Skeptische Anmerkungen (Schauungen & Prophezeiungen)

ITOma, Freitag, 04.03.2011, 02:11 (vor 4800 Tagen) @ Taurec (6340 Aufrufe)

Hallo,

Bauer Jasper (gestorben 1833):
„Es wird eine Religion werden. Am Rhein steht eine Kirche da bauen alle
Völker dran. Von dort wird nach dem Kriege ausgehen, was die Völker glauben
sollen. Alle Konfessionen werden sich vereinen, nur die Juden werden ihre
alte Hartnäckigkeit zeigen.“

Also eine von oben verordnete "Religion", die neu erfunden wird, ein Konglomerat aus "allen Konfessionen, die sich vereinen", außer den Juden. Das ist etwas Neues, nicht nur eine Reform. Interessant auch die Formulierung "was die Völker glauben sollen": das ist was für die Untertanen, nicht für die Elite!

Holzhauser (1814 vermutlich zugeschrieben):
„Unter der Hilfe des Herrn werden überaus starke Heerführer aus einem
alten und edlen Hause der Deutschen sich erheben. […]
Denn jener starke Führer hat geschworen vor dem Angesicht des Herrn einen
Eid, daß er das Schwert nicht eher wieder in die Scheide stecke, als er das
Vaterland hundertfältig gerächt habe. Stürzen wird er dann das hohe
Babylon, das Judenreich wird enden, die Türkenherrschaft wird zerstört
werden und jener starke Heerführer wird der stärkste Monarch in der ganzen
Welt und sein Szepter wird das des Manasse (fünfundzwanzigjährige
Regierungszeit) sein. Und er wird in der Versammlung der Männer, die durch
Frömmigkeit und Weisheit aufrichtig verbunden sind, mit Beihilfe des hl.
Vaters neue Gesetze und Normen entwerfen und jenen Geist des Schwindels in
Banden legen, um ein neues Jahrhundert zu beginnen und zu erziehen, wo nur
eine Herde und ein Hirt sein wird, welcher der Welt und allen, die guten
Willens sind, den Frieden gibt, um Gott unseren Herrn zu
verherrlichen.“

"mit Beihilfe des hl.Vaters neue Gesetze und Normen entwerfen": offenbar kommt hier der Papst nicht nur dazu, um den Kaiser zu krönen, sondern hat ganz erheblichen Einfluß auf die Gesetzgebung des neuen Kaiserreichs!


Lindelied:
"Preis dem einundzwanzigsten Konzil,
Das den Völkern weist ihr höchstes Ziel
Und durch strengen Lebenssatz verbürgt,
Daß nun Reich und Arm sich nicht mehr würgt."

Meist sind es ja die Reichen, die die Armen würgen. Der umgekehrte Fall tritt eigentlich nur dann ein, wenn die Reichen zuvor die Armen zu stark gewürgt haben. Hoffentlich unterbinden die neuen Gesetze nicht nur letzteres, sondern auch ersteres.


Pastor Souffrand (1817):
„Nach der Krise wird gegen den Widerstand des Klerus selbst ein
allgemeines Konzil abgehalten werden. Danach wird es nur noch einen Hirten
und eine Herde geben, weil alle Treulosen und Ketzer, außer den Juden, die
sich erst nach dem Tode des Tieres massenweise bekehren, der römischen
Kirche beitreten werden, die bis an die Verfolgung durch den Antichristen
triumphieren wird.“

Aha. Da wollen wohl manche ihre Macht nicht abgeben.
Mit Aussagen zu Tier und Antichrist muß man vorsichtig sein. Meines
Erachtens wartet Souffrand da auf den "Osterhasen".

Oder die von der Ekstatischen gesehenen "zum Gehorsam gezwungenen" Menschen haben irgendwann die Nase voll und machen eine Revolution gegen die Kaiser/Papst-Herrschaft. Die Kaiser/Papst-Anhänger nennen den Revolutionsführer dann natürlich den "Antichristen".

Ekstatische aus Tours (1873):
„Das große Konzil wird nach dem Siege beginnen. Zu dieser Zeit werden
die Menschen zu Gehorsam gezwungen werden. Es wird nur eine Herde geben und
einen Hirten: Die Menschen werden den Papst als universellen Vater
erkennen, den König des Volkes. Das Menschentum wird wieder
auferstehen.“

Zum Gehorsam gezwungen. Es wird also nur Freiheit geben für diejenigen, die
in die richtige Richtung wollen.

"Eine Herde und ein Hirt", der "Papst als universeller Vater" und "Auferstehung des Menschentums". Offenbar ist das Menschentum gleichzusetzen mit "einer Herde". Das hätten die wohl gerne. Kein Wunder, daß sich da Widerstand regt, der zum Gehorsam gezwungen werden muß.

Alois Irlmaier (Adlmaier 3, 1961):
„Der Papst, der nicht lang flüchten mußte übers Wasser, kehrt zurück.
Blumen blühen auf den Wiesen, da kommt er zurück und trauert um seine
ermordeten Brüder.“

=> Sah ihn Irlmaier doch nach Rom zurückkehren?
Blumen auf den Wiesen sind nachher nicht zu erwarten. Vielleicht wollte
Irlmaier damit einen Hinweis auf die Jahreszeit geben.

Doch, doch, Blumen auf den Wiesen wird's geben, weil die Rasenmäher alle nicht mehr funktionieren ;-) Auf dem Wiener Stephansplatz blüht dann ja bekanntlich auch der Dill.

Alois Irlmaier (gest. 1959):
„Man habe dann sehr viel weniger Geld und Gesetze, es sei ein freieres,
besseres Leben.“

Das steht im Widerspruch zu Holzhauser etc.

Johann Kristl:
„Herr Kristl erzählte mir noch zahlreiche Geschichten über Krieg und
Umsturz, die alle sehr zutreffend waren. Hier sei nur erwähnt, daß wir
wieder einen Kaiser bekommen, daß die Gold- und Silberwährung abgeschafft
wird, daß alle Menschen, die durch Zinsleihe, den eigentlichen Kapitalismus
zu Schaden kommen, ihre Güter zurückerhalten, und daß es nach mancherlei
Kämpfen bei uns schöner und besser wird, als es jemals war, so daß alle
Völker unsere Freundschaft suchen und uns nacheifern werden. Sollte die
Welt also doch am deutschen Wesen genesen? An dem Deutschtum, das mit dem
wahren Christentum wesensgleich ist?“

Aha, offenbar gab es zwischendurch eine Gold-und Silberwährung! Was wohl an deren Stelle tritt? Tauschhandel? Und daß die durch Kreditzinsen Geschädigten ihre Güter zurückbekommen, ist wohl eher eine fromme Hoffnung.

Mühlhiasl (1923 dokumentierte Volkssage):
„‚Nachher, wenn die Welt abgeräumt ist, kommt eine schöne Zeit. Große
Glaubensprediger stehen auf und heilige Männer, die tun viel Wunder, die
Leute glauben wieder’"

Also wieder ein Glaube, den man erst groß predigen muß, damit er geglaubt wird. Das hatten wir ja schon. Die Überredungsfeldzüge aller drei monotheistischen Religionen haben immer in Gewalt geendet, sobald die Leute sich nicht überreden lassen wollten. Und diesmal wird's nicht anders sein => Antichrist als Gegenreaktion.

Ich weiß nicht, irgendwie machen mir diese Aussichten keine große Freude.

Gruß
ITOma


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