@ Ulrich & @ RichardS (Schauungen & Prophezeiungen)

Gerhard, Dienstag, 13.09.2011, 23:07 (vor 4598 Tagen) @ Ulrich (11697 Aufrufe)

Hallo, Ulrich, irgendwann werd' ich noch ein echter Fan von Dir und muß demnächst wohl um ein Autogramm bitten. Was Du immer alles ausgräbst, einfach Klasse!

Mein vorausgehender Beitrag, und das möchte ich auch Dir, RichardS, gerne eingestehen, war mißverständlich formuliert. Er wurde von Euch offenbar primär als Kritik an Gabriele Hoffmann aufgefasst. Doch diese Absicht hatte ich nicht und bitte insofern um Entschuldigung (auch wenn Frau Hoffmann wird hier wohl nicht mitliest!).

Ganz im Gegenteil könnte es durchaus sein, dass sie die Irlmaierin der heutigen Zeit ist. Denn offenbar hat sie schon Tausende Individualschicksale "geschaut" und kann daraus dann allgemeine Entwicklungen gedanklich abstrahieren. Da eine der häufigsten Fragen an Hellseher wie auch an Astrologen bekanntlich das liebe "Geld" ist, hat Gabriele Hoffmann auf diese Thematik bestimmt ein besonderes Augenmerk, vermutlich schon innerhalb ihrer "Schauungen". Vermutlich hat sie schon zuuu oft "geschaut", dass Personen in finanziellen Schwierigkeiten stehen werden - aber letzteres geschieht offenbar nicht wegen gängiger Schicksalsschläge (Betrug, Diebstahl, Krankheit, Arbeitsplatz, Geschäft, Partnerschaftsprobleme, eigene Fehler) sondern aufgrund der allgemeinen Wirtschafts- und Finanzlage (deswegen wohl ihr sehr passender Vergleich zu "Weimar"). Ihre zitierten Aussagen sind sehr wahrscheinlich eine gedanklich gezogene "Summe" vieler entsprechender Einzelschauungen. Bedauerlicherweise haben ihre Interviewpartner sie bisher nur zur Wirtschafts- und Finanzlage befragt. Warum fragt nicht mal jemand sie nach Impakten, nach russischen Truppen in Berlin und nach Überflutungen? Theoretisch müßte sie in ihren Individualschauungen, bei der großen Zahl an Klienten, die Weltwende-Thematik schon berührt haben. Wenn letztere tatsächlich einmal wirklich werden sollte ...

Der Tenor meines Emails sollte eigentlich mehr eine Einschätzung des Euro sein. Und ich wollte eher ausdrücken, dass man dafür weder Schauungen, noch Träume, noch Prophezeiungen braucht. Realitätssinn und gesunder Menschenverstand reicht vollkommen (auch in anderen, vergleichbaren Fällen!). Einmal hatte ich ihn hier als "Folterwerkzeug" bezeichnet, das so gut funktioniere, dass die Folterknechte es so schnell wohl nicht aufgeben werden. Das Interessante an diesem Instrument ist nun, dass es gar nicht rotglühend ist. Mir kommt es eher vor wie ein ganz raffinierter Hypnose-Finger. Da muß irgendein Politiker nur einen "ungeschickten" Nebensatz fallen lassen, und schon drehen die Geldmärkte durch. Gutes Beispiel war auch wieder der Rücktritt von Jürgen Stark, wegen dem der Kurs gleich um mehrere Cent fiel. Vorauseilende Dummheit könnte man so eine Reaktion fast nennen. Vielleicht sogar eine Art Selbsthypnose? Wenn der Euro bei 1.20 (zum Dollar) angekommen ist, und der Dax bei 4000, dann sind wir im Bereich der Realwirtschaft zurück. Und da muss ich dann Gabriele Hoffmann unbedingt recht geben und möchte das Zitat von ihr gerne wiederholen: "Trotzdem bin ich gegenüber dieser Zeit sehr positiv eingestellt, weil die Menschen wieder ein Stück auf den Boden zurückkommen werden. Sie werden lernen müssen, flexibler zu sein und menschlicher miteinander umzugehen." Das ist, zwischendurch, echt mal eine gute Prophezeiung!! Ich freu mich schon auf diese Zeit!

Noch eine Bemerkung zu den differerierenden Inflationsraten. Der Euro war von Anfang an ein sehr mysteriöses Ding. Er reicht als offizielle bzw. quasioffizielle Währung sogar bis nach Südamerika und vor allem nach Afrika, ganz abgesehen von Fällen wie Montenegro oder auch Vatikanstadt, die nicht zur EU gehören, aber bei denen er "Staatswährung" ist. Ganz anders aber als der Dollar, der ja noch viel deutlicher diese internationale Akzeptanz hat, ist der Euro aber bei weitem nicht so "klar". Der Dollar war einmal wirklich stark und sein Weg bleibt auch im Absteig immer eindeutig. Der Euro dagegen lässt sich "nicht fassen", ist gewissermaßen ein nobler Chaot. In allen den genannten Regionen hat er, wie auch in seinen Kernländern, einen jeweils eigenen Wert bzw. eine eigene Wertentwicklung. Er ist nur eine Art "Label", eine Marke, ein "Brand", eine hübsche Illusion. Vielleicht liegt es daran, dass er, historisch gesehen, noch ein Kleinkind ist, das erst richtig laufen lernen muss. ***)

Aber selbst der künftige "Kaiser von Europa" wird ihn nicht an das Gold binden. Denn Gold selbst ist eine Illusion. Das wird spätestens dann sichtbar werden, wenn die Welt sich tatsächlich zu wenden beginnt ...

Grüsse, Gerhard

***) man vergleiche dazu die ersten 60 Jahre des Dollar; kann das jetzt nicht nachschlagen, aber glaube zu erinnern, dass er erst 1841 zum gesetzlichen Zahlungsmittel in den USA erklärt wurde; davor konnte man auch mit anderen Währungen (Peso, Pfund, Nuggets etc.) überall zahlen, wenn der Geschäftspartner das akzeptierte.


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