Re: Strom-Blackout in ganz Dtld. real! Really ?

Geschrieben von NoPasaran am 05. Dezember 2005 13:08:03:

Als Antwort auf: Strom-Blackout in ganz Dtld. real! geschrieben von King Henry am 04. Dezember 2005 18:00:16:

Hallo King Henry,

ich weiß nicht so recht, was ich von dem Interview mit dem Kampmann halten soll. Kann sein, daß der ehrlich schlaflose Nächte hat, kann aber auch sein, daß er sich von der Energiewirtschaft hat kaufen lassen - die Tatsache, daß er bei den Grünen ist, würde ich nach eingehender Betrachtung von sieben Jahren Rot-Grün nicht als Gegenargument gelten lassen. Ich bin in der Materie nicht gut genug drin, um da wirklich kompetent urteilen zu können, aber mir fällt folgendes auf:

Es ist Freitag Nachmittag. Es ist Sommer. Die Menschen sortieren im Garten das Grillfleisch. Es wird kaum Strom verbraucht. Das Wochenende steht vor der Tür. Die Industrieanlagen in Sachsen-Anhalt sind weitestgehend heruntergefahren. Ein steife Brise bläst. Alle Windkraftanlagen liefern satt Strom.

Erstens: Ich wohne seit eineinhalb Jahren ziemlich im Wald, und zwar ohne Anschluß an das öffentliche Stromnetz, wir machen uns unseren Strom selber, Dieselgenerator (und demnächst, falls alles läuft wie geplant, eine dicke Solarzellenanlage) -> Ladegeräte und Schweißtrafos, die kann man da nämlich locker auch verwenden -> großer Akku-Block -> Wechselrichter auf 220 Volt. Das Ding hat seine Nachteile, weil man halt dauernd irgendwie auf dem Quivive sein muß, falls was kaputt geht, aber es hat auch Vorteile, beispielsweise die Tatsache, daß man sich da wirklich den bewußten Umgang mit der Ressource Elektrizität antrainieren muß, sonst geht das nicht.

Meine Erfahrung ist nun, daß wir den höchsten Stromverbrauch genau im Sommer haben, wenn's so richtig schön brüllheiß ist, und zwar wegen der Kühlschränke und Gefriertruhen, die ziehen da dann kräftig die Amperes. Seitenassoziation: Die - sozusagen Enro-basierten - Blackouts in Kalifornien vor ein paar Jahren gab's ebenfalls im Sommer, der Klimaanlagen wegen.

Zweitens: Bei dem heute grassierenden Effektivitätswahn - und in Anbetracht diverser Schichtmodelle in der Autoindustrie, was mir gerade so einfällt - : Zeig' mir bitte ein Industrieunternehmen größeren Zuschnitts, das seine Anlagen welcher Art auch immer für's Wochenende runterfährt. Da hab' ich Zweifel.

Resumme: Man müßte sich mal einschlägiges Datenmaterial beschaffen und anschauen - aber ich hab' da meine Zweifel an diesem es wird kaum Strom verbraucht, und wenn Bruder Kampmann an dem Punkt etwas verzapft, was nicht stimmt, dann ist das ganze Interview gepflegte Desinformation.

Was ich durchaus für möglich halte.

Nämlich: Prinzipiell hat er schon recht damit, daß das ein Problem ist, wenn zuviel Kraftwerkskapazität auf'n Schlag wegbricht, und daß das durch sich abschaltende Windräder en gros verursacht werden kann, aber ich hab' ein komisches Gefühl bei der Sache.

Volksstimme: Als Energiemanager mit grünem Parteibuch, noch dazu mit einem schmucken, kleinen Windrädchen-Modell im Büro, stehen Sie der Windenergie bestimmt sehr positiv gegenüber?

Johannes Kempmann: Durchaus. Ohne Zweifel steckt in der Nutzung von Windenergie ein großes Potenzial. 3000 Beschäftigte allein beim Windkraftanlagenbauer Enercon in Magdeburg zeigen dies eindrucksvoll. Die Geschwindigkeit, mit der die Branche wächst und die Strommenge, die sie in unser Netz einspeist, beunruhigt mich allerdings.

Sprich: Das große Ja, Aber .....

Gute - gut im technischen Sinne - Desinformation besteht zu 80 % aus fundierter Wahrheit, mit 20 % darin eingestrickter Lüge - und dieses Interview könnte in dieses Schema passen. Allein diese Passage

- und wer, wenn nicht wir und Eon Avacon als Netzbetreiber sollten dies besser wissen -

läßt bei mir ein paar rote Lichter im Kopf angehen. Denn so selbstlos sind unsere Energiekonzerne nun mal nicht, daß sie in so eine Studie Geld stecken würden, ohne daß für sie was rumspringt bei.

Nämlich klar, jedes technische System kann zusammenbrechen, das ist überhaupt keine Frage, und für derartige Fälle vorzusorgen ist wichtig, aber ich werd' das Gefühl nicht los, daß es hier um Anderes geht: Die eigene Monopolstellung zu festigen.

Eher skeptisch, NoPasaran


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