TK 28. Januar 2006 - Johannes Rau ist tot

Geschrieben von Tarman am 28. Januar 2006 00:03:29:

Gleich vorab: Um seine Witwe brauchen wir uns nicht zu sorgen, sie ist mit zwei Pensinen finanziell bestens abgesichert.

Der ewige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen war er gewesen. 20 Jahre hat er den Abstieg des Bundeslandes begleitet, als die Zechen und die Stahlhütten aufgeben mußten. Er hat für Kohlesubventionen gekämpft - und dreimal die absolute Mehrheit für die SPD geholt. Er war Vorsitzender der SPD gewesen, sogar Kanzlerkandidat - und ist an Kohl gescheitert. In NRW mußte er zuletzt mit den Grünen regieren. Er mußte erleben, wie ein junger Bengel, der noch die Jusos geführt hatte, als er schon Ministerpräsident war, zum Bundeskanzler aufgestiegen ist. Sein Trostpflaster für den Verzicht auf NRW war das Amt des Bundespräsidenten. Der junge Mann, der Kanzler, hat die Mehrheit der SPD in der Bundesversammlung verspielt und so Johannes Rau die zweite Amtszeit gekostet.

75 Jahre ist er geworden, zuletzt mit starken gesundheitlichen Problemen. Davon war er 50 Jahre in der Politk tätig. Jahre mit Höhepunkten und Erfolgen, aber auch mit Niederlagen. Johannes Rau ist tot. Er war bereits krank gewesen, als er sein letztes Amt, das des Bundespräsidenten angetreten hat. Er hätte damals hochgeachtet seinen Ruhestand antreten und diese fünf Jahre seiner Familie widmen können. Er hat es nicht getan. Ich habe ihm von hier oft die hohen Pensionen vorgeworfen, die er dank seiner zwei Ämter bezogen hatte. Doch das ist ein Mißstand der Politik, kein Fehler von Johannes Rau.

Ich habe nie verstanden, wieso ein schwerkranker Mann, der auf ein erfülltes Leben zurückblickt, sich noch ein weiteres Amt aufladen mußte. Auch das ist ein Symptom, das bei vielen Politikern auftritt, die alle glauben, es ginge nicht ohne sie. Dabei ist auf dieser Welt jeder ersetzbar. Das sollte uns allen eine Lehre sein: Erkennen, wann es genug ist, und aufhören, wenn man noch die Kraft hat, das Danach zu genießen.

Johannes Rau ist tot und ich habe in ihm einen dankbaren Gegner verloren. Er möge in Frieden ruhen und Gnade finden vor den Augen des Schöpfers. Glück auf, Bruder Johannes!


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