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Irlmaiers Wahrnehmung und Cayce (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Sonntag, 20.03.2011, 17:05 (vor 4783 Tagen) @ detlef (4295 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Sonntag, 20.03.2011, 17:12

Hallo!

koenntest du uns diese Nachweislichkeit freundlicherweise hier darlegen?
(damit meine ich nicht ein zitat des beruehmten gerichtsurteiles)

Gerne doch. Mit "Sehen" meine ich nicht die Wiedergabe von Informationen aus dem Jenseits (oder sonstwoher), sondern das Vorliegen beschreibbarer Sinneswahrnehmungen.

In der Bayerischen Landeszeitung vom 22. Oktober 1949 machte Irlmaier Angaben, wie sich die Schauungen ihm darboten.
Der Text steht in Berndts Irlmaierbuch auf Seite 23:

"Er erzählte, daß er im Jahre 1928 im Salzburgischen [in Kuchl, östl. von Berchtesgaden, Anm. B.] als Brunnenbauer tätig war und damals in die Wohnung seines Auf­traggebers kam. Er war allein im Zimmer und betrachtete sich ein altes Muttergottesbild, das von 12 Heiligen umringt war. Und plötzlich geschah es! Er sah auf einmal diese gemalte Madonna lächeln, die Heiligen sich bewegen, und war darob zu Tode erschrocken. Er wähnte, krank geworden zu sein und hatte lange nicht von diesem Erlebnis gesprochen. Aber von dieser Stunde an verfolgten ihn die Bilder-Visionen. Er sah diese übersinnlichen Bilder auf den Wolken, an Haus- und Zimmerwänden und schließlich auch in der freien Luft, vor die sich im Augenblick der Erscheinung eine Rauchwand schob. Von Jahr zu Jahr wurden diese Visionen immer stärker und häufiger, Das heißt, daß er seinen Gesichten [Visionen, Anm. B.] auch "befehlen" kann."

Im Münchner Merkur, 22./23. Oktober 1949, Seite 9:
"'In Bildern in der Luft', erwiderte Irlmaier, 'wenn ich mich konzentrier', läuft vor mir eine Art Filmstreifen ab, der mir aus der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft zeigt, was ich will. Meistens in der Früh, aber auch tagsüber, manchmal ohne mein Dazutun, im Nebel, oder direkt vor meinen Augen. Wia des zamhängt, ist mir a Rätsel, auch heute noch.'"

In Bekhs "Bayerische Hellseher" heißt es:
"Irlmaier selbst sagte, er sehe 'Manndln und Landschaften, Tote als graue Schemen und Lebendige'. Er sah die Bilder plastisch wie Kinobilder. Einzelheiten der geschauten Landschaften traten hervor, blühende Bäume, Schnee in den Bergen."

So sah Irlmaier. Das ist etwas völlig anderes als das, was Cayce tat.
Irlmaier war bei Bewußtsein, konnte sich nachher erinnern und beschreiben, was er gesehen hatte.

Er sah die "Heerwürmer" und konnte ihren Weg durch Deutschland beschreiben, er sah die Erde von oben und aus dem Sande die weißen Tauben aufsteigen, er sah den Hochgestellten mit dem blutigen Dolch daneben, usw. eben plastisch vor sich. Entsprechend bildreich sind seine Berichte. Dagegen sind Cayces Aussagen zum Weltgeschehen die schlichte Weitergabe von Informationen, was sich ereignen soll, wie der ferne Nachklang einer irgendwann mal gehabten Wahrnehmung. Daher habe ich den Eindruck, daß Irlmaier sehr viel näher an der Quelle war und deswegen verläßlicher ist.

Cayce war in Trance (also unbewußt) und konnte sich danach nicht erinnern. Er gab keine Beschreibungen von Bildern wieder, sondern war im Sinne des Wortes ein Prophet: Prophezeiung = pro phemí, für etwas sprechen. Das heißt, er sprach für/anstelle eines anderen, sah selbst jedoch nicht.

Vom Ergebnis (nämlich die erfolgreichen Beratungen) her betrachtet, sind Irlmaier und Cayce durchaus vergleichbar. Irlmaier hatte neben dem Sehen noch andere Fähigkeiten: Zum einen das bekannte Rutengehen und Aufspüren von Wasseradern, zum anderen konnte er auch Bodenschätze aufspüren und an Lebewesen Krankheiten und alte Verletzungen erkennen. Hätte sich Irlmaier statt aufs Wassersuchen auf Medizin spezialisiert, wäre er wahrscheinlich ein guter Diagnostiker gewesen.

Allerdings ist der Weg zu diesem Ergebnis bei beiden völlig unterschiedlich. Schaut man sich nur das Ergebnis an, könnte man meinen, daß beide über die gleichen Fähigkeiten verfügt hätten.
Hinsichtlich der Methodik gibt es bei Cayce aber Unwägbarkeiten, die es bei Irlmaier nicht gibt, nämlich die Unklarheit darüber, von wem oder woher die Information kommt und wie verläßlich diese Quellen sind.
Cayce war der Überzeugung, daß er in der Akasha-Chronik gelesen hat, weil er daran glaubte. Tatsächlich hatte er doch keine Erinnerung daran, wie sich der Zustand, in dem er war, und der Kontakt, den er hatte, angefühlt haben. Also konnte er auch empirisch nicht auf die Quelle schließen.

Das heißt nicht, daß die Aussagen von Cayce zu den Erdveränderungen falsch wären. Sie sind ja nicht absurd und fügen sich im großen und ganzen recht gut ein, was auch daran liegt, daß sie sich auf Bereiche beziehen, zu denen wir eigentlich keine Schauungen haben.
Wegen der Unsicherheit sind sie meines Erachtens aber nicht so hoch einzustufen wie Irlmaier.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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