TK 26. Dezember 2005 - Weihnachtsansprache

Geschrieben von Tarman am 25. Dezember 2005 23:58:07:

Unser kaum bekannter Bundespräsident hatte seinen alljährlichen großen Fernsehauftritt. Bei dieser Gelegenheit dringt einem ins Gedächtnis, daß der Mann gar nicht Ariel Scharon heißt. Letzteren sehen wir deutlich häufiger, er hat in Deutschland auch mehr zu sagen, als unser Bundespräsident, aber er regiert ein Land von der Größe Sachsen-Anhalts, das irgendwo zwischen Afrika und Asien installiert wurde. Unser tatsächlicher Bundespräsident heißt Horst Köhler und spricht wenigstens hin und wieder Deutsch.

In seinem Weihnachtsmärchen erzählt der nette Herr Köhler davon, daß Deutschland wieder an die Spitze Europas zurückkehren soll. Das hat ihm vermutlich Frau Merkel gesteckt, aber die war schon mit einem Platz unter den ersten drei zufrieden. Dabei haben wir die Spitze Europas doch nie wirklich verlassen. Ja, gut, Deutschland geht es schlecht, die Arbeitslosigkeit stagniert auf Rekordniveau, das sich mit Hartz IV und Ein-Euro-Jobs nur geringfügig beschönigen läßt. Und wenn wir Wirtschaftsnachrichten über Deutschland hören, dann beginnen diese mit Rekordgewinnen der Unternehmen und enden mit Massenentlassungen zwecks Standortverlagerung.

Ja, wirtschaftlich sind wir alles andere als Spitze. Nur im Bezahlen sind und bleiben wir es, dank einer Bundeskanzlerin, die überfällige Reformen in der EU mit dem Geld der deutschen Steuerzahler hinauszögert. Solche Zahlungen vergrößern das Defizit im Bundeshaushalt, was dazu führt, daß Deutschland wohl nie wieder die einst von ihm verlangten Maastricht-Kriterien erfüllen wird. Aber das ist nicht so schlimm, auch das läßt sich mit Geld regeln. Da bezahlt Deutschland halt eine saftige Strafe mit dem Geld, das es ohnedies nicht hat. Dieser europäische Wahnsinn ist Methode geworden. Und in diesem Wahnsinn sind und bleiben wir Spitze, auf immer und ewig. Das wurde leider in Köhlers Märchenstunde nicht erwähnt. Aber es ja auch ganz und gar nicht märchenhaft.


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