Re: Kleidung für den Zusammenbruch: Was und wie?

Geschrieben von Hunter am 21. Februar 2005 10:53:22:

Als Antwort auf: Kleidung für den Zusammenbruch: Was und wie? geschrieben von Badland Warrior am 20. Februar 2005 21:45:05:

Moin,
Na da haste ja wieder ein Thema angesprochen:-((((((
Trotzdem werde ich mal mein Senf dazu abgeben.
Solange man sich in seine eigenen vier Wänden aufhält, oder auf ein gut gefüllten Kleiderschrank zurückgreifen kann dürfte das alles kein großes Problem sein.
Die Probleme fangen da an wo man sein Heim verlassen muß. Dann muß man wirklich überlegen was man mit nimmt.
Man sollte davon ausgehen das man nicht mehr zurückkommt. Das engt die Kleiderwahl schon erheblich ein.
Die Kleidung muß "halten" und das vielleicht für Jahre. Der Rucksack muß auch noch andere Gegenstände aufnehmen.
Man sollte sich also schon im Vorfeld Gedanken machen.
Bei den Überlegungen muß man auch bedenken wo soll es hin gehen.
Alles "bielige" fällt raus. Sicherlich gibt es gute Trekkingkleidung aber auch hier muß man darauf achten das es nicht unbedingt eine allg. bekannte Marke ist, das logo mit der Tatze oder HH dürfte mitlerweile jederman als Markenkleidung bekannt sein, diese Kleidung dürfte auch die begehlichkeit von diversen Subjekten ansprechen.
Vielleicht sollte man sich Gedanken darüber machen, ob man nicht in eine Rolle schlüpft, z.b. Notarzt.
Gruß
Hunter


