Nutzpflanzen usw.
Geschrieben von Badland Warrior am 27. März 2005 13:03:10:
Hier nochmal einiges ausführlicher, auch bezüglich Mehl, aber auch Fasern, usw.:
Aus Eicheln kann man nicht nur Kaffee-Ersatz machen sondern auch Mehl, Gerberlohe und Farbstoffe.
Um Eichelmehl herzustellen kocht man die ungekeimten, geschälten Eicheln (vorher ein paar Stunden einweichen - puhlt sich besser) in einem großen Topf. Das Wasser sollte kurz vor dem Kochen sein und nicht sprudeln. Dann gießt man das Wasser, in dem sich die bitteren Gerbstoffe sammeln ab (kann man zum Färben von Stoff und Holz, sowie zum gerben von Leder verwenden) und füllt nochmal frisches Wasser nach. Auch dieses Wasser, das schon erheblich heller ist und kaum noch Gerbstoffe enthält, gießt man ab.
Jetzt hat man nasses, leicht bräunliches Mehl. Das kann man jetzt trocknen lassen und abfüllen (hält nicht so lange wie Industriemehl) oder man macht einen Teig daraus.
Wenn man keine Hefe hat, dann kann man Asche nehmen. Und zwar nimmt man ausschließlich rein weiße Holzasche (nichts graues oder schwarzes darf dabei sein). Das ist ein ausgezeichnetes Treibmittel und enthält auch noch wichtige Mineralien. Die weiße Asche schmeckt man nicht. Für den Geschmack kann man noch kräftig Kräuter reintun.
Man kann dann, wenn man den Teig ein paar Stunden hat ruhen lassen, Fladenbrot oder Stockbrot draus machen.
Guten AppetitSauerteig *ist* Hefe - nur eben eine Mischung von wilden Hefen.
Was wir heute als Backhefen, Bierhefen, Champagnerhefe und so weiter kennen, sind Züchtungen, die irgendwann mal aus wilden Hefen entstanden sind, oder andernfalls wilde Hefen, die man immer weiter verwendet hatte, weil sie eben besser als andere wilde Hefen waren.
Suaerteig ist auch nicht gleich Sauerteig, sondern - wenn nicht mit einem vorhandenen und bewährten Sauerteigstarter genommen - ist eine zufällige Mischung von wilden Hefen, und zwar genau die Hefen, die beim Ansatz zufällig in der Luft runschwebten und sich auf der Mehl nud Wasser Mischung abgesetzt haben.
Es spielt dann auch noch eine Rolle, welche Bedingungen herrschen: warm, kalt, Honig im Teig, oder Milch und derlei Dinge. Manche Hefearten bevorzugen es warm, andere eher kühler. Je nach Bedingungen entwickelt sich diese oder jene Hefe mehr im Sauerteig, mehr oder weniger Essigsäurebakterien überleben und so weiter. All dies beeinflußt die Eigenschaften und den Geschmack des Sauerteiges.
Kennt noch jemand den Hermann? Das ist auch eine Mischung wilder HEfen - eine die sich bewährt hat für bestimmte Zwecke (nämlich Kuchen), und deren spezifische Mischung und Eigenschaften durch den weitergegebenen Ansatz und das Befolgen der Anleitung (= Herstellen der nötigen Umweltbedingungen) erhalten werden.
Die erwähnte "Holunderhefe" zur Gärung von Alkohol ist einfach nur eine bestimmte Hefe (oder Mischung von Hefen), die eben Holunderblüten lebt.
Aber abgesehen davon: Hefen sind überall, zu jedem Zeitpunkt. Im Grunde tut es, Mehl und Wasser breiig anzurühren, und etwas warmzustellen bis es blubbert. Damit wird dann der eigentliche Teig für das Brot gemacht, aber ein Rest zurückgehalten und verwendet, damit es beim nächsten Brot schneller und zuverlässiger blubbert (gärt).
Im Grunde nicht so kompliziert.
