So macht man das!

Geschrieben von HJH am 09. Januar 2006 12:26:18:

Als Antwort auf: TK 9. Januar 2006 geschrieben von Tarman am 08. Januar 2006 23:12:11:

Kennen Sie das? Sie wollen sich an einem Wochenende mal wieder unters Volk mischen? Sich gut unterhalten, dabei gemütlich einen Schoppen oder ein gepflegtes Pils genießen? Womöglich noch dazu eine Zigarette rauchen?

Dann rechnen Sie damit giftige Blicke zu ernten, von magersüchtigen Not-Emanzen aus der Retorte, angstvoll sich an den Liebsten klammernd, der gelb im Gesicht das Stück Gammelfleisch in sich heineinschiebt, und auf dessen schadstoffarmen PKW der Aufkleber prangt "Ich bremse nicht mehr für Vögel!"

"Willkommen in Deutschland" gröhlt eine Gruppe Farbiger in Bomberjacke und festem Schuhwerk, ausgestattet mit Baseballschlägern aus Aluminium, die Straße entlangziehend, während der Türke verwundert aus seiner Dönerbude blickt, dabei Geld für den Gottesstaat auf deutschem Boden wäscht, und sich nicht einmal die Hände damit schmutzig macht. Während Kasachen-Deutsch-Russen sich ungern unterbrechen lassen, wie sie blitzeschnell die Anlage noch retten können, aus dem Auto mit eingeschlagener Seitenscheibe.

Und währenddessen die hilflos unterbesetzten Polizisten der kleinen Stadt erst gar nicht auftauchen, sich lieber beim Italiener ihr Nachtmahl einverleiben, während dorten am Nebentisch eine Gruppe amerikanischer Irakpsychowrack-Heimkehrer sich heulend in den Armen liegt, und ihren Gottgleichen Präsidenten zum Teufel jagen wollen (wo er doch selbst der Leibhaftige Satan zu sein scheint).

Gegenüber stehen die Woks in Flammen, die illegal beschäftigten Chinesen bleiben unnahbar unauffällig, und der dicke goldene Buddha vor der Tür schmunzelt weiter in sich hinein - der weiß warum, ist er doch die moderne Art eines trojanischen Pferdes.

Aber sie wollten ja nur einen Samstagabend unter Gleichgesinnten verbringen. Unter "Deutschen". Und so setzen sie sich an die Theke der urdeutschen Kneipe, erkennen den Bekannten neben sich, der nun ein Praktikum in einem großen und alteingessenen Pharma-Betrieb in einer großen Stadt absolviert, mit Aussicht auf eine Führungsposition. Und was macht der? Greift sich sein "Handy", und fuchtelt wild damit herum. "Hat 500 Euro gekostet", kommt er arrogant sabbernd an, und zeigt gleich wie es funktioniert, indem er ein Filmchen zu drehen beginnt, mit mir als Hauptdarsteller. "Löschen" sage ich in ruhigem Ton zu ihm "sonst fliegt dein Wunderwerk der Überwachungstechnik in die Ecke".

Er steckt es sofort in die Manteltasche, ohne die Aufnahme gelöscht zu haben, was mir insgeheim nur recht sein kann, denn sicher schaut er es sich in der Nacht an, und holt sich einen dabei runter. Mein Blick wandert umher. Dort die Gruppe der Verbeamteten und Steuerberater, ihre Köpfe zusammengesteckt. Was die wohl wieder ausbaldowern. Links von mir der schmarte schlanke Typ mit seiner netten Freundin. Beide Ende 20, und Angst davor, ab 30 zum alten Eisen zu gehören. Unverfroren küsst der Kerl mich zweimal auf die Wange! Seine Freundin überrascht es nicht. Ich lasse es geschehen, nehme einen tiefen Schluck aus dem frischen Bierglas und drehe mir eine Kippe.

Gegenüber wirft mir eine ranzige Alte wilde Blicke zu. Ihr Balg wächst ohne Vater auf, und sie hat lange keinen mehr drin gehabt. Ich lächele ihr zu, um direkt im Anschluss meinen berühmt-berüchtigten bösen und tiefen Blick aufzusetzen. Somit wäre auch das Thema erledigt. Ich stehe auf, gehe den Tresen entlang zur Toilette. Einer dieser Beamtenärsche bemerkt dies und folgt mir, stellt sich neben mich ans Pissoir. Schaut auf mein verschrummpeltes Ding, und ich merke ihm die Enttäuschung an, denn größer ist "Er" nicht. "Größer wirst du ihn nicht erleben-tut mir aufrichtig leid" - sage ich ihm belustigt in seine rehbraunen Augen. Er zieht enttäuscht ab.

Ist denn alle (deutsche) Welt schwul geworden?, denke ich bei mir, und bekomme es auch prompt bestätigt, nachdem ich wieder auf meinem angestammten Hocker an der Theke das nächste große Bier ordere. Handy-Mann ist fort, aber angenehmer gestaltet sich die Situation nicht. Denn den frei gewordenen Platz hat nun ein wirklich guter, alter Bekannter eingenommen. Leider nicht alleine! Neben ihm sitzt so ein Zottel, beugt sich zu ihm rüber, und fängt an ihn abzuknutschen. Dabei war doch der gute, alte Bekannte nie schwul. Spielt gar weiterhin Fußball im Nachbarort, und manche feucht-fröhliche Zecherei hat man früher zusammen verbracht. Er schiebt seiner "Freund" bei Seite. Ist ihm wohl peinlich.

Mir nicht, nur wird es mir nun zu blöde. Verstehen kann ich die Typen ja, bei den Weibern heutzutage. Ein wenig "Samll-Talk" meinerseits in alle Richtungen verflacht zusehendes, auch habe ich nun acht große Bier intus, neben den zwanzig Stummeln im Grau des Aschenbechers. Ich stammele was von Stummeln, und Stummelschwänzen, sammele mich und bezahle (achte jedoch akribisch darauf, von der slowenischen Tresenschlampe nicht übers Ohr gehauen zu werden!).

Im Billiardcafe, welches auf dem Nachhauseweg liegt, brennt noch Licht - und die Luft! Billiardqueues splittern, ich suche schleunigst das Weite. Zuhause kocht in mir die Wut. Ich werde laut, und schreie meinen Frust heraus. Werde durch meinen Bruder aber auf den nüchternen Boden der biederen Tatsachen zurückgeholt, der nebenan wach wurde, und mit "Polizei" droht. "Die fressen beim Italiener" grinse ich ihn an, und wanke verstohlen die Treppe in meine Bude hoch.

Setze mich hin, drehe mir noch eine Kippe, und grummelte: "Ein toller Abend-ein richtig guter toller DEUTSCHER Abend!"

Guten Tag-Ich scheiße auf DEUTSCHLAND!

Jörg




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