>Kleidung
>Der Mensch, gerade in unseren Breiten, ist es gewohnt, Kleidung zu tragen, nicht nur aus Tabugründen, die zur Bedeckung gewisser Körperpartien führen, sondern auch aus klimatischen Gründen.
>Kleidung hat auch andere Aufgaben: Sie symbolisiert Status und „Kastenzugehörigkeit“. Ein Bänker trägt im Beruf andere Kleidung akls jemand, der der Künstlerszene angehört, ein soldat im Dienst andere Kleidung, als ein Geistlicher der dominierenden christlichen Kirchen, diese andere, als z. B. Heiden bei ihren Ritualen.
>Kleidung hat also, um es ganz einfach auszudrücken, die Aufgabe, „Ich bin so, wie diese und jene Gruppe“ auszudrücken, oder eben in Abgrenzung „Ich bin NICHT wie diese und jene Gruppe.“
>Das hat dann auch im Freizeitdress Auswirkungen. Einen Manager wird man kaum mit Joggimnghose, lässig am kiosk gelehnt, sein Bierchen trinken sehen, ebensowenig wird der Bauarbeiter Heinz in der freizeit mit Sakko aus Tweed und edelster Armanikrawatte rumlaufen.
>Was hat das mit dem Forumsthema zu tun? Eine ganze Menge. Es geht nämlich um das Thema Tarnung. Jetzt werden einige Uralteingesessene anfangen, zu kotzen, wegzuklicken oder sagen: "Nicht SCHON wieder dieses Thema!“
>Doch, schon wieder dieses Thema, denn ich versuche mal, herauszuarbeiten, was man eventuell als Ergebnis betrachten kann. Es ist jedenfalls die Quintessenz dessen, was ich glaube, verstanden zu haben und als Ergebnis präsentieren möchte. Korrekturen sind gern willkommen.
>In einer Umbruchsituation muss mit vermehrter Erschinung von Gewalt gerechnet werden. Diese Gewalt wird nicht nur von staatlichen oder parastaatlichen Gruppen wie Polizei, Armee, Grenzschutz, Hilfspolizisten ausgehen, sondern auch von linken und rechten Gruppierungen, religiösen Fanatikern der einen oder anderen Sorte (ich sage das bewusst so, denn wenn ich sehe, was in der Internetlandschaft allein im deutschsprachigen Netz für Fanatismus herrscht, wird mir anders, aber nicht besser. Damit meine ich nicht nur die Djihadisten, sondern auch die christlichen Fundamentalisten), Plünderern und schlicht und einfach Irren.
>Wogegen wird sich die Gewalt richten? Nun, jede Gruppe hat ihr „Feindschema“. Jemand, der mit Schlips und Anzug durch die Gegend rennt, wird sehr wahrscheinlich von Marodeuren fast jeder Couleur gejagt werden und letztendlich ein hässliches Ende nehmen.
>Weshalb? Anzug und Krawatte werden assoziiert mit Geld, Macht und korruption,m schlicht „den Leuten, die uns alle in die Scheiße geritten haben“. Das mag im einzelfall zwar nicht stimmen, aber Menschen sind in erster Linie Agentiere, dann denken sie „territorial“ im Freund-Feind-Schema, und danach kommt irgendwann das richtige Denken, naja, zumindest bei einigen.
>Wer mit dem Palästinensertuch um den Hals, einem Antifa-Anstecker und Nasenring rumläuft, der wird automatisch „Beute“ der Rechten und Bürgerlichen. Wer mit Glatze und Bomberjacke und vielleicht noch „Ich bin stolz, ein Doitscher zu sein“-Aufnäher durch die Gegend läuft, wird automatisch Opfer der Linken, usw.
>Und, egal, was man tut, man kann immer zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Das ist die pessimistische Aussicht. Doch, was kann man tun, um nicht in ein Beuteschema zu fallen? Was kann man tun,um das Risiko herabzumindern?
>Erst einmal: Vergesst allen Schnickschnack. Ob ihr nun für oder gegen etwas seid oder es besonders gut findet, eure Meinung plakativ herumzutragen, wenn ihr nicht unbedingt von den Falschen vereinnahmt oder auf gut deutsch zwangsrekrutiert werden wollt oder in ein Beuteschema fallen, LASST ES! Also sollte man Aufkleber, Anstecker, Aufnäher, religiösen Schmuck, egal welcher Art, unbedingt meiden. Alles, was einen Reiz im Sinne von "Feind" auslösen kann, muss vermieden werden.
>Und auf keinen Fall Gold tragen. Egal, welcher Gruppe die Angreifer angehören, Gold ist in erster Linie Tauschmittel, und wer mit Gold rumläuft im Bürgerkrieg, ist ein Selbstmörder. Also Ringe, Kettchen, Ohrstecker schön verwahren, man kann sie auch noch mal anderweitig brauchen.
>Alles, was auch nur im Geringsten einen weltanschaulichen Eindruck machen könnte, muss vermieden werden. Es ist besser, in der Masse unterzugehen, als wie ein Paradiesvogel zur lebenden Zielscheibe zu werden. Je unscheinbarer man ist, desto besser. Die Maxime heißt: "Überleben!"
>Wenn man nicht gerade irgendeiner Miliz angehören sollte, sollte man auf alles verzichten, was einen „Uniform“-Eindruck machen könnte. Heutzutage – und ich hab die letzten Wochen mal darauf geachtet – ist der Military-Look modern. Viele Teenager staffieren sich zumindest mit Teilen davon aus, auch Obdachlose und andere arme Randgruppen tragen zumindest Uniformteile, weil diese so schön haltbar sind. Uniformteile sind auch klasse Arbeitskleidung, wenn man mit Dornen, Dreck und Ähnlichem zu tun hat.
>Nur: Während eines Bürgerkrieges kann jeder auch nur Teiluniformierte den Eindruck eines potentiellen Feindes machen. Und dann wird zuerst geschossen, gestochen oder erschlagen, und dann erst Fragen gestellt, wenn überhaupt.
>In den ersten Wochen des Zusammenbruchs sollte man alles vermeiden, was nach Uniform aussieht.
>Man sollte ein „Normalbürger“ sein, der mit den anderen nach Suppe ansteht, nicht nur, damit man etwas im Magen hat, wenn man fehlt, könnte ja jemand auf die Idee kommen, dass man vielleicht Vorräte haben könnte.
>Das gilt für jene, denen es nicht vergönnt ist, aus den Städten zu fliehen, oder die zurück mussten, weil die Bauern sie bleihaltig empfingen.
