Re: Braucht es in der Zukunft noch Chefs ?
Geschrieben von offthspc am 06. Februar 2006 18:57:32:
Als Antwort auf: Braucht es in der Zukunft noch Chefs ? geschrieben von Sigma am 06. Februar 2006 13:38:
>1. Braucht man in Zukunft noch Chefs ? Nicht in dem Sinn, dass es keine Arbeit
> mehr gibt, sondern im Sinn von Teamwork, keine oder wenige Hierarchien .
> Ich konnte vor einiger Zeit einmal für 1 Jahr derartige Ansätze in einer
> Einrichtung bei Antrophosophen erleben. In einer Anfangsphase.
> So im Nachhinein betrachtet muß ich sagen, es könnte funktionieren und
> bietet evtl. wirklich bessere Arbeitsbedingungen.Seltsam, ich bin zu genau entgegengesetzten Ergebnissen gekommen:
Teamwork ... nicht mein Ding, die Reinknieer ziehen dann die Sprücheklopfer mit die hautpsächlich daran denken ihre Position auszubauen. Während der eine schuftet kriecht der andere derweil den Vorgesetzten in den Allerwertesten.
Keine Hierarchien bedeutet auch: keine Zuständigkeiten und geht mal was schief ist der Kollege schuld gewesen der gerade in Urlaub oder Krankenstand ist.
Dieses ganze (von oben angeordnete) Teamworkgesülze hat nur einen Sinn.
Die "Ersetzbarkeit" und "Beliebigkeit" der AN im Sinne der Kostenrechnung zu erhöhen.Was aber in der Realität meist in die Hose geht (im Kostensinne) da durch fehlende Hierarchien der Kommunikationsbedarf zwischen den AN erheblich steigt soll überhaupt was koordiniertes am Ende raus kommen.
Das ist verbrauchte Arbeitszeit und Zeit ist Geld besonders in unseren Breiten.Ich habe lieber klare und flache Hierarchien, ich weis wo ich stehe, ich weis an wen ich mich wenden muß wenn ich etwas brauche.
Und das geht dann schnell und unbürokratisch da "flach" ... sprich: meine Order müssen nicht eine Seite der Hierarchie rauf, die andere runter ... ein Fehler den viele stark verästelte Hierarchien in sich tragen.
>2. Warum ist die Arbeit so ungleich verteilt ? In meiner Umgebung gibt es
> enorm viele Menschen, die quasi rund um die Uhr arbeiten könnten, und zwar
> schon seit Jahren. Basis : Kreativität, Ideen und den Mut im Kleinen
> anzufangen.Das kommt immer auf die Tätigkeit und die "Arbeitsplatzkosten" an.
Sag mal so, ein selbstständiger Pflasterer könnte mit einem Privatfahrzeug und einem Kofferaum voll Handwerkzeug seine Selbstständigkeit beginnen.
Bagger wird stunden/tageweise angemietet, die Rüttelplatte kommt von Obi .....
Denke mit Privatauto und 4000 Euro Ausrüstung kann der schon beginnen.
Auf gehts.Bei mir etwa sieht das anders aus.
Grobgeschätzt:
Zum Start:
60000 Euro für Fahrzeug und Ausrüstung desselben.
Dazu jährlich etwa:Lagerraum mit Betriebskosten anno.: ca. 12000 Euro
5000 Euro für Kosten und Verpflegung Außendienst.
500 Euro anno Ersatzteile (was weiß ich, Prüfspitzen, Teströhrchen, Bohrer etc...)
4500 Euro Sprit
2000 Euro Kfz. Rep., Kfz. Steuer und Versicherung
3600 Euro Kommunikation anno
500 Euro Verbrauchsmaterialien
Auto hält max 5 Jahre, Werkzeugeverschleiß: 12000 annoMacht pro Jahr grob überschlagen: 40 000 Euro die reinkommen müssen.
52 Wochen a 5 Arbeitstage = 260 Tage
Jeden Tag muß ich mindestens ca. 150 Euro reinbringen260 Tage zu 6 Stunden (die ich jemandem verrechnen kann, man muß auch Zettelchen ausfüllen, Lager auf dem Stand halten und so weiter und so fort...) x 50 Euro (netto) = 78000 Euro.
Verbleiben 38000 Euro / 12 = ca. 3100 Euro/Monat brutto.
Durch 2,1 = 1500 Netto.
1500/160 Stunden = irgendwas unter 10 Euro die Stunde.(Große Klammer, Teile und Anlagenverkauf ist hier nicht mitgerechnet !! Dann müßte man nämlich noch ein paar Leute mitfüttern die direkt nichts für die Firma verdienen ... oder selber machen und 20 Stunden am Tag arbeiten)
Tja, und nach dieser Rechnung weiß ich jetzt auch wieso mein Chef meine Abteilung (ich und noch ein Experte) gerne als selbstständige SubFirma auslagern möchte.
Nur machen wir da nicht mit, sind wir doof ??
Bevor ich mich selbstständig mache (und ich garantiere ich hätte Aufträge für einen 20 Stunden Arbeitstag) würde ich eher einen auf Hartz machen.
> Genau diese Menschen bekommen über Jahre hinweg dermaßen viele Aufträge, das
> es unmöglich ist, alle Aufträge anzunehmen. Und offensichtlich ist es
> schwierig, geeignete Arbeitnehmer zu finden, mit Bereitschaft sich auf einen
> neuen Bereich einzuarbeiten ?Ja diese Selbstausbeuter kenne ich auch.
Siehe mein Rechenbeispiel oben.
Gut qualifizierte Leute die sich für unterm Strich 10 bis 20 Euro netto auf den Markt werfen und zusätzlich noch volles Risiko selber tragen.
Kenne einen Profi-Hard und Softwareentwickler (one man show) der ganz gerne mal auch von wirklich großen Konzernen Aufträge abbekommt ... und auch ordentlich verdient.
Nach Abzug der Kosten und Umrechen auf Stunden verdient er nicht viel mehr als ich.Nur das ich als unselbstständiger AN wesentlich besser abgesichert bin als er.
Fazit:
Sieht alles schön aus (Selbstständigkeit etc) man muß aber ganz gut kalkulieren ob es sich unterm Strich lohnt.Damit meine ich persönliche Investitionen (Zeit, Privatkapital, Herzblut und so manche schlaflose Nacht) durch Gewinn am Jahresende.
Die *low-end* Selbstständigkeit wäre als Handelsvertreter.
Darum gibt es die auch "zum Schweinefüttern"
Der kostet nicht viel und bringt er nichts ist er 3 Monate später wieder weg.mfG
offthspc