Kometen zerbrechen überall - "Diese Objekte sind einfach nicht dort, wo wir si

Geschrieben von Georg am 15. Februar 2006 19:25:33:

Als Antwort auf: Warum kein gefährlicher Asteroid/Komet in Erdnähe kommt! geschrieben von Mirans am 15. Februar 2006 18:55:08:


Hallo,


Es gibt auch Kometen, die man nicht sehen kann - die nicht leuchten


Diese zu entdecken wäre reiner Zufall.
Es ist also nicht so, dass so ein Obejkt bereits Jahre zuvor im äußeren Sonnensystem sichtbar werden muß.

Es kann auch erst entdeckt werden oder zu leuchten beginnen, wenn es der Erde schon recht nahe ist.
Gerade Kometen von der Oort'schen Wolke (von ganz weit draussen) haben dann schon extrem hohe Geschwindigkeiten

folgender Artikel

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Kometen zerbrechen überall
von Hans Zekl
für astronews.com
9. September 2002
Immer wieder konnten Astronomen beobachten, wie Kometen zerbrechen, wenn sie sich in der Nähe der Sonne befanden. Die Forscher machten dafür innere Spannungen und den Druck erwärmter Gase im Kometenkern verantwortlich. Nun gerät dieses Bild ins wanken, da neue Untersuchungen zeigen, dass Kometen dieses Schicksal auch in den äußeren und kalten Regionen des Sonnensystems ereilt.

Zwei Sungrazer - beobachtet von der Sonnensonde SOHO. Foto: ESA/SOHO/LASCO
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde eine besondere Kometenfamilie entdeckt, deren Mitglieder auf sehr ähnlichen Bahnen der Sonne sehr nahe kommen und dabei verdampfen. Zu Ehren des Kieler Astronomen H.C.F. Kreutz, der 1888 den Zusammenhang erkannt, wird diese Kometenfamilie Kreutz-Gruppe genannt. Diese Kometen gehören zur allgemeinen Gruppe der Sungrazers (Sonnenkratzer), weil ihre Bahnen der sichtbaren Sonnenoberfläche gefährlich nahe kommen. Die meisten sind sehr klein, wahrscheinlich besitzen manche von ihnen einen Durchmesser von weniger als 10 Metern. Wie auf einer Autobahn nähern sich auf fast gleichen Bahnen immer wieder neue Mitglieder der Sonne und verdampfen schließlich über ihrer heißen Oberfläche. Auf den Bildern der Sonnensonde SOHO, die von der europäischen Raumfahrtagentur ESA und der NASA seit mehr als 7 Jahren gemeinsam betrieben wird, sind mehr als 450 Sungrazers zu sehen.

Bis 1990 war nur die Kreutz-Gruppe bekannt. 95% aller SOHO-Kometen gehörten ihr an. Die Kometen erschienen gelegentlich als Paare meist in einem Abstand weniger Tage. Allein 2002 wurden aber drei neue Gruppen entdeckt: die Kracht-, Marsden- und die Meyer-Gruppe. Zdenek Sekanina, Wissenschaftler am Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena, Kalifornien, berichtet nun in der morgen erscheinenden Ausgabe der Fachzeitschrift Astrophysical Journal, dass viele Sungrazers in Schwärmen und auf parallelen Bahnen erscheinen. Wären diese kleinen Kometen schon einmal früher in die Nähe der Sonne gewesen, hätten sie sich damals auflösen müssen. Deshalb muss der jeweilige Mutterkomet erst nach dem letzten Vorbeiflug begonnen haben, sich aufzulösen. Insbesondere zeigt die Analyse der Abstände der kleinen Kometen, dass die Ursprungskometen auch in den äußeren Bezirken des Sonnensystems ständig weiter zerbrechen. Sekanina schätzt, dass es somit möglicherweise 200.000 Sungrazer gibt.

