Re: Blödsinn ? Blödsinn !!!! LOL!!! (owT)

Geschrieben von anonyme Aurora am 11. Januar 2005 15:36:25:

Als Antwort auf: Re: Blödsinn ? Blödsinn !!!! LOL!!! (owT) geschrieben von detlef am 11. Januar 2005 15:05:21:

>>
>>>" ..... wymen stampeded, cattle raped ..... "
>>Wieso? Dieses Szenario ist genauso wahrscheinlich wie andere von Baddy! *g*
>>Gruß
>>ITOma

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huhu Detlef!

hier mal eine Geschichte aus der sogenannten Realität

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Die Geschichte von Magda Trocmè, Ehefrau eines Pfarrers in Frankreich , ist das außergewöhnliche Beispiel einer Frau, die keine Reichtümer und keine große Autorität besaß, außer der Möglichkeit, anderen zu helfen.
Sie tat es auf eine wunderbare Weise und schreckte Unterdrücker und Mitläufer durch eine Strategie ab, die die Mittel von Liebe und Krieg vereinte.

Magda übte im Zweiten Weltkrieg Widerstand und wußte, daß sie jede unterdrückende Kraft überwinden konnte, ganz gleich, wie schrecklich sie wäre - nicht durch Kontrolle, nicht durch ein Gleichgewicht der Kräfte, sondern durch ihre Fähigkeit, das mythische Bewußtsein anderer zu berühren. Sie führte keinen Krieg gegen ihre Unterdrücker, sie verhandelte nicht mit ihnen - sie wechselte das Schlachtfeld und kämpfte gegen die Wirklichkeit, oder gegen das Bild der Wirklichkeit, das ihre Widersacher verkörperten. Sie verwandelte die Sicht der Wirklichkeit, die mythische Bewußtheit ihrer Widersacher, und verwirklichte ihren eigenen Traum.

Magda und ihr Ehemann André lebten in Le Chambon, einem Dorf im Einzugsgebiet von Vichy. Während der Besatzung durch die Nazis luden sie Juden, die auf der Flucht vor Verfolgung und sicherem Tod waren, in ihr Haus ein, wo sie etwas zu essen bekamen oder übernachten konnten. Viele von ihnen blieben. Magda verhielt sich seltsam: sie verbarg ihre jüdischen Schützlinge nicht. Sie schloss sie nicht in einen geheimen Ort ein, wie es die mutigen Menschen taten, die Anne Franks Familie aufnahmen. Magda liess ihr Haus offen und unterhielt sich mit ihren Nachbarn über die Gäste, die sie beherbergte. Ein junger Flüchtling, der die Entdeckung fürchtete, flehte Magda an, wenigstens die Eingangstür zu verschließen.
Sie weigerte sich und sagte, daß sie zwischen dem Leben in ihren Haus und den Todestruppen auf den Straßen keine Trennungslinie ziehen wollte. Eine verschlossene Tür würde den Nazis signalisieren, daß dieser Ort hier sicher sei, während draußen, wo sie herrschten, die Gefahr drohte. Das zu sagen, ihnen zu zeigen, würde heißen, mit der ungerechtfertigten Macht der Nazis zu kooperieren.

Möglicherweise kam Magda unbeschadet davon, weil das Dorf voller Leute war, die ähnlich handelten wie sie. Vielleicht war es aber auch die Kraft ihres Glaubens daran, daß sie tatsächlich mit ihrer ungeheuerlichen Haltung bestehen könnte.

Magda glaubte, daß eine offene Tür von größerem Schrecken für die Nazis war als eine Waffe, denn das war das Zeichen, daß der Glaube stärker war als ihre Macht.
Wenn eine offene Tür ihre Erlasse außer Kraft setzen konnte, was konnten dann nicht Hunderte von anderen offenen Türen in ganz Europa bewirken? Konnten Frauen die Nazi besiegen, indem sie einfach ihre Türen nicht verschlossen? Das ist genau das, was viele Frauen, die Anführerinnen der Widerstandsbewegungen in Schweden, Polen und den Niederlanden taten.

Magda brachte es fertig, die Anspannung in ihrer Umgebung aufzulösen. Sie war ungeheuerlich, aber kein Ungeheuer. Eine Kombination von Gegensätzen beschreibt sie am besten: passiv, aber widerständlerisch, streitlustig, aber nicht aggressiv. Eine Siegerin, die dem Gegner nicht das Gefühl gab, besiegt zu sein. Eine wütende Liebende, eine Frau, die sich auf keinen Kompromiß einließ.

Sie rettete Hunderten von Juden das Leben und auch einigen Deutschen. Eines Nachts kam die Polizei von Vichy, um ihren Mann zu verhaften. Es sprach sich wie ein Lauffeuer herum, daß die Deutschen André Trocmé abholen wollten.
Dutzende von Familien eilten zum Haus der Trocmés und brachten André Dinge, die sie selbst schmerzlich vermissen würden, die sie ihm aber geben wollten, um ihm die Gefangenschaft zu erleichtern: Decken, Brot, Büchsenfleisch. Die Nazischergen, die André fortbringen wollten, waren von der Großzügigkeit der Nachbarn beeindruckt. Ihre offizielle, unfreundliche Fassade begann Risse zu zeigen.
Vier Wochen später fanden sie einen Grund, um André wieder auf freien Fuß zu setzen.

*
Eines Tages kam Magda von der Arbeit an der Cevenol-Schule nach Hause, als sie die Eingangstür ihres Hauses weit offenstehend vorfand. Ängstlich ging sie hinein.
Sie sah, daß nichts und niemand verschwunden war.
Aber es war etwas zurückgelassen worden: das ganze Haus war voller Blumen.
Sie fand nie heraus, wer das getan hatte.
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aus: "Machiavelli für Frauen", Harriet Rubin, Fischer



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