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Mönch Adso und der "Antichrist" (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Dienstag, 28.10.2008, 00:45 (vor 5658 Tagen) @ Alex (5581 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Dienstag, 28.10.2008, 00:58

Hallo, Alex!

Die erste Verknüpfung sagt nur aus, daß die frühen Christen ihre Getauften als erleuchtet bezeichneten.

Hinter der zweiten verbergen sich nur Bilder eines Buches, das behauptet, Originaldokumente des Illuminatenordens zu enthalten. Darunter ist eine nicht zu entziffernde Freimaurertabelle.

Daraus läßt sich bestenfalls schließen, daß es 1787 einen Illuminatenorden gegeben hat.

All das bringt uns gar nicht weiter.
Hier geht es doch um den Antichristen! Wenn die heutige Darstellung desselben tatsächlich auf Adso zurückgeht, wobei Luther diese bei seiner Bibelübersetzung im Hinterkopf gehabt haben muß, als er die Zwischenüberschriften einzog, düfte es keine Quellen über den Antichristen geben, die älter als Adso sind, aus welchen sich Adsos Geschichte ableiten ließe.

In der Bibel finden sich nur allgemeine Äußerungen, wie in den Johannesbriefen:
"Und wie ihr gehört habt, daß der Antichrist kommt, so sind nun schon viele Antichristen gekommen."
"Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, der leugnet, daß Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet."
"Und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Das ist der Geist des Antichrists, über den ihr gehört habt, daß er kommt."
(Und zwar der Geist als Geisteshaltung, nicht als Person!)
"Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht bekennen, dass Jesus im Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Antichrist." (Viele Verführer heißt viele Antichristen!)

Daß jemand, der nicht Jesus folgt ein "Gegenjesus" ist, dürfte bereits zu seiner Lebzeit jeder gewußt haben, nämlich einfach aus dem damaligen Sprachgebrauch heraus. Diese Überlieferung hat sich im Laufe der Jahrhunderte zu Vorstellungen eines Erzbösewichts als eine Person verfestigt und wurde von Adso lediglich in ein stimmiges Bild gebracht. Es ist bereits in dem Muspilligedicht von 870, also 84 Jahre vor Adsos Werk, von dem Antichristen die Rede, der gegen Elias kämpft. In der Urüberlieferung ist das aber nicht vorhanden.

"Wesenheiten", die ähnliches behaupten, sind sehr unsichere Quellen. Sie müssen nicht gut sein und zwangsläufig mehr wissen oder besseres Wissen haben, als wir hier, nur weil sie von "woanders" aus sprechen.
Sie sind womöglich in ähnlichen Irrtümern befangen oder wollen uns sogar in die Irre führen.
Mit dem Illuminatenorden, zumindest soweit er nachweisbar ist, hat das schon gar nichts zu tun. Bei allem anderen bewegt man sich auf sehr dünnem Boden und versucht letztlich durch hypothetische Gedankengebilde andere zweifelhafte Vorstellungen zu stützen; nämlich, weil es die Illuminaten gebe und eine Verschwörung im Gange sei, müsse das auch was mit dem Antichristen zu tun haben, wodurch beide Vorstellungen subjektiv wahrer empfunden werden und man sich in einer präapokalyptischen Zeit der Versklavung der Menschheit durch den Antichristen ergebene Illuminaten wähnt.
Das ergänzt man mit der Johannesoffenbarung, die das Wort "Antichrist" gar nicht erwähnt, sondern nur ein Tier und ein Zeichen, die bei dem Ausmaß der Symbolik auch etwas ganz anderes sein können. Das zu deuten ähnelt dem, aus Nostradamus eine sichere Aussage zu gewinnen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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