Eine der grundlegenden Transformationstechniken im Haushalt, die im Laufe der Jahrhunderte entdeckt und dann verfeinert wurden. Da könnte man dann auch noch zu jeder Menge nicht-greifbaren philosophischen Gedanken kommen, die über die physikalischen und bio-chemischen Gesichtspunkte weit hinausgehen.
Andere Sachen dieser Art sind Töpferei, Schmiedekunst, Seifesieden, Wein oder Bier machen, Leder gerben, und sicher noch eine Menge anderer Sachen, die mir im Moment nicht einfallen.
B.
Hefe lässt sich nicht aus dem "Nichts" herstellen, es gibt aber eine Sache, wenn auch nur jahreszeitlich eng begrenzt, die sich einsetzen lässt. Ich nehme an, dass Du Holunder kennst. Ohne jetzt eine Lobeshymne auf den Holunder zu singen, das mache ich ein andermal, beitet der Holunder einen guten Ersatz.
Auf den Holunderblüten wächst nämlich ein symbiotischer Pilz. Dieser in Lebensgemeinschaft mit den Holunderblüten stehende Pilz ist so klein, dass man ihn nicht sieht. Wenn man die Holundrblüten mörsert oder zerschneidet, kann man sie anstelle von Hefe nehmen. Es dauert dann zwar etwas, aber die Backware erhält dazu noch einen wundervollen Holunderbeigeschmack. Holunderblüten lassen sich auch anstelle von Hefe nehmen, wenn man Met oder anderen Wein herstellt. Man braucht bei beidem über den Daumen gepeilt zwei Hände voll, wenn man kleine Hände hat. Röde bräuchte wahrscheinlich eine halbe Hand voll:-)))
Mit Holunder Brot gebacken habe ich noch nicht, werde ich dieses Jahr aber machen. Met habe ich damit schon hergestellt, und das seit vielen Jahren. Und man bekommt keinen dicken Kopf davon, dauert aber sehr lange, bis es soweit ist.
Schau mal in die Grünanlagen. am besten so im April, Mai. Dann ist jedenfalls bei uns die beste Zeit. Da es im Pott etwas wärmer ist, könnte es sich verschieben und bei euch schon früher soweit sein. Achte auf: Auenlandschaften, Flussläufe, Teichränder, Parks etc. Da wächst sowas.
Bowie bestätigt Starfires Eichelausführungen:>Wenn man keine Hefe hat, dann kann man Asche nehmen. Und zwar nimmt man ausschließlich rein weiße Holzasche (nichts graues oder schwarzes darf dabei sein). Das ist ein ausgezeichnetes Treibmittel und enthält auch noch wichtige Mineralien. Die weiße Asche schmeckt man nicht. <
Kann ich bestätigen. Ich habe sowas mal beim Camping mit Graham-Mehl gemacht. Das Brot hat sich gehoben, wenn es auch lange nicht so locker war wie Hefebrot - nicht mal so locker wie Sauerteigbrot.
> Fladenbrot oder Stockbrot draus machen. <
Das erwähnte Brot hatte ich in einem improvisierten Backofen gebacken und das hat gut funktioniert.
Dazu habe ich eine flache Kuhle gescharrt (mit einem improvisierten Grabstock, weil ich als Messerfetischist ohne Not kein Messer in die Erde stecken würde), den Boden und drei Wände aus flachen Steinen gebildet und einen Deckstein oben draufgesetzt. Das Ganze habe ich dann mit einer Schicht Erde bedeckt und gegen über der noch offenen Seite einen Spalt zum Rauchabzug gelassen. Dazu habe ich da einen dicken Stock reingesteckt und nachher wieder rausgezogen. In der daraus enstandenen Ofenkammer habe ich so eine Stunde lang oder so ein Feuer unterhalten - die Tür war locker mit einem weiteren flachen Stein verschlossen - dann die Glut mit einem belaubten Zweig herausgefegt.
Das rohe Brot habe ich dann in die Kammer gelegt und der "Türstein" wird wieder davorgesetzt und abgedichtet.
Ich hab's dann wieder so eine Stunde dringelassen, wenn ich mich recht erinnere (ist schon eine ganze Weile her).
