Re: Zusatzinfos diverse (Essener)

Geschrieben von Templar am 05. Januar 2005 01:25:32:

Als Antwort auf: An Bouvier u. a. Antichristthematik: Betrachtung Jesu geschrieben von Badland Warrior am 05. Januar 2005 00:32:49:

Hi Baddy

Schön, dass es dir wieder besser geht. Hat zwar nur am Rande Schnittpunkte, aber da du dich intensiv mit der Materie befasst hast, anbei ein paar Informationen über Doppedeutigkeiten und mögliche, immer noch nicht richtig auseinandergepfriemelte Codes und Doppedeutigkeiten im NT, die ich 2001 zusammengetragen habe, hilft dir vielleicht auch irgendwie weiter:

Greetz
Templar

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Die Gegend um Qumran weist Spuren der Besiedlung eines Zeitraums beginnend ab 3500 v. Chr. auf. Die Dauerhafte Besiedlung nahm ihren Anfang ab ca. 130 v. Chr. Zu der Zeit zogen sich ein Teil der ultrastrikten Anhänger des jüdischen Glaubens, aufgrund von Meinungsunterschieden mit den Makkabären, in die Wildnis um Qumran zurück. Qumran hiess damals Sekhakha, die Besiedlung wurde durch ein schweres Erdbeben um 31 v. Chr. unterbrochen. Die Siedlung wurde von der Glaubensgemeinschaft der Essener zur Zeit Herodes wieder aufgebaut. Die essenischen Schriftgelehrten schrieben Interpretationen und Kommentaren zu den Texten und Psalmen der Propheten Nahum, Habakuk und Hosea. Die von den Gelehrten verwendete Technik zur Herstellung eines Zusammenhangs zw. den Aufzeichnungen aus dem AT und den aktuellen Ereignissen basierte auf eschatologischem Wissen, einer Form der kodierten Darstellung, die sich traditioneller Worte und Passagen bediente und ihnen eine spezielle Bedeutung zuordnete, die für das zeitgenössische Verständnis relevant war. Die Bedeutung wurde naturgemäss nur von jenen verstanden, die den Kode kannten, für alle anderen waren es weiterhin alte Texte.

Die Essener waren im Gebrauch dieses allegorischen Kodes gut trainiert. In den Evangelien taucht er besonders in den Passagen auf, die mit "Wer Ohren hat zum hören, der höre" anfangen. Damit die Evangelien von den Römern nicht verstanden werden konnten, wurden sie zu grossen Teilen mit einer zweifachen Bedeutung angelegt: Die evang. Botschaft an der Oberfläche und politische Informationen darunter. So sind etwa Anspielungen auf Babylon in der Regel Hinweise auf Rom. Die Theologin Barbara Thiering von der Universität von Sydney hat die zu diesem Thema wohl umfangreichsten Arbeiten vorgelegt.

Jesus wurde dabei als "Wort Gottes" bezeichnet. Die "Armen" waren nicht etwa unterprivilegierte Menschen, sondern die in die höheren Ränge der Gemeinschaft initiierten Mitglieder der Gemeinschaft, die deshalb verpflichtet waren alle weltlichen Güter aufzugeben. Die "Menschenmenge" bezeichnet den Tetrachen (Statthalter) der Region, während die "Volksmenge" für den regierenden Rat steht. Novizen innerhalb des religiösen Establishments wurden als "Kinder" bezeichnet, die Doktrin der Gemeinschaft war "der Weg" und jene die den Prinzipien des Wegs folgten, wurden "Kinder des Lichts" genannt. Als "Leprakranke" wurden oft jene gekennzeichnet die nicht in die höhere Gemeinschaft initiiert oder ausgestossen worden waren. Die "Blinden" waren jene, die nicht dem "Weg" folgten. Naheliegenderweise geht es in Texten wo davon gesprochen wird, dass Blinde und Leprakranke geheilt wurden, also ganz spezifisch um eine Bekehrung zum richtigen "Weg"

Die Befreiung von der Exkommunikation wurde als "Auferstehung von den Toten" (!!) beschrieben. Die Definition "unrein" bezog sich meistens auf unbeschnittene Nichtjuden, und die Beschreibung "krank" galt all jenen die in öffentliche oder klerikale Ungnade gefallen waren.

Solche im NT verborgenen Informationen waren zur Zeit seiner Erstellung von grosser Relevanz und sind bis heute wichtig. Zur Verschleierung der wahren Bedeutung der Texte wurden Allegorien, Symbole, Metaphern, Gleichnisse, spezielle Definitionen sowie Pseudonyme verwendet. Die wahre Bedeutung war jeweils jenen die "Ohren hatten zum hören", offenbar. Diese "esoterische" (verborgene) Sprache des NT verwendet also Begriffe wie Wolken, Schafe, Fische, Brotlaibe, Tauben und Kamele um Menschen zu bezeichnen. Genau wie wir heutzutage von Imobilienhaien, Bullen, Wölfen oder Stars sprechen um Menschen zu bezeichnen.

Einige dieser Bezeichnungen im NT drücken nicht nur den sozialen Status aus, sondern waren Titel. Die Hauptdoktrin der Gemeinschaft war das "Licht" und dieses Licht wurde durch eine hohe Triearchie (Priester, König und Prophet) repräsentiert, die symbolischen Titel "Macht", "Königreich" und "Herrlichkeit" trugen. Innerhalb des klerikalen Patriarchats war der "Vater" der Oberste, und seine unmittelbaren Helfer waren sein "Sohn" und sein "Geist".

Einer der grundlegendsten Glaubenssätze der Essener besagte, dass das Universum zwei Hauptsächliche Geister enthält: Licht und Dunkelheit. "Licht" steht dabei für Wahrheit und Gerechtigkeit, während "Dunkelheit" für Perversion und das Böse stand. Zur Zeit der davidianischen Könige galt der Zadok-Priester (Zadokide) als höchster Vertreter des Lichts auf Erden. Doch ebenso wie das Licht seinen Vertreter auf Erden hatte, so besass im Sinne eines gesunden Ausgleichs auch der Geist der Dunkelheit seine Stellvertreter. Diese Position fiel dem obersten Schriftgelehrten zu, um eine nominelle Opposition innerhalb der hierarchischen Struktur zu bilden. Die Hauptverantwortung des designierten "Prinzen der Dunkelheit" bestand unter anderem Darin, weibliche Initiierte in der Standfestigkeit des Zölibats zu prüfen. In dieser Eigenschaft trug er den hebräischen Titel "Satan" (Ankläger). Das griechische Äquivalent lautete Diabolos (Aggressor oder auch Auseinandertreiber).

Josef stellt einen Titel und keinen Namen einer Person dar: Der Titel "Josef" wurde jeweils dem ältesten Sohn jeder Generation der davidischen Blutslinie gegeben. Wenn ein dynastischer Sohn des Hauses Juda (gleichgültig wie sein eigentlicher Name lautete) zum "David" wurde, wurde der älteste Sohn (der Kronprinz) automatisch zum "Josef". Gab es zu diesem Zeitpunkt keinen Sohn oder war dieser unter 16 Jahren alt, so erhielt der nächstälteste Bruder des "David" vorübergehend die Bezeichnung "Josef". Josef von Arimathia ist demnach Jakob der Gerechte, der Bruder von Jesus, der nach Grossbritannien ging und im Jahre 82 n. Chr. in Glastonbury starb.