Damit steht diese Theorie im Gegensatz zur bisherigen Vorstellung, dass Kometen nur in Sonnennähe zerbrechen. "Bislang haben Astronomen nicht bemerkt, dass das Zerbrechen nach einem recht regelmäßigen Schema erfolgen könnte. Dadurch bilden sich aus einem Kometen große Familien kleiner Kometen. Dieser Prozess könnte ein wichtiger Abschnitt im natürlichen Lebenslauf eines Kometen darstellen", erläutert Sekenina. Allerdings können nicht nur Sonnenkratzer in großer Sonnenentfernung zerbrechen. Sekanina weist auf die letzten Beobachtungen des Kometen 57P/du Toit-Neujmin-Delporte hin (astronews.com berichtete), der außerhalb der Marsbahn in eine kleine Kometengruppe zerfiel, die auf fast gleichen Bahnen nun weiter ziehen.

Der spektakuläre Zerfall von 57P
von Stefan Deiters
astronews.com
26. Juli 2002
Astronomen der Universität von Hawaii haben entdeckt, dass der Komet 57P/du Toit-Neujmin-Delporte von mindestens 19 kleinen Minikometen verfolgt wird. Ursache dafür dürfte eine Katastrophe auf dem schmutzigen Schnellball gewesen sein, die zu einem Abbrechen der Teile vom Kometenkern geführt hat.

Der Komet 57P/du Toit-Neujmin-Delporte aufgenommen mit dem 2.2 Meter-Teleskops auf dem Mauna Kea. Die einzelnen Fragmente sind mit Kreisen markiert. Foto: Yan Fernandez / Universität von Hawaii [Gesamtansicht]

Dank neuer Beobachtungen mit dem 2,2 Meter-Teleskop auf dem Mauna Kea auf Hawaii haben drei Astronomen von der Universität von Hawaii einen regelrechten Zoo von Minikometen entdeckt, die sich wie auf einer Schnur auf der Bahn des Kometen 57P/du Toit-Neujmin-Delporte aufreihen. Grund dafür sind nach Ansicht der Forscher um Yanga R. Fernandez dramatische Ereignisse auf dem Kometen, die dafür gesorgt haben, dass die Teile vom Kern von 57P abgebrochen sind. Vermutlich hat dies mit der Aufheizung des Kometen in der Nähe der Sonne zu tun. Kleinere Begleiter von Kometen sind keinesfalls ungewöhnlich, doch ist die jetzt entdeckte Anzahl von mindestens 19 Fragmenten eher selten. Das Studium dieser Bruchstücke in den nächsten Monaten sollte den Forschern einiges über die Zusammensetzung des Kometenmaterials verraten.
Aufmerksam geworden waren die Astronomen auf 57P/du Toit-Neujmin-Delporte durch frühere Berichte, nach denen der Komet einen bislang unbekannten Begleiter haben soll. So machten die Wissenschaftler an zwei Nächten in der vergangenen Woche detaillierte Aufnahmen von der Himmelsregion um 57P und fanden den Zoo von Kometenfragmenten. Durch den Vergleich der Bewegung der Bruchstücke mit der von Hintergrundsternen konnten die Forscher die Zugehörigkeit zu 57P nachweisen. Die Reihe der Fragmente ist über eine Millionen Kilometer lang. Wie groß die einzelnen Bruchstücke sind, können die Astronomen nicht sagen: Die größten dürften einen Durchmesser von kaum mehr als einigen Hundert Metern haben, während die kleinsten Teile etwa die Größe eines Hauses aufweisen dürften.
Zu seinem Namen ist der Komet 57P/du Toit-Neujmin-Delporte durch seine drei Entdecker gekommen, die das Objekt 1941 entdeckten. Die anfängliche Nummer bezieht sich auf eine Liste von wiederkehrenden Kometen, die mit 1P, dem Halley'schen Kometen, beginnt. 57P ist am Himmel ein Objekt 15. Größenklasse und daher weder mit bloßem Auge und auch nicht mit einem Fernglas zu beobachten.

