultieren nicht echte Prophezeiungen aus echten Schauungen?
So verstand ich das bisher zumindest.

Schauungen mit einer (angenommenen) änderbaren Zukunft als Prophezeiungen zu bezeichnen ist eine sprachliche und sachliche Verirrung, weil es falsch ist.

Prophezeiungen sind ihrer Wortbedeutung nach Voraussagen.
Es sind schlichtweg nicht mehr als Wortäußerungen von Menschen oder anderen Wesenheiten (Erscheinungen).
Voraussagen können auf der Grundlage von Schauungen erfolgen, aber auch jedes anderen Geistesinhaltes.
Mitteilungen über Schauungen sind streng betrachtet Prophezeiungen - zumindest wenn es keine reinen, sachlichen Wahrnehmungsbeschreibungen ohne jegliche Eigeninterpretation sind. Solche neutralen Äußerungen sind praktisch kaum möglich. Man vergleiche beispielhaft verschiedene Augenzeugenberichte eines Autounfalles.
Wenn in einer Prophezeiung Wenn-dann-Konditionen enthalten sind, sind das lediglich Urteile und Motive der sich mitteilenden Person/Wesenheit. Solche Äußerungen sind politischer Natur, weil sie Zwecke verfolgen.

Eine Schauung, deren Eintreten einen anderen Verlauf nimmt, nachträglich als Prophezeiung mit Wenn-dann-Konidtion zu bezeichnen, wäre falsch. Es hat sich in der Straßenbahnschau niemand geäußert, der eine Warnung ausgesprochen hätte. Daß es später anders laufen würde oder könnte, war gar nicht ersichtlich und höchstens implizit enthalten, weil der Seher sich selbst sah und Kontrolle über seine Handlungen hat.
Zudem ignorierte eine solche Bezeichnung die Möglichkeit der eigenen phantasievollen Ausgestaltung der Schau sowie die Möglichkeit verschiedener Quellen, aus denen gezapft werden könnte. Denkbare Beispiele:
Womöglich wurde (alternativ zu künftigen Bewußtseinsinhalten nach NeuOrest) in der Straßenbahnschau nicht die "echte" Zukunft gesehen, sondern die zum Zeitpunkt des Sehens gegenwärtige Konfiguration der persönlichen Schicksalsfäden, die auf dieses Ende zulaufen mußten, wenn keine Änderung erfolgt wäre. Es wäre somit auf eine erdnahe, "gegenwärtige" jenseitige Ebene gesehen worden, die noch halb zeitverbunden ist und daher auch einer gewissen Kausalität folgt.
Wenn es (zusätzlich) einen unsichtbaren jenseitigen Sender ("Schutzengel") gab, der ihm dieses Bild sandte, müßte man die Schau korrekterweise (Vor-)Warnung ohne erkennbaren prophetischen Charakter nenenn. Diese Warnung war im Gegensatz zu wenn-dann-konditionierten Prophezeiungen sachlich-neutral und enthielt keine erscheinungsstypischen Forderungen nach Bekehrung, Buße, Rosenkränzen, etc.

Es kann falsche Prophezeiungen geben, die auf echten Schauungen beruhen, jedoch keine falschen Prophezeiungen, die auf falschen Schauungen beruhen, da Schauungen per Definition immer eintreffen. Auch die Straßenbahnschau ist trotz Abweichung eingetroffen. Was nicht irgendwie eintrifft, war keine Schau, sondern etwas anders.
Echte (d. h. zutreffende) Prophezeiungen, die nicht auf Schauungen beruhen, sind nur gut geraten oder analysiert und sollten eigentlich Prognosen genannt werden.
(Genaugenommen müßte man auch den Begriff "Schauungen", wie ich ihn hier verwandte, durch "Präkognition" ersetzen, um sie von Schauungen zu unterscheiden, die lediglich in die Gegenwart erfolgen und das Geschehen an anderen Orten zeigen.)

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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