Als "Fischer" wurden die taufenden Priester des Ordens von Melchizedek (Zadok) bezeichnet. --daher leitet sich auch der Begriff "Fischerkönige" aus den Gralssagen ab, eigentlich eine Bezeichnung für die dynastische Linie des Hauses Juda. Die Dynastie von Abjatar (2.Sam.20,25) war seit der Zeit König Davids als sekundäre Linie in der Hierarchie der Oberpriester etabliert. Die Linie von Zadok bildete die primäre Linie. Zusätzlich zu den herkömmlichen religiösen Riten bewahrten die Essener innerhalb ihrer Herrschaftsstruktur auch die Namen der Erzengel aus dem AT. So war der Zadok-Priester auch der Erzengel Michael, und der Abjatar-Priester war Gabriel, unabhängig von seinem eigentlichen persönlichen Namen. Als Zweitrangiger war Gabriel/Abjatar der designierte "Engel des Herrn" (also Botschafter von Zadok/Michael). Dieses ganze System wird im Detail im 1. Buch Henoch (4,9) beschrieben. Vor der Geburt Jesu war konkret Zacharias der Hohe Zadok (der Erzengel Michael). Seine Frau war Marias Cousine Elisabeth und sein Rangnächster, der Abjatar (oder Erzengel Gabriel) war Simeon des Essener. (--> Was das alles für die Geschichte der Verkündigung die angebliche unbefleckte Empfängnis bedeutet, kann ich mal bei Gelegenheit ausführen).

Noch was zur falschen Bezeichnung "Jesus von Nazareth": Wie im Brief der Hebräer (7,14) nachzulesen ist, stammte Jesus aus dem Hause Juda, somit aus der gleichen Famiienlinie wie König David. In der Bibel steht ebenfalls, dass Jesus "Nazoräer" war, was allerdings keinesfalls heisst, dass er aus der Stadt Nazareth stammte. Bei der Bezeichnung Nazoräer (auch Nazaräer oder Nazarener) handelt es sich ausschliesslich um die Beschreibung der Zugehörigkeit zu einer Sekte. Das moderne arabische Wort für Christen lautet "Nasrani" und der Koran bezeichnet die Christen als "Nasara" oder "Nazara". Diese Varianten stammen alle vom hebräischen Nozrim, dem Plural des Begriffs "Nazrie ha-Brit" (Hüter des Bundes), eine Bezeichnung für die Gemeinschaft der Essener in Qumram.


Hochzeit von Kaanan:
Im Originaltext wird nicht gesagt, dass die Gesellschaft allen Wein getrunken hatte, sondern dass sie Wein begehrte. Die Bedeutung dieses Unterschiedes wird deutlich, wenn wir uns den in den Papyrusrollen vom Toten Meer beschriebenen rituellen Ablauf des damaligen Äquivalents zur Heiligen Kommunion vor Augen führen. Dabei war es ausschliesslich den voll initiierten Zölibaten erlaubt, Wein zu trinken. Alle anderen Anwesenden wurden als uneingeweiht betrachtet und mussten sich auf Reinigungsritual mit Wasser beschränken, dazu gehörten Novizen, verheiratete Männer, Laien und Nichtjuden. Das Evangelium erwähnt, dass "dort sechs steinerne Wasserkrüge waren, wie es den Reinigungsvorschriften der Juden entsprach". Das eigentlich bedeutsame an der Geschichte ist, dass Jesus es auf sich nahm mit dieser ehernen Regel zu brechen, das Wasser wegzulassen und es auch den "unreinen" Gästen gestattete vom geheiligten Wein zu trinken. Dazu muss man noch wissen, dass die Kommunion mit geweihtem Brot und Wein eine uralte Tradition der Essener war und kein Produkt des späteren Christentums, die es mit dem "Letzten Abendmahl" in Verbindung brachte.

Ein weiteres Beispiel ist die Speisung der 5000, auch hier geht es nicht um ein Wunder sondern um einen bestimmten Vorgang im Zusammenhang mit Nichtjuden. Nichtjuden waren nicht zu den jüdischen Ritualen zugelassen, wenn sie nicht konvertiert waren. Jesus wollte auch die Unbeschnittenen (Ungläubigen) unter Jahwe vereinen, für die orthodoxen Juden ein ungeheurer Skandal.

