TK 3. Februar

Geschrieben von Tarman am 03. Februar 2006 00:35:27:

Wieder einmal werden goldene Kameras verliehen, hochbezahlte Medienstars feiern sich gegenseitig und wir, das ergriffene Publikum, dürfen dank öffentlich-rechtlichem Bezahlfernsehen dümmliche Spiele und noch dümmlichere Moderation bestaunen. Das ZDF trommelt im Vorfeld für diese "Gala", doch beim anschließenden Saufgelage, der eigentlichen Feier, sind wir Fußvolk natürlich ausgeschlossen.

Eine Person, der ich die goldene Kamera neidlos zugestehe, bekommt sie natürlich nicht. Dem ZDF ist nämlich der Fehler passiert, den Universalstar der einfallslosen Intendanz ungeschminkt zu zeigen. Dermaßen abgerissen und verlebt hätte ich mir Thomas Gottschalk wirklich nicht vorgestellt. Also sein Maskenbilder leistet großartige Arbeit, wenn er oder sie diesen Dinosaurier der abgeschmackten Fernsehunterhaltung nicht nur ansehbar, sondern sogar mit einem verblassendem Hauch der demonstrierten Jugendlichkeit hinbekommt.

Ich verstehe, wenn private Fernsehsender vor Experimenten zurückschrecken, und uns deshalb immer wieder Aufgüsse derselben abgenutzten Formate anbieten oder uns mit Brutalitäten made in USA zumüllen. Öffentlich-rechtliche Sender brauchen sich jedoch dank der Gebühren-Erpressungs-Zentrale nicht um ihre Einnahmen zu sorgen. Deshalb wundert es mich, daß gerade in deren Chefetagen besonders unbewegliche Betonköpfe sitzen, deren Programmplanung nicht über den Einsatz der Leitfossilien antiquierter Fernsehunterhaltung hinausgeht.

Originell war Gottschalk vielleicht vor 30 Jahren, als die heutigen ZDF-Oberen noch junge Parteifunktionäre waren. Seitdem altert er vor sich hin, genau wie der Geschmack der Fernsehoberen. Bis in die 70er Jahre produzierte man in Deutschland noch sehenswerte Kino- und Fernsehfilme. Seitdem scheint man verlernt zu haben, wie so etwas geht. Nach spätestens fünf Minuten erkennt man, ob ein Film in Deutschland produziert worden ist. Es sind nicht die fehlenden oder schlechteren Effekte, es sind nicht Pseudo-Stars wie Uschi Glas, es ist die Einfallslosigkeit der Drehbuchautoren, die auffällt. Es ist ein Gefühl, das einen beim Zusehen unweigerlich befällt. Es ist ein Gefühl, wie es einen beschlich, wenn man 1980 durch die DDR gefahren ist. Da lag irgendwie ein Grauschleier über dem Land. Genau dieser Grauschleier liegt heute über dem deutschen Fernsehen - nicht nur über dem ZDF, nicht nur über den öffentlich-rechtlichen Sendern, sondern über allen Programmen.


Antworten: