Bogen ...

Geschrieben von Wizard am 11. März 2006 08:19:32:

... als Jagdgerät und Waffe?

Wie ich hier schon des öfteren geschrieben habe, betrachte ich Pfeil und Bogen als das Gerät meiner Wahl wenn es um Jagd oder Selbstverteidigung (nicht Nahkampf) in einer Notsituation geht. Die Gründe dafür habe ich zwar auch schon mehr als einmal genannt, aber ich werde sie für Neulinge noch mal aufzählen:

• Im Moment noch legal, da als Sportgerät eingestuft. Natürlich nur so lange, wie man nicht mit Jagdspitzen unterwegs ist. Man kann also unter Beachtung der Sicherheit damit im Freien herumhantieren, sollte sich aber die Genehmigung des Grundstückseigentümers oder Pächters hohlen.

• Im Gegensatz zu anderen Schusswaffen unschlagbar preisgünstig, sowohl in der Anschaffung als auch in Unterhalt. Ein durchaus brauchbarer Bogen ist schon für um die 100 Euro zu bekommen, gute Pfeile ab etwa 7,50 Euro pro Stück. Ersatzsehne kostet je nach Bogen um die 5 bis 10 Euro. Viel Zubehör benötigt man auch nicht unbedingt. Das Einzige, was man neben Bogen und Pfeile braucht, ist ein Köcher. Selbige sind ab etwa 10 Euro zu bekommen. Alles weitere wie Unterarmschutz, Fingerschutz etc. kann man sich kaufen, muss aber nicht. Eine teure Zielscheibe muss man auch nicht haben, ein Strohballen tut es auch und den bekommt man in der Regel bei jedem Bauern. Nicht selten sogar umsonst. Man kann sich aber auch aus vielen Materialien eine Zielscheibe bauen. Anleitungen dazu findet man z. B. hier:

http://www.fletchers-corner.de/index.html

• Der Umgang mit Pfeil und Bogen ist recht schnell erlernt, wenn man sich nicht ganz dumm anstellt (zwei linke Hände mit 10 Daumen und blind). Mein jüngster Sohn hat seinerzeit (mit 10 / 11 Jahren) etwa 2 Stunden gebraucht um zu regelmäßigen, guten Ergebnissen zu kommen. OK, für die Olympiade reicht es da nicht, aber es würde reichen um sich im Notfall was zu Futtern zu beschaffen. Regelmäßiges Üben sollte man allerdings nicht vergessen.

• Pfeil und Bogen sind um vieles leiser als andre Schusswaffen.

• Pfeil und Bogen haben weniger Verbrauch als andere Schusswaffen. Sowohl was die Munition angeht, als auch die Verschleißteile. Der Bogen ist schneller als eine Armbrust und verschleißt auch bei weitem nicht so viel Sehne. Ein geübter Armbrustschütze schafft es 2, höchstens 3 Bolzen pro Minute sicher ins Ziel zu bringen. Ein geübter Bogenschütze schafft 6 oder mehr. Ich habe schon Reiterbogenschützen gesehen, die im vollen Galopp 6 Pfeile und mehr sicher ins Ziel gebracht haben.

• Pfeil und Bogen lassen sich mit etwas Geschick und Wissen relativ schnell in brauchbarem Zustand ohne viel Werkzeug selber herstellen. Geeignetes Holz, etwas Schnur, ein paar Federn, etwas Harz, ein brauchbares Messer und wenn vorhanden etwas als Spitze. Mehr braucht es nicht. Man kann daraus allerdings auch eine Docktorarbeit machen. Jede Menge Tipps, Anleitungen und Bildmaterial gibt es ebenfalls hier:
http://www.fletchers-corner.de/index.html