Hat wirklich gut geschmeckt - das war kein Notfraß.Nutzpflanzen
Nutzpflanzen
Moin, moin!
Also, was Nutzpflanzen und natürliche Rohstoffe angeht, hier mal eine kleine Auflistung,
damit Ihr Euch klar werdet über die unendlichen Möglichkeiten, welche uns die Natur
bietet.
Hanf: Daraus lassen sich Fasern gewinnen, aus welcher man robusteste Kleidung
herstellen kann, sozusagen Hosen, die man vererben kann. Die ersten jeans waren aus
Hanf, und die Geschichte mit der kaputten Kupplung bei den Zügen, welche die letzten
Kilometer mit einer Jeans verbunden wurden, stimmt. Aus Hanf kann man ebenso
Dämmaterial, Futter für Vieh, Brot aus den Samen, Treibstoffe, Medizin (z. B. Hanföl
gegen Durchfall) THC-haltige Medikamente gegen Schmerzen und grauen und grünem
Star herstellen, aber auch Schmierfette für Motoren, Scharniere etc., Bratenöl,
Margarine, Papier (die Lutherbibel war auf Hanfpapier gedruckt - hat den Vorteil, dass
keine zersetzenden Säuren entstehen und die Bücher Jahrhunderte halten!), Seile,
Stricke, Taue, Düngemittel, Matratzenfüllungen, etc.
Aus Kartoffeln lässt sich ebenfalls Papier herstellen, allerdings nicht so gutes, auch
Wäschestärke, Leim, Brennmaterial...
Aus Brennesseln lassen sich herstellen: Kleiderstoffe, Fasern für Taue etc., allerdings
nicht eine so gute Qualität wie beim Hanf, Brennesseltee zum Entschlacken und
Entgiften, Brennesseln im Rohzustand auf die Haut geschlagen reizen durch das Urticain
und helfen gegen Gicht und Rheuma vorbeugend. Brennesseln lassen sich auch zu
Grünkohlersatz oder Spinatersatz verarbeiten, sehr lecker!, aber auch bei Schweinen
und Ziegen unter das Futter mischen. Kleingehäckselt schmeckt es auch Küken von
Hühnern gut, die dann robust und drall werden und reichlich Eier legen später. Ebenso
lassen sich daraus Fußmatten herstellen.
Brennesseln helfen gegen Schlacken im Körper, spülen unnötiges Fett, Wasser und Gifte raus, und wenn man sich mal verbrennt an den Dingern, macht nix: Das Urticain hilft vorbeugend gegen Rheuma und solche Sachen.
Wie Siegfried zutreffend berichtet, haben wir frisch geerntete Nadeln der
Pinus silvestris (Kiefer, Föhre) verwendet. Fichtennadeln (Picea abies)
gehen auch (laut meiner Literatur), hab ich aber selber nicht probiert.
Bei Nadeln von der echten Tanne (bot. Bezeichnung mir z.Zt. unbekannt)
sagt meine Literatur nichts aus, weil die hier in Schweden frei wachsend
kaum vorkommt.
Das frische Ernten vom lebenden Baum ist streng genommen verboten
(Sachbeschädigung), aber in Kleinmengen kann man das schon mal
machen angesichts der immensen Kiefernbestände hier im Land. Da die
erwachsene Kiefer ihre Nadeln ganz weit oben hat, kommen zur Ernte
nur junge Bäume in Frage. Die können das auch noch ab. Der Verbiss
durch Elche und anderes paarhufiges Wild ist viel schlimmer als die
2 Handvoll Nadeln, die wir gebraucht haben. Ausserdem habe ich die
Entnahme auf mehrere Bäumchen verteilt.
Tee von Kiefernnadeln und Fichtennadeln ist sehr reich an Vitamin
C (Askorbinsäure) und beugt also der Mangelkrankheit Skorbut
vor, die sonst im Überlebensfall eine echte Bedrohung darstellt.
Interessant ist der Umstand, dass auch die Innenrinde von Kiefer
und Birke nahrhaft ist (leider nicht schmackhaft). Das Abschälen der
Bäume - was ja das Absterben des Baum zur Folge hat (Kiefer) oder
haben kann (Birke) - sollte man wirklich nur im echten Überlebensfall
(oder mit Erlaubnis des Waldbesitzers) vornehmen. Not kennt kein
Gebot (gilt auch für Jagd und Fischfang).
Im Frühjahr kann man Birken "melken", also den aufsteigenden
und an Mineralstoffen und Kohlehydrat reichen Saft abzapfen.
Am Feuer eingedickt wird daraus ein echtes Nahrungsmittel.
Birkenrinde eignet sich ausserdem - wie hier bereits anderweitig
erwähnt - als Zunder, also als leicht entflammbare Anzündhilfe zum
Entfachen eines Lagerfeuers. Diese Rinde sollte man aber tunlichst
(wenn möglich) von toten Bäumen abschälen.
Getreide. Getreide taugt nicht nur für Brot, sondern auch für Matten, Körbe,
Dämmaterial, auch für Papier, allerdings geringerer Qualität, Suppen etc. Dazu gehört
auch das grüne Zeug, der Wildweizen, welcher dort wächst, wo Hunde ihr Geschäft
verrichtet haben.
Aus Waid, einer fast ausgestorbenen, aber immer noch nachzüchtbaren Pflanze, lässt
sich blauer Farbstoff gewinnen, der dem künstlichen Indigo in nichts nachsteht.
Eibenbeeren sind nicht giftig, lediglich der Kern darf weder zerkaut noch verschluckt
werden. Eine Bekannte hilft sich mit dem Fruchtfleisch über den Winter wegen des
extrem hohen Vitamin C-Gehalts. Vergesst Kiwis!
Kohl dient nicht nur dem Menschen, sondern ist auch hervorragendes Viehfutter,
Düngemittel, Papierrohstoff und kann wie fast alles, das man vergären kann, Biogas
produzieren.
Aus Holz lässt sich so ziemlich alles herstellen, das nicht aus Metall oder Kunststoff zu
sein braucht, von Papier über Haushaltsgegenstände (Schüsseln, Tröge, Möbel,
Bestecke) bis hin zu Hausteilen, Balken usw.
Ebenfalls lassen sich aus Tieren viele nützliche Produkte gewinnen, nicht nur Fleisch,
Milch oder Eier, sondern auch Leder, Felle, Sehnen für Bögen und Armbrüste,
chirurgisches Nähmaterial, Nadeln, Knöpfe, Knochenleim, Musikinstrumente und vieles
mehr. Zum Thema Tierverwertung schrieb ich ja schon mal einiges.
Wer ein gutes Messer bei sich hat oder noch besser ein Kampfmesser mit Sägerücken und ein Schweizermesser (ersatzweise ein Multitool), der hat schon die halbe Miete.
Alles andere lässt sich improvisieren, oder beschaffen.
Nachtrag: Man mag über betäubende Dinge denken, was man will, nach dem Motto, die beste Droge sei ein klarer Kopf, dem ich auch zustimme, dennoch sollte man bedenken, dass für bestimmte Sachen wie unheilbare Krankheiten (wer hört sich schon gern wochenlang die Schreie eines Sterbenden oder Leidenden an?) oder operative Eingriffe Betäubungsmittel unerlässlich sind, und man froh sein kann, wenn es einem zu
medizinischen Zwecken gelingt (wenn man die erste Zeit durchgekommen ist und sich mit anderen Überlebenden zusammengetan hat) Hanf, Mohn oder Ähnliches anzubauen, und in der richtigen Dosierung zu verabreichen. Diesen Satz beziehe ich AUSDRÜCKLICH auf die Zeit nach dem Zusammenbruch, und spreche mich hier deutlich gegen den Abusus von BtM aus! Alkohol und Beißholz sind nicht der Weisheit letzter Schluss, und werden es dann auch nicht sein.
- Re: Nutzpflanzen usw. Hefe , Sauerteig, Rezepte Saurier61 27.3.2005 14:56 (1)
- Re: Nutzpflanzen usw. Hefe , Sauerteig, Rezepte Badland Warrior 27.3.2005 15:05 (0)