Fragen über Fragen (Schauungen & Prophezeiungen)

Gerhard, Donnerstag, 15.09.2011, 14:27 (vor 4606 Tagen) @ Eyspfeil (11472 Aufrufe)

Hallo, lieber Eyspfeil!

Mein Vergleich von Irlmaier zu Hoffmann bezog sich hauptsächlich auf die große Zahl von Klienten, die beide gehabt haben dürften. Aus den vielen Schauungen konnten sie dann Rückschlüsse und indirekte Hinweise auf das allgemeine Geschehen ziehen. Das allerdings unter dem Vorbehalt, dass die Schauungen auch richtig waren. Ich hatte hierzu eine Zahl von 50% in die Diskussion geworfen, doch das ist nur eine Mutmaßung, die sich auf Aussagen aus der "Umgebung" der Hellseher stützt. Tatsächlich macht da ja niemand eine Statistik, und oft hat nichtmal der Hellseher selbst ein Feedbck von seinem Klienten.

Doch gehen wir zurück zu den postulierten "Rückschlüssen". Bei der vielen Erfahrung, die Irlmaier gehabt haben dürfte, drängt sich eine Frage auf: warum hat er nie gesehen, dass einer seiner Klienten in der Zukunft von einem russischen Panzer überrollt wird, in der Flut ertrinkt, im Staub der Finsternis erstickt? Bei der Krönung in Köln dabei ist? Eigentlich hätte bei den vielen individuellen Schauungen irgendwann einmal ein Bezug zur Weltenwende auftreten müssen, nicht so deutlich und übertrieben, wie ich das jetzt schildere - aber immerhin, wir möchten es fordern. Denn es kommt ja hinzu, dass Irlmaier ganz offensichtlich eine Naherwartung hatte: er dachte, dass die Panzerkeile demnächst kommen sollten.

Wir haben hier also einen großen Widerspruch, und man kann ihn nach meiner Einschätzung nur so auflösen, dass man sagt: die Schauungen, die Irlmaier zum Weltgeschehen hatte, müssen von einer ganz anderen Natur gewesen sein, wie die Schauungen für die ratsuchenden Klienten.**) Deswegen hatte ich damals auch das Zitat des Prinzen von Bayern gebracht, der Irlmaier gar nicht nach etwas Persönlichem gefragt hatte (in seiner Anwesenheit fiel Irlmaier wohl erstmals in eine Schau der "Vögel aus dem Sand").

Für mich ist es ein echtes Problem, dass Irlmaier an einer Naherwartung festhielt, wo er doch sehr wahrscheinlich in seinen Individualschauungen keine Panzer und keine 3-tägige-Finsternis gesehen hat. ****)

Ich möchte bei der Gelegenheit auch bemerken, dass Irlmaier im Lauf der Jahre ganz gewiss auch von anderen Globalvoraussagen zum Weltgeschehen gehört hat (Mühlhiasl, Lindenlied u.ä.). Wir können deshalb nie vollkommen sicher sein, dass er da nicht etwas aufgegriffen und modifziert hat (etwa in der Rede von den "drei Städten, die untergehen werden"). Doch hatte er ganz sicher vergleichbare eigene Schauungen. Ein Unterschied zu Gabriele Hoffmann ist auch, dass letztere mit Allgemeinaussagen sehr zurückhaltend ist (Ausnahme Euro, Crash etc.). Das macht sie u.a. wohl aus geschäftlicher Klugheit. Irlmaier hat sich dagegen voll hineinziehen lassen. Oder war es die Weltuntergangsstimmung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und während des Koreakrieges? Jedenfalls hat er das später offensichtlich bereut, war auch bei den Individualberatungen am Ende frustriert (warum?) und hat sie völlig eingestellt. Frau Hoffmann baut das dagegen sehr professionell aus.

Von der Begabung und von der Erfahrung her darf man beide aber wohl miteinander vergleichen. Wenn die Weltwende-Prophezeiungen von Irlmaier nicht durch dritte Autoren und Foren am Leben gehalten würden, wären sie heute vergessen oder nur noch ein Absatz im Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens. Ich will damit sagen, dass die Größe, die Du Irlmaier zusprechen möchtest, zu einem guten Teil eine "äußerlich gemachte" Größe ist. Dennoch schätze ich Irlmaier sehr, und möglicherweise haben wir ihm viel zu verdanken. Das wird sich zeigen. Wenn ich neulich mal so grimmig gegen BB war (bei den Feuerzungen), dann hängt das damit zusammen, dass mein Gerechtigkeitsgefühl verletzt war, als er Irlmaier eine "unsinnige" Interpretation unterstellte. Das hat Irlmaier dann doch nicht verdient. Aber ich will das jetzt nicht wieder aufwühlen.

Grüsse, Gerhard

**) es sind dann eher Schauungen wie die vom Eismeerfischer, die sich nicht auf Individualschicksale beziehen, nicht auf die Resonanz zu einem Klienten, der vor dem Seher steht. Sondern es sind "Blicke in/auf die Welt" (Wer trifft die Auswahl für einen solchen Blick?).

****) und wenn er welche gesehen hat, dann waren sie ganz offensichtlich falsch, den kaum einer seiner Klienten dürfte noch leben - ist aber nicht an einem verschluckten Panzerkeil oder in der Finsternis gestorben ...


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