• Bogenschießen ist gesund, zumindest für den Schützen ;-))
Allerdings sollte man dabei gewisse Regeln beachten wie z. B. als Anfänger nicht gleich mit dem schwersten Bogen anfangen. Das "Schwer" bezieht sich hierbei nicht auf das Gewicht des Bogens selber, auch wann es so genannt wird. Gemeint ist die Kraft, die man zum ausziehen braucht und selbige wird mit lib. (engl. Pfund, irgendwas um 450 Gramm) bezeichnet. Anfänger sollten etwa bei 20 bis 30 lib. Beginnen, sonst geht es auf die Sehnen und Gelenke. Ideal ist z. B. der SilverCup, den gibt es in Links- oder Rechtsausführung und mit verschiedenen Wurfarmen bis 44 lib. zum Nachkaufen. Das Teil kostet ohne Zubehör um die 80 bis 100 Euro und ist dank der auswechselbaren Wurfarme zerlegbar und leicht zu transportieren. Der SC ist als FITA-Bogen ausgelegt, man kann also auch allerlei Beiwerk wie z. B. Visier daran befestigen. Besser ist allerdings ohne. Das Schießen ohne alles bezeichnet man als "Instinktives Schießen" und den Bogen ohne alles dann "Blankbogen". Wir schießen instinktiv und blank. Wir verzichten dabei sogar auf die mitgelieferte Pfeilauflage aus Plastik. Stattdessen verwenden wir als Pfeilauflage ein "kurzgeschorenes Fell" weil es leiser ist und länger hält. Das Ding ist einfach nur ein Streifen billiges Kunstfell mit etwa 3 mm Haarlänge, das an Stelle der Pfeilauflage aufgeklebt wird. Kann man für ein paar Euro kaufen. Es ginge aber auch ein echtes, ebenfalls kurzgeschorenes Fellstück.

Was ist eigentlich "Instinktives Schießen"?
Eine ellenlange Erklärung dazu spare ich mir, die gibt es fertig im Internet und sogar mit Bildern:
http://www.blackysarchery.com/instinktives-schiessen/teil1.htm

Klingt zwar zuerst unheimlich kompliziert, ist es aber nicht. Wer schon mal mit einem Stein oder ähnlichem geworfen hat, hat im Prinzip genau das Gleiche getan. Im Gegensatz zum Werfen mit einem Stein muss man beim Bogenschießen en paar Dinge beachten. Die Wichtigsten sind dabei:

• Man zieht nicht mit dem Oberarm, sondern mit der Schulter. Genau genommen ja mit beidem, aber etwa 80 % mit der Schulter.

• Die Bogenhand krallt sich nicht an den Bogen. Der Bogen liegt locker in der Hand. Im Idealfall berühren sich nur Daumen und Zeigefinger (je nach Bogentyp) und der Bogen hängt locker darin (Siehe Bilder). Beim Ziehen zieht sich der Bogen automatisch in die Hand. FITA-Schützen und Ähnliche lassen sogar die Finger ganz offen und benutzen stattdessen eine Finger- oder Handschlinge, die verhindert das ihnen der Bogen nach dem Abschuss aus der Hand fällt.

• Hände, Arme (samt Ellenbogen) und Schultern sollten beim Schussvorgang möglichst eine durchgehende Linie bilden (Siehe Bilder).

• Die Finger lassen die Sehne nicht "bewusst" los. Man entspannt einfach nur die Hand und die Sehne gleitet von selbst aus den Fingern.

• Die Körperhaltung wird mindestens so lange beibehalten, bis der Pfeil den Bogen verlassen hat.

• Wie beschrieben, versucht man nicht zu zielen, sondern schaut mit beiden Augen auf das Ziel.

• Die Luft wird nicht angehalten. Man atmet während des gesamten Schussvorgangs normal weiter. Ob man allerdings beim Ziehen nun ein- oder ausatmet, ist völlig Wurscht. Da muss jeder selber sehen wie es für ihn oder sie am Besten passt.

Sehr hilfreich sind zu diesem Thema auch:

http://www.traditionelles-bogenschiessen.at/

http://www.tjbd.de/edu/lektion1.html

Und natürlich noch jede Menge andere Seiten.

Aber bitte immer Beachten, die Jagd mit Pfeil und Bogen ist in Deutschland verboten. Nach der Katastrophe oder auch mitten drin interessiert das keine Sau mehr. Üben sollte man allerdings vorher schon. Wenn man erst mal Hunger hat oder einem "böse Buben" auf den Pelz rücken, könnte einem die Zeit zum Üben fehlen.

MfG

Wizard


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