Wo sind die Kometen hin?
von Hans Zekl
für astronews.com
5. Juli 2002
Das Erscheinen eines Kometen im inneren Sonnensystem führt oft zu einem eindrucksvollen Schauspiel am Himmel. Doch was passiert mit den "schmutzigen Schneebällen" während ihrer Reise um die Sonne und wie sieht ihr Schicksal danach aus und warum sieht man überhaupt so wenige? Ein Forscherteam veröffentlichte unlängst in der Zeitschrift Science eine mögliche Antwort: Viele Kometen könnten einfach komplett verdampfen.

Der Komet Halley. Foto: NSSDC / NASA
Schon lange wissen die Astronomen, dass neue Kometen aus zwei Reservoirs am Rande des Sonnensystems kommen, aus dem Kuiper-Gürtel und der Oort'schen Wolke. Der Kuiper-Gürtel beginnt hinter der Neptunbahn und erstreckt sich bis zu einer Entfernung von 60 astronomischen Einheiten (AE). Eine astronomische Einheit ist die mittlere Entfernung von der Erde zur Sonne. Die Oort'sche Wolke ist wesentlich weiter entfernt, etwa 10.000 AE. Etwa ein Duzend Kometen aus der Oort'schen Wolke erscheinen jährlich in den inneren Bereichen des Sonnensystems. Die meisten dieser neuen Kometen werden nach der Umrundung der Sonne weit hinter die Oort'sche Wolke geschleudert. Einige stürzen in die Sonne und der Rest wird auf neue Bahnen gelenkt, auf denen sie in 20 Jahren oder auch erst in Millionen Jahren wieder zur Sonne zurück kehren. Seit fünf Jahrzehnten ist dies den Astronomen bekannt. Aber dabei fragten sie sich, warum sie nicht hundert mal mehr Kometen sehen, als der Fall ist. Nach einer neuen Studie liegt das möglicherweise daran, dass sie sich auflösen.

Bisherige Vermutungen gingen unter anderem davon aus, dass die Kometen weiterhin vorhanden, aber ausgebrannt sind. Das heißt, sie haben das Material verloren, aus dem die Schweife entstehen und sind damit wesentlich schwerer zu entdecken. Kometen aus dem Kuiper-Gürtel enden oft als planetoiden-ähnliche Objekte. Ob dies mit Objekten aus der Oort'schen Wolke ebenfalls geschieht, war bislang unklar. Suchprogramme wie das Lincoln Laboratory Near Earth Asteroid Research (LINEAR) sollten eine ganze Menge davon entdecken. Aber sie sind einfach nicht da.

Ein Team unter der Leitung von Dr. Harold F. Levison vom Southwest Research Institute (SwRI) in Boulder, Colorado, USA verglich nun Computermodelle mit Beobachtungen, um das Schicksal der vermissten Kometen aufzuklären. Dazu wurden tausende fiktiver Kometen erschaffen, deren Bahnen dann verfolgt wurden, als sie aus der Oort'schen Wolke kommend, in das Sonnensystem eindrangen. In den Modellen wurde dann der Einfluss der Anziehungskräfte der Sonne, der Planeten und der Milchstraße untersucht. Durch die Analyse der Bahnen bis zu dem Zeitpunkt, zu dem die Kometen aus dem Sonnensystem geschleudert wurden, in die Sonne stürzten oder mit einem Planeten zusammenstießen, schätze das Team die Anzahl aller ausgebrannten Kometen ab, die beobachtet werden sollten, wenn alle Kometen inaktiv geworden wären. Deren Anzahl ist 100 mal größer als man tatsächlich findet. Daraus schlossen sie, dass 99 Prozent dieser Objekte verschwinden, sich somit in Staub auflösen.

"Diese Objekte sind einfach nicht dort, wo wir sie erwarten", sagt Levison. "Die einzige Erklärung, die ich mir vorstellen kann, ist die, dass sie 'verpuffen'". Astronomen konnten solch einen Vorgang vor zwei Jahren beobachten, als der Komet LINEAR-S4 innerhalb weniger Tage zu einer Staubwolke zerfiel (astronews.com berichtete).

