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Statistik und Schauungen (Schauungen & Prophezeiungen)

Taurec ⌂, München, Donnerstag, 24.02.2011, 17:04 (vor 4807 Tagen) @ Fred Feuerstein (5649 Aufrufe)
bearbeitet von Taurec, Donnerstag, 24.02.2011, 17:14

Hallo!

Grundsätzlich zu Statistik und Schauungen:
Schauungen (bzw. Texte, die den Anspruch reklamieren, Schauungen wiederzugeben) statistisch auszuwerten, ist der Versuch, mit wissenschaftlichen Methoden ein Phänomen zu fassen, das sich durch seine Beschaffenheit und Herkunft (aus dem überphysikalischen Bereich des Universums) dem wissenschaftlichen Zugriff entzieht.
Mit Wahrscheinlichkeitsrechnung kommt man an Präkognition nicht heran, weil Schauungen eben nicht zeigen, was wahrscheinlich passieren wird, sondern was tatsächlich passieren wird. Das sind mitunter Ereignisse, die statistisch vorher äußerst unwahrscheinlich oder unmöglich erscheinen. (Daß das auf die vorliegende Gaiamannaussage nicht zutrifft, zeige ich gleich.)
Auch eine nachträgliche statistische Auswertung zur Feststellung von Treffern ist nicht zielführend, weil der subjektive Faktor bei der Bewertung der Aussagen nicht ausgeschlossen werden kann. Wenn man gewillt ist, die zur Debatte stehende Person als Seher zu betrachten, wird die angestrebte objektive Bewertung vom Willen des Bewertenden verzerrt.

Zum Thema:
Bei der Bewertung von Schauungstexten (zumindest solcher von der Art des vorliegenden) würde ich zunächst nicht beurteilen, ob die Aussagen richtig sind oder nicht, sondern ob der Seher den Inhalt seiner Aussagen zu deren Zeitpunkt (oder dem Zeitpunkt der Veröffentlichung) wissen konnte oder nicht, bzw. ob der Inhalt aus den Informationen, welche die Gegenwart des Aussagenden bot, abgeleitet werden konnte oder nicht. Konnte der Aussagende es nicht wissen oder konnte es nicht abgeleitet werden, ist das vorliegen von Präkognition wahrscheinlich (und zwar als qualitative Einschätzung, nicht mit mathematischer Wahrscheinlichkeit). Besteht die Möglichkeit, daß der angebliche Seher sein Wissen aus anderer Quelle haben könnte (z. B. Medien, politische Bildung, etc.), schließt das Präkognition zwar nicht aus, macht sie aber weniger wahrscheinlich und stellt sie unter den Verdacht, beeinflußt zu sein.

Wie sieht es nun bei der vorliegenden Gaiamannaussage aus?

1.a. Donau und Rhein werden Euch viele Probleme bereiten.
1.b. Viel mehr werden kommen.

Die beiden lassen wir weg, weil nicht klar ist, was gemeint ist.

2. Bessere Beziehungen zu England, USA und anderen mit der kommenden neuen Regierung.

Weil die Beziehungen im September 2005 (durch Schröder) nicht gut waren, konnten sie durch eine neue Regierung nur besser werden.

3. Die Frau wird den Mann ersetzen.

Merkel war zu diesem Zeitpunkt als Kanzlerkandidatin bereits jedem bekannt.

4. Wie in Frankreich wird es einen politischen Wechsel geben.

Die Aussage ist trivial, weil es in Demokratien regelmäßig politische Wechsel gibt (im Rahmen des vom System vorgegebenen Parteienspektrums).

5. Der alte Präsident wird verschwinden, um des jungen charmanten Neuen willen

Wenn Chirac 2005 schon über 70 war, ist die Wahl eines jungen/jüngeren (ob Gaiamann einen jungen oder jüngeren Präsiden gemeint hat, ist unklar) die logische Folge. Ein gewisses Charisma muß man einem Protagonisten auf der politischen Bühne durchaus zugestehen. Darüber hinaus ist das als subjektive Wertung für eine rationale Bewertung der Aussagen unzureichend.

6. Beziehungen zu Großbritannien, USA werden besser.

Selbes wie für Deutschland von mir unter Punkt 2 geschrieben, gilt auch für Frankreich.

Es ist also bezüglich aller Punkte feststellbar, daß die Information, die den Anspruch der Präkognition erhebt, entweder zum Zeitpunkt der Aussage bereits Gegenwart war, bzw. aus der der Gegenwart mühelos gefolgert werden konnte.

Es besteht daher kein Grund zu der Annahme, daß wir es mit Präkognition zu tun haben.

Die Eintrittswahrscheinlichkeit ist eben nicht pauschal 50%, sondern hängt von Faktoren ab, die nicht quantitativ, sondern nur qualitativ (also leider auch subjektiv) bewertet werden können. Man muß jede Aussage nach ihrer "Art", das heißt ihren Einflüssen und ihrer Herkunft betrachten, soweit das jeweils möglich ist. So eine banale 50-50-Rechnung kratzt ja nicht mal an der Oberfläche.

Gruß
Taurec


„Es lebe unser heiliges Deutschland!“

„Was auch draus werde – steh zu deinem Volk! Es ist dein angeborner Platz.“


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