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Übertriebene Vorstellungen (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 26.01.2012, 10:02 (vor 4464 Tagen) @ detlef (10296 Aufrufe)

Hallo!

Meines Erachtens sind viele Aussagen (und daher Vorstellungen), vor allem religiös geprägte über die Finsternis übertrieben:

- Drei Tage finster, dann übergangslos wieder Sonne.
- Alle Bösen sterben, alle Guten überleben.
- Überleben nur drinnen in hermetisch abgeriegelten Räumen. Sogar die Fenster müssen optisch verdeckt werden.
- Nur geweihte Kerzen brennen.
- ...

Vermutlich wurden im Laufe der Überlieferung die Eigenheiten der Finsternis bis zur Ausschließlichkeit überspitzt. Es genügt wahrscheinlich schon, daß eine Aussage über nur wenige Ecken weitererzählt wird, bevor man sie niederschreibt, um beispielsweise aus "draußen herrschen tödliche Gefahren" sowas wie "draußen überlebt niemand" zu machen, denn Überlieferung ist immer mit einer Art Erosion und Informationsverlust verbunden.
Religiöse Vorstellungen tun das übrige, so etwa, daß das Strafgericht mit Reinigung verbunden sei, die niemanden verschont. Vielleicht steckt in der Sache als irrationales Einsprengsel die alttestamentarische Geschichte von der 10. Plage in Ägypten, als nachts draußen der Todesengel umging, während die Juden in den Häusern bleiben und bis zum Morgen nicht hinausgehen sollten. Das wurde auf das zukünftige Strafgericht übertragen. Man soll einfach nicht nach draußen schauen, wenn göttliche Kräfte walten.

Desgleichen sollte man, wenn man sich auf die physikalischen Vorgänge beschränken will, aus der Überlieferung herauslösen. Ansonsten läuft es wie in den Vorgängerforen, wo sich manche Gedanken machten, wie man in einem Luftdicht abgeschlossenen Raum mit Sauerstofflaschen und CO2-Bindung genau 72 Stunden überleben könnte.
Träfe dies zu, wäre die Menschheit ein Totalverlust, weil sich niemand darauf vorbereiten könnte. Laut Schauungen überleben aber genügend Menschen, um ein Weiterleben der Zivilisation auf dem Niveau des heiligen römischen Reiches zu ermöglichen.

Wir erleiden keinen Totalschaden, sondern bekommen vom Schicksal nur eine ziemlich üble Tracht Prügel verpaßt.

Hält man sich an Wudy, so reichte es bereits aus, sich völlig angezogen in einer wind- und wettergeschützten Ecke draußen (!) zu verkriechen. Dabei beschreibt Wudy wahrscheinlich die Zustände im Böhmerwald/bayerischen Wald, also nahe dem Impakt und Erdriß.

Während der Finsternis haben wir vermutlich in den nicht überfluteten Gebieten ein wildes Durcheinander von Kleinimpakten mit Druck-, Hitzewellen und Steinehagel, Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Aschen- und Säureniederschlägen, die je nach Windverhältnissen in manchen Gebieten stärker, in anderen vielleicht gar nicht auftreten.

Dem entsprechend werden die Menschen in manchen Gebieten sogar in ihren Kellern getötet, in anderen wäre es möglich, spazieren zu gehen (was ich aber nicht empfehlen würde) oder das Vieh zu tränken.

Es ist also nicht auszuschließen, daß mancherorts die Bauern sterben (vielleicht sind sie auch geflohen?), während ihr Vieh im Stalle überlebt, jedoch mangels Pflege im weiteren Verlauf zugrundegeht. Dann hat man natürlich allen Grund, den überlebenden Rindern goldene Glocken umzuhängen.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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