.\\\\*////...Point Zero (Eine Nachweihnachtsgeschichte)+____++*
Geschrieben von Ego Man am 13. Dezember 2005 13:36:16:
(Quelle: http://www.pentagon.gov/photos/Dec2005/051203-N-9866B-072_screen.jpg) The Marines - are to protect and to serve us! Click it!
POINT ZERO
Ego Man
Es ist Sonntag in Annaba. Die Familie Alkhalfuty ist zuhause. Es ist eine ägyptisch-deutsche Familie, die in Algerien lebt.
Vater Hadjji Chalid ist ein pausenlos und maschinengewehrschnell sprechender und quirliger Dickwanst. In der Verwandtschaft hat Chalid den Spitznahmen „Kugelblitz“. Seine Bekannten nennen ihn liebevoll lästerlich „Khalaschnikoff-Chalid“. Chalids Lieblingsspeise ist ‚Um Ali’. Den täglichen zwölfprozentigen ‚Sidi Brahim’ trinkt Chalid aus der Minzekanne – wegen seiner strenggläubigen muslimischen Verwandtschaft. Sein Lieblingsthema in allen Gesprächen ist die Politik des Maghreb.
Mutter Chalidina ist vor drei Jahren zum Islam konvertiert. Seitdem geht sie abends mit dem Heiligen Qur’an ins Bett. Den guten ‚Medea’ trinkt sie nun nicht mehr. Dem allgütigen, allweisen und allmächtigen Allah, dem Allerbarmer, schickt Chalidina oft dicke Briefe mit Fragen, niemals mit Klagen.
Mit Mohammed, dem Propheten, spricht Chalidina nur zum alljährlichen Hammelfest.
Die Familie hat beschlossen, heute einmal nicht fernzusehen. Nur das Radio plärrt. Zu hören ist das blecherne Blöken des elektronischen Muezzin. Mit larmoyanten Kehllauten animiert er Gläubige zum Mittagsgebet. Danach ist das Septett ‚Die sieben Maultrommler’ aus Deutschland zu hören. Sie trommeln so schnell wie Hühner ihre grünbraune Kacke verscharren wollen, sagt Vater Chalid. Die Trommelfrequenz liegt bei achtundneunzig.
Danach gibt es endlich sonntägliche Unterhaltung vom feinsten. Es tritt das Überregionale Rundfunk Animationsquartett „Chamäleon Entertainment“ aus Constantine auf. Die Unterhaltung ist eine Mischung aus Rai-Musik, algerischem Rap und rheinischen Dissonanzen, wie Vater Chalid spottet. Das kommt gut an. Den Abschluss des Entertainments bildet wie immer der schmalzige Song „Amir Amar Amore.“ Opa Nasreddine Alkhalfury muss weinen.
Im Wohnzimmer sitzt der kleine Siharfi am Computer. Vater Chalid hat den Computer aus Deutschland mitgebracht. Seit die Familie Alkhalfuty ihn hat, ist der Computer das liebste Spielzeug des Kleinen.
„Papa, kuck’ mal, was ich gemalt habe:
??????????????????????“
„Ja, Siharfi, ich sehe: eine ganze Menge Fragezeichen!!! Gut so!"
„Papa, ich wette, dass Du nicht so viele Fragezeichen malen kannst! Hihi, hihiii!"
„Oh doch, Siharfi, pass auf:
????????????????????????????????????????????? - Ätsch!"Der kleine Siharfi ist sehr traurig. Dicke Tränen kullern ihm die Wangen herunter. Siharfis kleine Schwester Djjamila eilt herbei, um ihn zu trösten. Sie fährt mit ihrer Patschhand in Siharfis Gesicht. Das macht alles noch viel schlimmer. Siharfi will keinen Trost. Er will gegen Papa gewinnen. Papa Chalid ist schlau. Schließlich ist er Haddji. Er geht zum Wohnzimmerschrank und schließt ihn auf. Dann nimmt er eine Tüte ‘Maiz Fritos’ aus dem Schrank, nimmt eine Handvoll der köstlichen Kugeln und gibt sie Siharfi. Siharfi isst die ‘Maiz Fritos’ für sein Leben gern. Er steckt sie alle auf einmal in den Mund, mampft eine Weile. Verwischte Kullertränen, nasser Straßenstaub und der verschmierte ‘fritoz’-Brei geben seinem Gesicht einen kriegerischen Ausdruck.
Siharfi ist bereit zum Kampf gegen seinen Papa Chalid.„Papa, kuck mal, was ich da gemalt habe": ?
„ Ja, Siharfi, ich sehe: EIN Fragezeichen!!! Gut so!"„Papa, ich wette, dass Du kein HALBES FRAGEZEICHEN malen kannst!“
„Nein, mein kleiner Siharfi, das kann ich am Computer nun wirklich nicht!
Aber kannst DU es denn – Haha, hahaha???"„Oh ja, Papa, kuck mal": .
Nun ist Papa Chalid traurig. Traurig ist er deswegen, weil immer noch ein bisschen von einem Kind in ihm steckt. Und ein Kind will immer gewinnen. Erst als er das strahlende Gesicht von Sohnemann Siharfi sieht, fängt auch er wieder zu lachen an.
Den schönsten Trost spendet ihm der kleine Siharfi, sein Sohn:
„Kuck, Papa, es steht doch ‘UNENTSCHIEDEN’ zwischen uns!
Du kannst ja das nächstemal gewinnen".Laut und hell muss der Kleine lachen. Sein Mund steht offen ... offen wie ein Scheunentor. Auch Papa ‚Kugelblitz’ muss lachen. Er lacht meckernd. Er ruft dem Sohnemann zu:
„aqemmom iqnen war th'tidhfen izan - in einen geschlossenen Mund können keine Fliegen eindringen.“
Zum gemeinsamen Lachen kommen sie nicht mehr.
Der atomare Tod hatte die Schatten des Lachens in die verwüstete Erde gebrannt.
The
LORD +
bless you all the way and all that time!
Be Careful!
Ego Man
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