TK 30. Dezember 2005

Geschrieben von Tarman am 29. Dezember 2005 23:23:12:

Ich kenne N24 noch aus der Zeit, als Leo Kirch dort das Sagen hatte. Damals war das ein Sender mit vielen Nachrichten und interessanten Dokumentationen. Als Herr Kirch - auch dank der treuen Dienste der Plaudertasche Breuer von der Deutschen Bank - seine Sender verkaufen mußte, stieg ein gewisser Chaim Saban ein. Dem Springer-Konzern war das damals wohl zu teuer. Heute sind die bereit, Herrn Saban einen angemessenen Gewinn zu bezahlen, nur ist das Karrtellamt dagegen. Unter dem Strich mal wieder ein beeindruckendes Beispiel unternehmerischer Weitsicht. Warum billig kaufen und als Retter auftreten, wenn man auch deutlich mehr bezahlen kann und mit dem Kartellamt raufen muß?

Das Programm von N24 ist heute weniger interessant. Die ARD-Tagesschau um 20:00 Uhr bringt in 15 Minuten mehr Meldungen als N24 in 24 Stunden. Aber dafür wiederholt N24 die immer gleichen Meldungen jede Stunde. Aber keine Sorge, sowohl ARD als auch N24 berichten aus Israel soviel, wie aus Frankreich, Großbritannien und Österreich zusammen, da sind sie sich einig.

Auf N24 wird seitdem mindestens einmal pro Tag der zweite Weltkrieg gewonnen. Zwischendurch auch der erste. Jedenfalls ist Hitler für N24 mindestens so wichtig für Guido Knopp vom ZDF. Außerdem zeigt uns N24, welche tollen Waffen die Amerikaner entwickelt haben, vom Bombenflugzeug bis zum Kampfpanzer. Tief in der Nacht verlagern sich die Dokumentationen unter die Gürtellinie.

Interessante Sendungen laufen nur einmal, dafür wird jede Woche dreimal Pearl Harbor gezeigt - und der nachfolgende Sieg der Amerikaner. Selbstverständlich sind diese Dokus alle amerikanischer Einheitsbrei. Das will ich denen gar nicht vorwerfen, aber selbst in den USA hat sich in gebildeten Kreisen herumgesprochen, daß die Weltgeschichte ein paar mehr Jahrhunderte aufzuweisen hat als das letzte. Und sogar eine Menge Kriege, an denen die Amerikaner nicht teilgenommen haben.

N24 ist nur ein Symptom, aber ein besonders krasses. Anstatt eine Vielfalt an Informationen zu bieten, wird die Sichtweise immer mehr verengt. Das ist kein Fernsehen mehr, das ist gezielte Volksverdummung.


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