Kämpfen lernen!
Geschrieben von ISquare am 22. November 2005 05:53:31:
Vom Gebrauch und der Anschaffung von Waffen der verschiedensten Art ist hier im Forum zu lesen; viele der Waffen sollen in erster Linie der Jagd auf Wild dienen, um sich Nahrung zu beschaffen, aber manche Waffen werden auch mit dem Gedanken angeschafft, diese zur Verteidigung gegen andere Menschen zur Anwendung zu bringen.
Dabei kommt es nicht nur auf die Waffe selbst an, sondern auch auf den erlernten Umgang mit ihr. In den kommenden Unruhen können wir damit rechnen, in Umstände zu geraten, in denen wir durch Maßnahmen der reinen Deeskalation alleine nicht mehr unsere Haut retten können, sondern gezwungen sind, den angebotenen Kampf anzunehmen und durchzufechten - Situationen also, in denen wir aktiv in einem Zweikampf stehen oder sogar gegen eine Überzahl von Gegnern zu kämpfen haben.
Vor einigen Jahren hatte ich hierzu immer wieder denselben Traum: Ein Mann griff mich auf offener Straße mit einer Art asiatischer Kampftechnik oder -taktik an und besiegte mich mit wenigen Schlägen. Auf dem Boden liegend, sah ich meinen Gegner nach meiner Niederlage an mir vorbeieilen und die Eingangstreppe eines nahegelegenen Hauses hinauf hasten, in dessen oberster Etage sich (in diesem Traum) meine Frau aufhielt. Mein Gegner hatte ein Messer gezückt und lief die Treppe hinauf in der Absicht, meine bessere Hälfte zu bedrängen. Obgleich ich ihm hätte hinterher laufen können, blieb ich aus Feigheit am Boden liegen, um nicht erneut in einen Kampf verwickelt werden zu müssen.
Diesen Traum hatte ich immer wieder und er bedeutete mir aus verständlichen Gründe eine unaussprechliche Schande. Der Sinn dieses Traums schien mir nicht klar. Was sollte wohl die Lektion sein?
Die Lektion war damals: Ich konnte nicht kämpfen. Obgleich körperlich nicht unbedingt der Schwächste, war ich nicht im Zweikampf geübt. Ich war davon überzeugt, es in einem Zweikampf mit jedem etwa gleichschweren erwachsenen Mann aufnehmen zu können - immerhin war ich in der Lage, ein Gewicht von über zwei Zentnern vom Boden aufzuheben und es mit ausgestreckten Armen über meinen Kopf zu halten. Ich machte mir nur etwas vor. Körperkraft bedeutet keine Kampfkraft.
Durch eine Reihe von Zufällen kam ich mit der Kampfkunst des Ving Chun, welches angeblich während der Qing-Dynastie von der buddhistischen Zen-Meisterin Ng Mui entwicklet worden ist, in Berührung. Anfangs sehr skeptisch, wie sich diese merkwürdigen, mir völlig praxisfern erscheinenden Verrenkungen wohl in einer deftigen Kneipenschlägerei bewähren sollten, wo mich mein ungehobelter Gegner vielleicht mit Bierflaschen und Billarstöcken angreifen wird, begann ich einfach mit der Schulung im Ving Chun und verinnerlichte mit der Zeit nicht nur die praktische Ausübung der Techniken, sondern auch die ihnen zugrunde liegende Theorie, ohne die man diese ehrwürdige und meisterliche Kampfkunst niemals effektiv anwenden kann.
Heute bin ich froh, diesen Weg gegangen zu sein und meine damalige Fehleinschätzung über meine vermeintliche (weil gar nicht vorhandene) Kampfkraft aufgegeben zu haben. Dieser Weg des Ving Chun lehrt den Schüler wahrlich die Hohe Kunst des Kampfes, welche, wenn sie mehrere Jahre lang gewissenhaft geübt wird, in einem Zweikampf zu einer erheblichen Überlegenheit gegenüber kämpferisch nicht ausgebildeten Gegnern führt. Erst im Laufe der Zeit dieses Training erfuhr ich, wie angreifbar ich zuvor gewesen bin, wie leicht ich Opfer einer körperlichen Konfrontation gewesen wäre, wie schnell ich einen Kampf verloren hätte, auch gegenüber einem sehr viel leichteren Gegner - wie sehr das Versagen vorprogrammiert war.
Zu jener Zeit wusste ich noch nichts über Prophezeiungen und bereitete mich demzufolge auch nicht besonders vor auf irgendwelche zukünftigen Unruhen. Aber diese mehrjährige, intensive Ausbildung im Zweikampf lässt mich heute mit größerer Ruhe an die erwarteten Zwischenfälle denken - denn was da an bestimmten Situationen, so sie einen Zweikampf betreffen, kommen mag, habe ich mannigfach in vielen Übungsstunden - sowohl waffenlos als auch mit Waffen (Stock, Doppelmesser) - bereits erprobt. Den damaligen Alptraum habe ich bald nach Aufnahme meines Trainings bis heute nie wieder geträumt.
Bereitet euch vor! Lernt zu kämpfen!