Dacht ich´s mir doch

Geschrieben von Odin am 13. Januar 2005 07:34:

Als Antwort auf: Re: Phantastischer Text geschrieben von Tarman am 12. Januar 2005 23:26:40:

Hallo Tarman

>Danke, Odin!
>Ich bin Jahrgang 1957 und aus Würzburg.
>Der Autor des "Prangers"

Und ich bin Jahrgang 1957 und aus Fürth. Habe Dir
auch eine E-Post geschrieben. Als "Fäddä" erinnere
ich mich sehr gut an Hisels "Jou werkli". Mein Opa,
der aus Nürnberg war, pflegte diesen Ausspruch so
zu kommentieren:

"Die Werkli, däi gibd´s ban Uhrmacher"

Mir ist besonders an der Reinhaltung unserer Sprache
gelegen. Nicht nur der fränkischen, sondern auch der
deutschen. Ich bin nicht weltfremd. Zu allen Zeiten
stehen die Sprachen in Kontakt mit anderen, und
sinnvolle Übernahme von Fremdwörtern hat es zu
allen Zeiten gegeben. Mit sinnvoll meine ich: wenn
eigene Worte für dieselbe Bedeutung fehlen und
es sich nicht lohnt solche einzuführen.

Aber was in Europa (ist nicht nur in Deutschland so)
abgeht, das ist sprachliche Unterwürfigkeit und
Speichelleckerei dem angelsächsischen Sprachraum
gegenüber - der übrigens diese sprachliche Anbiederung
gar nicht will und verlangt.

Aber wenn es schon so sein soll, dass unsere Sprache
durch andere Sprachen verfremdet wird, weil unsere
eigenen Sprecher das so wollen, dann wäre mir lieber
es wäre so wie vor 300 Jahren. Damals kam der
sprachliche Fremdeinfluss vom eleganten Französisch
und (weniger, aber auch) vom klangvollen Italienisch.
Vgl. die Komödie "Horribilicribrifax Teutsch" von
Andreas Gryphius, die sich mit dem Problem der
damaligen Überfremdung unserer Sprache befasst.

Und ich bin garantiert anderen Sprachen gegenüber
nicht feindlich eingestellt, schliesslich wohne
ich freiwillig seit langer Zeit in Schweden und
lebe in meinem Alltag zweisprachig.

Ein Kommentar:

Das Wort "geil" hatte ursprünglich - also im
Mittelalter - eine ähnliche Bedeutung wie in der
heutigen Umgangssprache. Es bedeutete "fröhlich"
oder "munter", genau wie das stammverwandte
englische "gay". Also hatte das wort ursprünglich
keine sexuelle Färbung. Die entstand erst später
und wurde durch die jetzige Sprachentwicklung
wieder rückgängig gemacht. Textbeispiele:

"Es nahet gen der Vasenacht, des well wir geil
und frölich sein" (Oswald von Wolkenstein)

"Tune now your voices and instruments gay"
(Aus "Birthday Ode for my Queen Mary", H. Purcell)

Tja, wie war noch der chinesische Fluch:

"Mögest du in interessanten Zeiten leben"

Die langweiligen wären mir lieber.

Gruss

Odin
Mitfranke


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