Re: Kinder von jeglichen Unterrichtsinhalten fernhalten
Geschrieben von Erntemond am 20. März 2005 19:14:41:
Als Antwort auf: Kinder von jeglichen Unterrichtsinhalten fernhalten geschrieben von FranzLiszt am 20. März 2005 12:59:32:
Lieber Franz,
ich habe das Lesen gelernt, da war ich noch lange nicht in der Schule. Geschrieben habe ich mit links und umerzogen wurde ich dann auf rechts. Und der Religionsunterricht war so eine Sache, den fand ich ziemlich bescheuert, denn ich mochte Maria Magdalena und der Pfarrer hat mich damals in der zweiten Klasse deswegen ganz übel beschimpft.
In meiner Grundschulzeit waren unsere Klassen ganz streng getrennt. In der Klasse 1a waren "die Protestanten", mit denen man bitte nicht sprach und wenn möglich auch keine Freundschaften pflegte, in der Klasse 1b saßen die Katholiken, unter denen ich mich total fremd fühlte, weil mein Onkel mir die Bibel ganz anders näher gebracht hat, als es der Gottesdiener im Reli-Unterricht tat. Wir hatten zwei Konfessionslose in der Schule und die mussten sich während der Reli-Stunden immer in der Garderobe aufhalten - wenn möglich still sitzend, manchmal aber auch kniend - damit sie mal einen Eindruck davon bekommen, was es heißt, vor Gott zu knien. Manchmal wurden sie auch regelrecht "vorgeführt" und der kleine Türkenjunge durfte seinen Glauben uns nicht erklären, denn er erzählte ja nur Lügen. Die Kinder wurden richtig geschnitten und gemieden und für mich war in jungen Jahren schon klar, dass Religion was sehr Mächtiges sein muss, wenn man damit kleine Kinder sehr unglücklich machen kann.
Ich lebe in einer Region, wo es zum Beispiel nicht so einfach ist, sein Kind ohne Konfession zu erziehen. Die Kindergärten sind entweder evangelisch oder katholisch und der Montessori-Kindergarten hat eine Warteliste von ca. 4 Jahren. Da müsste ich mich also jetzt schon anmelden, wenn ich nächstes Jahr mit dem Kinderkriegen loslegen würde. Aber ich plane mein Leben nicht so gerne. :-)
Von daher mache ich mich lieber an die Planung eines Waldkindergartens, wo die Kinder so richtig schon matschen und fuhrwerken können, was das Zeug hält und sich in von Anfang an in "Teamwork" üben. :-)))Ich lebe in Bayern und bei uns soll jetzt wieder das morgendliche Schulgebet eingeführt werden. Ich finde, Religion hat sich wirklich rauszuhalten aus der Schule. Es baut unnötig Grenzen auf und die sind für mich, was Religionen ausserhalb unseres Kulturkreises angeht, der erste Weg zur Fremdenfeindlichkeit.
Ich bin für einen Ehtik-Unterricht. Ethik heißt ja nicht, dass man an nichts glaubt, aber es lässt mehr Raum für die Dinge, die auch in den anderen Religion in Wort, Schrift und Praxis vorkommen, wie Nächstenliebe, das Leben in der Gemeinschaft und die persönliche (spirituelle) Entwicklung.
Viele Grüße,
Erntemond