Nichtjuden, die konvertieren wollten mussten sich in einem bestimmten Ritual als "Fische" von "Fischersleuten" ganz konkret aus dem Wasser an Bord eines Bootes ziehen lassen. Bei diesen Taufzeremonien fuhren die "Fischersleute", die nichtjüdischen "Fische" fingen, ein wenig aus den See hinaus. Die Täuflinge wateten daraufhin ins Wasser hinein und auf die Schiffe zu. War alles bereit setzten sich die "Fischer" vom Ufer aus in Bewegung, auf die Boote zu, die mittlerweile an der Mole festgemacht worden waren-symbolisch gingen sie "übers Wasser" zu den Schiffen. Eine ähnliche Übertragung von Bildern findet sich bei den levitischen Beamten des Heiligtums, die gemeinhin als "Brotlaibe" bezeichnet wurden. Bei ihrer Ordination -der Zulassung in den Priesterstand- reichten die amtierenden levitischen Priester den übrigen Priestern sieben Brotlaibe und den zölibatären Kandidaten fünf Laibe und zwei Fische. In dieser Geste lag eine wichtige juristische Symbolik, denn während die Nichtjuden ihre Taufe als "Fische" empfangen konnten, bestand das jüdische Gesetz darauf, dass ausschliesslich Juden zu "Brotlaiben" werden konnten. Erneut brach Jesus hier die ehernen Gesetze und erlaubte es allen, auch Nichtjuden, an einem Ritual teilzunehmen, dass nicht einmal den gewöhnlichen Juden erlaubt war. Konkret unbeschnittenen Nichtjuden, Repräsentanten der Ham-Bruderschaft (als die "Fünftausend" bezeichnet) symbolischen Zugang zur Gemeinschaft, indem er ihnen die "fünf Laibe und zwei Fische" der jüdischen Kandidaten für das Priesteramt anbot. Bei der "Speisung der Viertausend" offerierte Jesus die sieben Laibe der ältesten Priester der unbeschnittenen Menge von Shem.

Noch was zur Auferweckung des "Toten" Simon:
Nach jüdischem Gesetz dauerte eine Exkommunikation vier Tage und wurde als eine Art spirituelle Hinrichtung verstanden. In dieser Zeit trug der Exkommunizierte ein Totenhemd, wurde eingeschlossen und wurde auch von seiner Umgebung als todkrank behandelt. Konkret ging es um Simon Zelotes, der zu der Zeit der "Vater" der Gemeinschaft (siehe auch meinen Text von gestern) war. Seine Exkommunikation erfolgte aufgrund einer Auseinandersetzung mit Pontius Pilatus. In Anbetracht seiner Stellung wurde Simon in der Grabkammer von Qumran eingeschlossen, auch als "Abrahams Schoss" bezeichnet. "Wiederauferweckungen" waren möglich, mussten aber bis zum dritten Tag der Exkommunikation erfolgen, weshalb also nach Jesus geschickt wurde, mit dem Hinweis Simon seie "todkrank".

Eigentlich konnte Jesus da nichts tun, denn er war Repräsentant der Königslinie und weder "Vater" noch "Hohepriester" und demzufolge ohne die nötige Autorität um Simon wiederaufzuerwecken und von der Exkommunikation zu befreien. Jesus kam dabei zuhilfe, dass der "König" Herodes Aggripa seine juristische Autorität an Herodes Antipas verlor, der eh auf Simons Seite stand und die Exkommunikation rückgängig machte und die Auferweckung befahl. Jesus hatte zu dem Zeitpunkt keine priesterliche Autorität, vollzog aber dennoch das Ritual, auch wenn schon der vierte Tag der Exkommunikation und damit der Zeitpunkt des spirituellen Todes gekommen war. Bei dieser Zeremonie der Auferweckung bezeichnete er den "toten" Simon als Abrahams Diener Eliezer (daraus wurde dann später Lazarus). Und so geschah es dass "Lazarus von den Toten auferweckt wurde" -und das ohne offizielle Sanktionierung durch den "Vater", einen Hohepriester oder das Konzil von Sanhedrin. Dieser Vorgang war ein unerhörtes Ereignis für die Menschen (mindestens so krass, als ob der Papst eine Frau zur Nachfolgerin weihen würde....nur so als Beispiel:-))


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