TK 27. Dezember 2005
Geschrieben von Tarman am 26. Dezember 2005 23:54:32:
Da Weihnachten ja das Fest der Besinnlichkeit ist, habe ich mal darüber nachgedacht, warum ich unseren Politikern so wenig Respekt entgegenbringe. Nicht einmal unserem Staatsoberhaupt, dem Bundespräsidenten. Also, ich zahle Steuern. Leider keine Millionenbeträge, denn das könnte ich nur bei entsprechendem Einkommen. Aber im Laufe meines Lebens werde ich schon so eine Viertelmillion Euro nach heutiger Kaufkraft hingeblättert haben. Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer, Branntweinsteuer, Einkommensteuer... das läppert sich.
Damit habe ich den Damen und Herren Politiker ihre Gehälter und ihre Luxuspensionen finanziert. Ich alimentiere derzeit fünf Bundespräsidenten, ich finanziere Waffenhilfe für Israel, ich subventioniere Irlands boomende Wirtschaft und Frankreichs millionenschwere Großbauern. Mit meinem Geld steht die Bundeswehr in Afghanistan und Heere von Beamten kujonieren damit den Formularen ausgelieferte Mitmenschen. Ich zahle für Asylanten und für deren Anwälte. Bin ich gefragt worden? Nein!
Ich bin Wähler, also gehöre ich zu jenen, die sich Politiker als Untergebene halten. Da diese Politiker meine Vertreter sind, zumindest auf dem Papier, muß ich für das einstehen, was Adenauer, Erhard, Kiesinger und Brandt angerichtet haben, obwohl diese nicht mehr leben. Ich stehe gerade für die Fehler Schmidts, Kohls und Schröders, ob ich die persönlich wollte oder nicht. Auch Merkel unterschreibt einfach in meinem Namen, ohne daß ich wirklich Einfluß auf das habe, was sie abzeichnet.
Für Politiker verschwinde ich in der gesichtslosen Masse. Ich bin keine Person, sondern ein Atom der Statistik. Wieso sollte ich für Leute, denen ich überhaupt nichts bedeute, Respekt empfinden? Wieso sollte ich Leute respektieren, die mein Steuergeld für unsinnige Projekte verschleudern? Wer meinen Respekt haben möchte, soll ihn sich verdienen. Derjenige muß mich nicht kennen, es reicht, wenn ich den Eindruck gewinne, daß dieser eine wirklich so verantwortungsbewußt handelt, wie ich das als Wähler und Steuerzahler erwarten darf.
Bisher kenne ich nur Politiker, die in erster Linie für sich selbst sorgen und sich vordringlich die eigenen Taschen füllen. Selbstsüchtiger Egoismus ist eine ganz natürliche menschliche Eigenschaft. Von ein paar Heiligen abgesehen, besitzt sie jeder von uns. Entscheidend ist der Grad, in dem wir diese Eigenschaft ausleben. Und darin sind unsere Politiker wahrlich keine Vorbilder.
Ich würde weitaus lieber loben als schimpfen. Also, liebe Politiker, gebt mir Gelegenheit, Euch zu loben. Bemüht Euch fleißig, dann gewinnt Ihr mit der Zeit auch meinen Respekt.