Interessanterweise zerbrechen Kometen aus dem Kuiper-Gürtel nicht so oft wie die aus der Oort'schen Wolke. Man nimmt an, dass beide Kometenklassen aus einer ähnlichen Mixtur von Eis und Felsen aufgebaut sind, aber ihre unterschiedliche Stabilität könnte auf die chemischen und physikalischen Charakteristika ihrer Entstehungsgebiete zurück zu führen sein. Eine andere Theorie vermutet, dass der Unterschied etwas mit ihren Entwicklungsprozessen zu tun haben könnte. Die meisten Kometen aus der Oort'schen Wolke sind schnell, wenn sie sich in Sonnennähe befinden, und werden somit rasch aufgewärmt, während Kuiper-Gürtel-Objekte sich langsamer durch die Region der Planeten bewegen. Dies führt zu der Vermutung, dass eine andersartige Temperaturgeschichte zu einer anderen Zerfallsrate führt.

"Es ist möglich, dass die Kometen aus der Oort'schen Wolke sich auflösen, weil große Temperaturunterschiede entstehen oder flüchtige Gase einen hohen Druck aufbauen, während die Objekte aus dem Kuiper-Gürtel überleben, weil sie langsamer erwärmt werden", meint Levison. "Gegenwärtig", so Mark Bailey vom Armagh Observatorium in Nordirland in der selben Ausgabe der Zeitschrift Science, "bleiben Kometen ein verwirrendes Rätsel".

Ringe verantwortlich für Klimawechsel?
von Rainer Kayser
17. September 2002
Amerikanische Forscher glauben eine bislang kaum beachtete Ursache für klimatische Veränderungen auf der Erde gefunden zu haben: Ringe. Diese könnten durch Kollisionen mit Asteroiden entstanden sein und dürften während ihrer Existenz das Klima auf der Erde deutlich beeinflusst haben.


Der Stoff aus dem die Ringe waren: Peter Fawcett (links) und Mark Boslough im Meteoriten-Museum der Universität von New Mexico in Albuquerque. Foto: Sandia National Laboratories / Randy Montoya
Auch die Erde hatte früher vermutlich einen Ring wie der Saturn. Davon sind die beiden Geophysiker Peter Fawcett von der University of New Mexico und Mark Boslough von den Sandia National Laboratories in Albuquerque, Neu-Mexiko, überzeugt. Nach ihrer kürzlich im Fachblatt Geophysical Research veröffentlichten Hypothese ist es in der Erdgeschichte mehrfach zur Bildung eines Trümmerrings um die Erde gekommen, ausgelöst durch die Kollision der Erde mit Asteroiden. Die Ringe hätten dann jeweils einige 100.000 Jahre existiert und durch ihren Schattenwurf zu einer Abkühlung des irdischen Klimas geführt.

Das wahrscheinlichste Szenario für die Entstehung eines Rings ist das Eindringen eines mehrere Kilometer großen Asteroiden in die Erdatmosphäre unter einem sehr flachen Winkel, schreiben Fawcett und Boslough. Wie ein unter flachem Winkel auf eine Wasseroberfläche geschleuderter Stein prallt der Himmelskörper an der Erdatmosphäre ab. Beim Durchflug durch die Lufthülle verdampft jedoch ein großer Teil des Himmelskörpers und bildet daher anschließend eine Dampfwolke um die Erde, aus der dann ein Ring aus kleinen Trümmerstücken, so genannten Tektiten, kondensiert.

"Ein solcher Ring um den Erdäquator hätte einen starken Einfluss auf das Klima", erläutern Fawcett und Boslough, "denn er reflektiert einen signifikanten Anteil der Sonnenstrahlung zurück ins All." So ließe sich zum Beispiel die lang andauernde Klimaänderung nach einem Asteroideneinschlag vor 35 Millionen Jahren erklären. Andererseits gab es offenbar nach dem Einschlag auf der Yukatan-Halbinsel in Mexiko vor 65 Millionen Jahren, in dessen Folge die Dinosaurier ausgestorben sind, keine langfristige Klimaänderung. Demnach, so die beiden Forscher, hat sich nach diesem Einschlag kein Ring um die Erde gebildet.



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