Klinischer Tod und meine Erfahrung damit
Geschrieben von ichbins am 11. September 2004 14:42:
Als Antwort auf: Re: Selbstmord geschrieben von Röde Orm am 09. September 2004 15:21:38:
Hallo zusammen,
da es offensichtlich um meine Person handelt, möchte ich dazu eine Schilderung meiner Erfahrung mit dem klinischen Tod liefern:Vor etlichen Jahren im zarten Alter von 23 Lenzen befand ich mich in einer persönlich turbulenten Zeit mit etlichen Wirrungen. Da halfen auch Szeneparties und etliche Beziehungen nicht drüber hinweg. Nein, Depressionen hatte ich nicht, nur eine tiefe Leere und Unzufriedenheit empfand ich. Und dann ging eine mir wertvolle Beziehung zu Bruch. In dieser Situation nahm ich - um mich wieder einmal zu betäuben - eine Tablette Rhohypnol [stark wirkendes Schlaftmittel, auch zu Betäubungen gerne genommen], dann eine weitere. Was dann im Einzelnen weiter geschah, vermochte ich rational nicht zu erklären, denn durch die einsetzende Wirkung befand ich mich nicht mehr in der Realität. Jedenfalls habe ich wohl gleich die gesamte Packung von 20 Tabletten genommen, unbewußt. Diese Dosis ist definitiv tödlich.
Mit einem Mal, urplötzlich, fand ich mich in einem "Raum" wieder. Nein kein Zimmer oder dergleichen. Man stelle sich vor im Weltraum zu schweben, aber nicht schwerelos, man "steht" einfach im Weltraum. Ringsherum endlose Weiten, oben, unten, rechts und links. Aber es waren keine Sterne zu sehen, kein einziges Licht. Es war einfach eine endloser schwarzer Raum. Und dennoch vermochte ich in dieser Endlosigkeit zu "sehen", ich konnte in dieser Schwärze tatsächlich weit blicken. Zugleich bemerkte ich eine absolute Klarheit meines Bewußtseins, die weder zuvor noch danach in dieser Form vorhanden war. Diese Klarheit ist mit Worten nicht zu beschreiben - ich hätte alle Fragen der Welt beantworten können. Absolutes Bewußtsein und Kenntnis. Und dann die "Er"kenntnis: ich bin allein hier! Mir war in der Situation auf einmal bekannt, daß ich mich nicht in irdischen Dimensionen bewegte. Verzweiflung, Schrecken und unsägliche Angst waren meine Gefühle. Ohnmächtigkeit pur.
Dann, genauso urplötzlich, vernahm ich durch meinen nebligen Blick, daß ich in einem Bett lag. Meine damalige Freundin saß daneben. Ich war in Krankenhaus. Zurück.
Die Ärzte schilderten mir von meinem Glück noch rechtzeitig gefunden worden zu sein, denn ich wäre klinisch tot gewesen. Es wäre sehr knapp gewesen.Nach "irdischem" Zeitgefühl befand ich mich etwa ein bis zwei Minuten in diesem endlosen Raum. Eine weitere Minute hätte ich nicht ausgehalten und meine Panik sowie Furcht wären ins Endlose gesteigert worden. Übrigens fühlte ich mich "körperlich", soweit man das in diesem Zusammenhang sagen kann, perfekt. Es war nicht kalt, nicht zu warm. Das nur nebenbei.
Kritiker mögen nun sagen, daß dies ein Drogentraum gewesen sein könnte. Liebe Leute, ich hatte schon viele Träume unter Drogeneinfluss und kann das beurteilen, aber dieses Erlebnis war jenseits der Kategorie "Traum".
Zurückblickend kann ich nicht sagen, ob es ein Suizid war, will aber auch nicht die Möglichkeit ausschließen, daß ich mich "benebelt" dazu entschlossen habe.
Heute lebe ich glücklich und zufrieden und wünsche es auch meinen Mitmenschen.
Lebt lang und glücklich!
- Re: Klinischer Tod und meine Erfahrung damit Röde Orm 13.9.2004 09:40 (0)