Re: zum minimalen, zum menschenwürdigen "Lebensstandard"

Geschrieben von ISquare am 30. Oktober 2005 08:42:44:

Als Antwort auf: Re: zum minimalen, zum menschenwürdigen "Lebensstandard" geschrieben von BBouvier am 30. Oktober 2005 03:55:21:

>Nachtrag:
>Schon vergessen,ja?
>=> Nach 1970 beschliesst die SPD unter Brandt:
>"Wir wollen doch mal die Belastbarkeit
>der deutschen Wirtschaft austesten!"
>Man wolle:
>Vollen Kündigungsschutz,
>Lohnfortzahlung bei Krankheit von dem ersten Tag an,
>Mitbestimmung der Arbeiter über die Firmen,
>6 Wochen voll bezahlten Urlaub mindestens,
>Mutterschutz, Nachtzulagen,
>Schlechtwettergeld, Gefahrenzulagen,
>Schmutzzulagen, steigende Renten,
>Sparerzulagen, Eigenheimzulagen,
>Sozialhilfen für Jedermann,
>Frühverrentung nach Belieben,
>Gratisstudium, "Abitur für Jedermann"....
>...und was Volksbeglückern sonst noch alles so in den
>Sinn kommt....
>Die fröhlichen Prognosen gingen dahin, wenn man weiter
>so fortfahre, die Arbeitszeit zu verkürzen
>und die Löhne zu steigern, dann arbeite man
>1999 bestenfalls noch 20 Stunden bei einem Verdienst von
>10.000.- DM.
>Nun der Test ist beendet:
>Leider hat Deutschland den Test nicht ausgehalten.
>Und ist ruiniert.
>Tut den SPD-Abgeordneten von damals ja
>vielleicht auch echt leid, Du.
>BB

BB, Deutschland ist nicht wegen seiner Ausgaben als Sozialstaat ruiniert. Es gibt keinen Kausalzusammenhang zwischen der heutigen desaströsen Finanzlage und den früheren Leistungen des deutschen Sozialstaates. Der hohe Schuldenstand hat andere Ursachen, die zu einem großen Teil aus dem internationalen Wettbewerb und der Globalisierung, zu einem anderen Teil aus den Nachwirkungen der schieren volkswirtschaftlichen Inkompetenz der ausgeübten Politik sowie aus dem Geldsystem (Zinswirtschaft) und der verstandenen und angewandten Fiskalpolitik schlechthin entstanden sind. Jeder Professor für Volkswirtschaft und für Neuere Geschichte, gleich welcher politischen Kaste er angehört, kann dir in einem längeren Vortrag die Mär von dem schuldenverursachenden Sozialstaat widerlegen. Solch eine These ist wissenschaftlich nicht haltbar, sie beruht entweder auf eine pauschal verherrlichende Sozialromantik und Unhimmelung politischer Systeme und Umstände der Zeiten vor dem Zweiten Weltkrieg oder auf Unkenntnis über die Zusammenhänge zwischen heutiger Verschuldung und dem politischen System der letzten 50 Jahre. Ein sorgfältiges Studium der wissenschaftlichen Literatur zu diesem Themenfeld dürfte für hinreichende Aufklärung sorgen, alles andere führt zu Stammtischgerede oder halbgaren Analysen. Das langfristige Einfrieren sämtlicher Sozialleistungen würde nicht zu einer spürbaren Schuldenverminderung des deutschen Staates führen.

Gruß
ISquare


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