>Zivilkleidung hat auch noch einen weiteren Vorteil: Eventuelle Feinde erkennen einen nicht als solchen, auch, wenn man auf der Gegenseite steht. Nachteil: Man ist, wenn man tatsächlich in die Lage kommen sollte, zu kämpfen, irregulärer Kombattant, und mit Partisanen kann man machen, was man will. Urlaub in Guantanamo ist da noch der günstigste Fall. Stundenlange Folter (und da ist der Mensch sehr erfinderisch) und anschließende Hinrichtung oder Aussetzen als lebensunfähiger körperlich ruinierter und schwersttraumatisierter Krüppel sind da eher wahrscheinlich.
>Alles hat also zwei Seiten. Wer einer Gruppe angehört, die uniformiert ist und ein einheitliches Abzeichen trägt, kann Glück haben, muss aber nicht. Vergesst die Genfer Konvention ganz schnell. Ihr solltet sie zwar einhalten, aber erwartet von niemandem, dass er sie euch gegenüber einhält. Geiselerschießungen, Vergewaltigung, Folter und andere Schweinereien sind im Krieg an der Tagesordnung. Und so mancher Mensch, von dem es hieß „Er war immer ein sehr freundlicher lieber Nachbar!“ kann dann zur Bestie mutieren. Das sehen wir ja ohnehin jetzt schon jeden Tag in den Nachrichten. Leute wie Jeffrey Dahmer, Tschikatilo, Honka, Dutroux, Frederick West, Harmann oder Bartsch waren immer ganz unauffällige Leute, bis sie beschlossen, sich nicht mehr an die Spielregeln zu halten.
>Und gerade im Bürgerkrieg treten solche Leute im Rudel auf. Da hilft kein Beten und Meditieren. Leute wie Kongo-Müller, Ante Paveliæ, Pol Pot, oder der Söldnerführer Arkan lassen sich nicht einfach wegbeten.
>Also bleibt einem nur, unauffällig zu sein, den Kopf einzuziehen und irgendwie durchzukommen. Für einige beitet sich die Flucht aufs Land an.
>Es gibt aber auch Großstädte, wie die Wahrscheinlichkeit, möglichst ungesehen und ohne Stress auch in solchen Situationen nach draußen zu kommen, schwierig ist. Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg, München werden wohl für viele zur Todesfalle werden, wenn es losgeht.
>Was aber, wenn man draußen ist?
>Wir sind ja immer noch beim Thema Mode im Krieg. Es kommt darauf an.
>Worauf? Darauf, ob es „nur“ bei einem Bürgerkrieg bleibt, der alles in Schutt und Asche legt, oder ob ein Gegner einmarschiert. Im ersten Fall hat man als normal Gekleideter mehr Chancen, von der Landbevölkerung nicht als „Feind“ klassifiziert zu werden. Normale Trekkingkleidung, die sehr robust, einigermaßen regen- und feuerfest ist (jedenfalls, was Funkenflug angeht) fällt nicht so unangenehm auf, als wenn jemand hochgerüstet einschließlich Stahlhelm in der Gegend herumrennt. Merke: Was in der Stadt angemessen sein mag, ist es in der Wildnis noch lange nicht. Schnell ist die Jeans kaputt und nass, die Lederjacke bietet keinen Wärmeschutz, und die Turnschuhe sind schnell durchnässt und kaputt. Und wer es nicht gewohnt ist, viel barfuß zu laufen, hat dann schlechte Karten. Ein Wort an die Frauen: Mode hin oder her, diese Plateausohlenschuhe oder Stöckelschuhe sind nicht nur orthopädisch eine Katastrophe. Sie sind ein glatter Minuspunkt, wenn es ums Überleben geht. Schuhe oder Stiefel mit flachen Absätzen oder noch besser Arbeitsschuhe oder Trekkinghalbschuhe sind das Mittel der Wahl. Auch, wenn ihr glaubt, dabei noch so unvorteilhaft auszusehen. Besser unmodisch, als tot.
>Also sollte man haltbare Kleidung tragen. Welche, die wetterfest ist. Da gibt es dann die Wahl zwischen ziviler Trekkingkleidung, die oft ein Vermögen kostet, und vielleicht ihr Geld nicht wert ist, oder Armeesachen. Da haben wir dann wieder das alte Dilemma.
>Hier ein Tipp: Solange man keine Tarnkleidung trägt, wie gesagt, ist man nicht so sehr jemand, der andere nervös macht. Tarnkleidung, die man schon hat umzufärben, ist so gut wie unmöglich, weil diese oft aus verschiedenen Faserarten zusammengewoben wurden.
>Der zivile Nachbau einer Armeejacke in stumpfem Dunkelblau oder eine khakifarbene Variante einer Tarnhose wirken aber weitaus unauffälliger. Auch ist es möglich, einfach die alten Drillichteile von der Bundeswehr erst zu entfärben und dann in einem angenehmen Farbton, der nicht zu grell sein sollte, umzufärben. Weshalb gedeckte Farben? Weil man selbst als harmloser „Trekkingtourist“ in so einer Situation ab und an damit rechnen muss, dass Tarnung besser ist. Gedeckte stumpfe Farben sieht man auch im dichten Gestrüpp nicht so gut, als wenn jemand mit einer quietschemagentafarbenen Jacke oder neongrünen Hosen durch die Gegend läuft.
>Auch in einer Kriegssituation ist es besser, als einer von Vielen in der Masse unterzugehen und nicht aufzufallen. Dann kann man besser Informationen einholen. Und Informationen können lebensrettend sein.
>Sollte man allerdings beim Einmarsch einer fremden Macht zum Widerstand gehören, so sind zwei Garnituren Kleidung vonnöten. Eine zivile, um normal unterwegs zu sein und nicht aufzufallen, und eine Uniform für den Kampf in unübersichtlichem Gelände.
>Aber auch da sollte man sich nicht zu sehr auf die Tarnung verlassen: Wärmedetektoren, Nachtsichtgeräte, Restlichtverstärker, Bewegungsmelder können einem alles versauen. Ach ja:
>Man sollte nicht den Fehler machen, was an sich sehr einfach wäre, alles schwarz umzufärben. Bringt nichts. Weshalb? Schwarz ist die Farbe von Sondereinheiten. Schwarze Uniformen sind also somit ein Todesurteil, wenn man nicht tatsächlich Elitekämpfer ist, und das dürften die Wenigsten von uns sein.
>So, und jetzt könnt ihr das, was ich geschrieben habe, mir um die Ohren hauen.
>Badland Warrior
>


Antworten: