TK 14. Februar

Geschrieben von Tarman am 13. Februar 2006 23:26:59:

Hat im öffentlichen Dienst der Endkampf begonnen? Formal geht es um Mehrarbeit von 18 Minuten am Tag, was natürlich nicht so gewaltig klingt, wenn man die Sicherheit des Arbeitsplatzes dagegen aufrechnet. Doch das ist nur die eine Seite. Die andere ist genauso berechtigt: Wenn die Bediensteten länger als bisher arbeiten, dann benötigt man weniger Bedienstete als bisher. Das betrifft nicht die Alteingesessenen, die auch in einem normalen Unternehmen praktisch unkündbar wären. Aber alle, die noch nicht solange eingestellt worden sind, haben nur Zeitverträge. Mit anderen Worten: wenn die lieben Kollegen länger arbeiten, können deren Zeitverträge auslaufen und sie stehen auf der Straße. Außerdem braucht der öffentliche Dienst weniger Leute, es müssen deshalb weniger Leute neu eingestellt werden.

Grundsätzlich ist es in Ordnung, wenn die öffentliche Hand am öffentlichen Dienst sparen will. Aber es demonstriert Phantasielosigkeit und mangelnde Kenntnis, wenn der geschätzten Obrigkeit nichts anderes einfällt, als die Leute länger arbeiten zu lassen. Statt einer Reform, die dringend nötig ist, langt es bei den öffentlichen Arbeitgebern gerade einmal zu einer Logik, die bereits im Kindergarten verstanden wird. Als normaler Bürger kann man sich wieder einmal fragen, wie unfähig unsere politische Führung wohl sein mag.

Sollte aber unsere allseits beliebte Kanzlerin sich so eiskalt und herzlos zeigen, wie sie ihre Parteifeinde abserviert, so sitzt sie diesen Streik aus. Was ist denn schon ein halbes Jahr ohne Müllabfuhr? Und was kümmert es die Kanzlerin, wenn der gewöhnliche Untertan auf seine Operation warten muß? Sollte sie kank werden, fliegt sie zu Freunden - ins Ausland. Wenn Ver.di finanziell ausgeblutet ist, werden es sich andere Gewerkschaften überlegen, ob sie noch einen Streik wagen.

Der erste Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden existiert nicht mehr. Die Landwirtschaft wurde durch die EU-Richtlinien ans Gängelband genommen, die zählt schon jetzt nicht mehr. Im Rahmen der Globalisierung sollen jetzt die Arbeiter entmachtet werden. Einstmals schlossen sich die Arbeiter zu Gewerkschaften zusammen, um ein Gegengewicht zur Macht der Unternehmer zu bilden. Jetzt werden die Gewerkschaften finanziell ausgeblutet und die Solidarität der Arbeiter auf dem Umweg über das Ausland ausgehebelt. Es gibt keine internationale Solidarität der Arbeiter, auch wenn die Sowjetunion einst davon geredet hat. Der Sozialismus war immer nur national, solidarisch ist man nur mit denen, die man kennt.

Ja, es wird kalt in Deutschland, mit dieser Kanzlerin und ihrem Vize. Wenn man bedenkt, daß keiner von denen wirklich ins Regierungsamt gewählt wurde, ist das um so schlimmer. Die amtierende große Koalition ist eine Notgemeinschaft, um trotz des Wählerwillens regieren zu können - und die eigenen Pfründe zu sichern. Aber das wissen sie in Berlin. Deshalb rächen sie sich auch am Volk.


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